Lieber Dieter,
zunächst von mir nachträglich herzliche Gratulation zu Deinem 20jährigen Jubiläum. Für das BB-Forum ist das ein historischer Tag. Oder wie es der von mir sehr geschätzte Weltbürger Sir Peter Ustinov einst so amüsant ausdrückte: „Ein Jubiläum ist ein Datum, an dem eine NULL für eine NULL von mehreren
NULLEN geehrt wird.“
Trotz seltener Präsenz bleibt mein „Mentor“ Dieter in Sachen BB ein treffsicherer Spurensucher und eloquenter Kenner, bei dem sich kritische Analyse und unterhaltsame Denkverführung treffsicher ergänzen.
Bei wesentlichen Sachverhalten (u.a. Abstimmungsverhalten, Prognose, Dividende) stellt der Autor seine Sicht der Dinge als einzig zulässige dar, obwohl man zu anderen Einschätzungen kommen könnte. Hier ist Dieter Chronist und Deuter zugleich und lässt keine Zweifel an seiner Interpretation zu. Dafür entschädigt die enorme Detailtiefe und die Themenvielfalt machen seine Beiträge auch zu einem klassischen „Weißt du noch?“ – Werk:
@ALL
1) Könnt Ihr euch noch an
3-stellige Kurse erinnern?
Das ist schon eine ganz Weile her. Da will ich mal nachschauen. Zuletzt war dies am 15.03.2011 mit exakt 100 EUR (Xetra-Schluss) der Fall! Seitdem ging es nur abwärts und heute beträgt der Kursverlust mehr als 60%. Da helfen auch die seit dieser Zeit gezahlten Dividenden nicht weiter. Sowohl @
Dieter als auch mein universeller, lieber alter Busenfreund @
Kater haben ja bereits hier eindrücklich die negative Performance von BB beleuchtet. Ich bevorzuge allerdings das Renditedreieck der Aktie:
Ich habe meinen ersten Beitrag in diesem Thread Anfang 8.02.2005 geschrieben. Wer bspw. in diesem Jahr bei BB eingestiegen ist und durchgehalten hat sieht permanent ROT. Und das gilt ab diesem Zeitraum für 93% aller Kauf/Verkauf-Jahresvergleiche!
Wer langfristig eine tatsächliche Wertentwicklung entdecken will, muss schon sehr weit zurückblicken. In der Ausgabe 44 von BÖRSE ONLINE wird mit großer Ernsthaftigkeit erörtert, dass man in 25 Jahren ein ganz dickes PLUS einfahren konnte:
Scheint mir aber aus der Zeit gefallen bzw. einer vergangenen Epoche anzugehören – und trifft wohl auf die Generation Dieter & Co. zu?
Dafür ist dieses Börsenmagazin nicht einmal in der Lage den richtigen Chartverlauf aufzuzeigen. Der Kursgipfel der BB-Aktie lag im April 2006 bei rund 260 EUR. Bei dem Kursniveau von heute vermittelt dies in der Rückschau ein Gefühl wie die Erst-Besteigung des Mt. Everest…denn wer damals „ausgestiegen“ ist, hat heute Nichts zu bereuen, sondern alles richtig gemacht.
2) Könnt Ihr euch noch erinnern wann hier das erste Mal die Wortschöpfung
CASHBERG eingeführt wurde?
Falls ich richtig recherchiert habe, geschah dies im meinen Beitrag #5102 vom 16.01.08. Allerdings hat es dieses Nomen noch nicht zur Aufnahme in den Duden geschafft. Mittlerweile werden im Thread mehr als 250 Beiträge zu diesem „terminus pecuniarius“ angezeigt und gehört zu meinem Wortschatz.
Kein Wunder weshalb das Thema Geld (1285 Beiträge) oder Geldhaufen (113 Beiträge) und Cash (740 Beiträge) hier omnipräsent ist. Dafür hat BB ja selbst ausreichend gesorgt, denn seit Ende GJ 2005 (mit 102,9 Mio. EUR) werden in der Konzernbilanz Jahr für Jahr mehr als 100 Mio. EUR an Cash ausgewiesen. In 2022 steht mit 171,5 Mio. EUR ein Rekordwert zu Buche (mit 42,8% größter Aktivposten der Bilanzsumme)!
Damit wird es höchste Eisenbahn für einen ordentlichen Kehraus. Da könnte BB ja in 2024 leicht Abhilfe schaffen…
Ansonsten bleibt die Frage offen: Cui bono? Vielleicht denkt der Firmengründer, beim Cashberg in seiner Bilanz, ähnlich wie die Schweitzer: Das Wichtigste am Käse seien die Löcher? Nur beim Cash ist es die Inflation und die sieht der gute
Mann und Bürger nicht, aber spürt sie umso mehr!
Kurzer Zwischenruf: Das Gold ist das Geld. Da ist es schon verwunderlich: In all diesen Jahren hatte BB nie ein paar Euro auch nur für eine Unze Gold übrig. Dabei gibt es im Thread zu Gold (479 Beiträge) ausreichend Unterrichtung, Empfehlungen und Vorzüge. Aber ehrbare hanseatische Kaufleute fassen dieses „nutz- und zinslose Zeugs“ nicht an. Die Zentralbanken in OST und WEST sind dagegen nach wie vor sehr daran interessiert ihre Reserven aufzustocken? Nochmals: Cui bono? Meine Antwort: Geld vergeht, Gold besteht.
3) Könnt Ihr euch noch an eine
reguläre Dividende über 3,00 EUR erinnern?
Auch dieses Ereignis liegt bereits zehn Jahr zurück. Für das GJ 2013 wurden 3,50 EUR/Aktie ausgeschüttet. Der Dividendengipfel lag da schon ein paar Jahre hinter uns. Für das GJ 2009 gab es 6,50 EUR + einmalig ein Liquiditätsbonus von 0,50 EUR = total 7,00 EUR. Leider ist dies völlig in Vergessenheit geraten. Es sollte in 2024 dringend wiederbelebt werden!
Seit GJ 2014 gibt es (mit Unterbrechung) fortwährend 3,00 EUR – ab GJ 2022 Basisdividende genannt. Diese lähmende Gewohnheit verführt hoffentlich nicht zum Stehenbleiben?
Die Bandbreite der bisher hier abgegebenen Schätzungen für das lfd. GJ 2023 (incl. Bonus) reicht von 3,00 EUR bis 6,00 EUR. Meine aktuelle Erwartung liegt „konservativ“ bei 4,00 EUR. Ob wir 2024 mehr als die Basisdividende erhalten? Ich würde sie ja nehmen, wenn Sie denn nur wollen!
Immerhin spricht die Statistik dafür, das BB überhaupt wieder eine Dividende zahlt. Denn seit Beginn der Börsennotiz im Jahre 1988 wurde 32-mal eine Dividende gezahlt und nur 3-mal gab es einen Ausfall! Rein rechnerisch beträgt die Dividenden-Wahrscheinlichkeit somit 91,4%. Übrigens nimmt der Begriff Dividende den Spitzenplatz (2.095 Beiträge) im Thread ein!
Noch eine praktische Idee, besser Wunsch: Ich würde gerne (wie beim Wettbewerber Lovisa) zwei Dividendenzahlungen im Jahr erhalten. Eine Interimsdividende im Dezember (quasi als WG) und eine Schlussdividende im Juni. Denn 2-mal 2 EUR sind mir lieber, als nur 1-mal 4,00 EUR. Was haltet Ihr davon? Aber wahrscheinlich wird BB darüber 100%ig keinen Gedanken verschwenden!
4) Könnt Ihr euch noch an den
Umsatz- und Ergebnisrekord erinnern?
Mit 390,1 Mio. EUR in 2009 stellte der Junior gleich im ersten Jahr als CEO diesen Rekord auf. Seitdem warten wir auf dessen Einstellung! Nach 2022 könnten wir im lfd. GJ ein weiteres Wachstum um rund 8 Prozent auf ca. 330 Mio. EUR verbuchen. Hält BB diese Rate bei, dürften wir uns in 2026 über das Überspringen der 400 Mio. EUR Hürde freuen.
Das Rekordergebnis (nach Steuern) von 82,5 Mio. EUR hält noch der Werner sen. seit 2008 in Händen. Der Junior erreichte in 2009 immerhin noch 75,4 Mio. EUR und ist bis 2022 auf bescheidene 35,3 Mio. EUR zurückgefallen. Weitere Tendenz: gefühlt fallend!
Hier ist wohl die alte Bauernregel angebracht: Wo kein (weiteres) Wachstum, kein Ertrag! Die alten Äcker sind ausgelaugt. Es fehlt am richtigen Dünger und neue Flächen müssen her!
Ich verstehe auch nicht weshalb BB nach neun Monaten nicht in der Lage ist seine Ergebnisprognose zu konkretisieren und einfach die EBT-Spanne von 38 bis 54 Mio. EUR (breit wie die Amazonasmündung) beibehält? Oder traut sich BB einfach nicht zu, den Bereich der Bandbreite weiter (nach unten) einzugrenzen?
5) Könnt Ihr euch noch an den
ersten Gegenantrag erinnern?
Das war am 11.06.2001 anlässlich der HV zum 25.07.11 und wurde von @JOE gestellt. Da war mein Fokus noch nicht auf BB gerichtet. Sein Antrag auf eine Sonderdividende in Höhe von 1,50 EUR neben der regulären Dividende i. H. v. 2,20 EUR (TOP 2) und der Beschluss für ein Aktienrückkaufprogramm von mind. 5 Mio. EUR (TOP 5) glich einer kleinen Revolution.
Kaum zu glauben, dass nach zweiundzwanzig Jahren, in der diesjährigen HV diese Thematik sogar mit zwei Gegenanträgen ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte. Bekanntlich liefen die Antragsteller und verbündeten, aufständischen Aktionäre („Anführer“ @JOE) auch diesmal ins Leere. Der Mehrheitsgesellschafter Werner sen. hat halt das Sagen!
Deshalb scheitert eine Lösung beständig, nicht nur an ideologischen Hürden oder schlichtweg an Inkompetenz der Gremien (Vorstand und Aufsichtsrat), sondern vielmehr am „Wohlwollen“ des Firmengründers und dem Besitz des Mehrheitsanteils (50,4%) an der Gesellschaft.
Dabei stelle ich mir vor: die Ausschüttung einer „Friedensdividende“ würde BB völlig neue Möglichkeiten der finanziellen Alimentierung ihrer Aktionäre eröffnen. Aber anscheinend befindet sich die viel zu hoch kapitalisierte BB bereits finanziell mit zuletzt 5 EUR Dividende (incl. Bonus) am Limit, während das „freie“ Aktionariat nach höheren Ausschüttungen lechzt.
Ich wünschte mir jetzt schon, dass in 2024 nicht weitere Gegenanträge folgen und wir uns die erneute Diskussion in der HV ersparen können.
Noch Fragen oder weitere Erinnerungen? Ich bin am Ende und möchte aber noch ein kurzes Fazit ziehen:
Singuläre Ereignisse oder kurzfristige Showeffekte (60. Firmenjubiläum) und langfristiger unternehmerischer Erfolg stehen oft nicht in direktem Zusammenhang.
Die Erwartungen an das lfd. GJ waren hier völlig überzogen und wurden nach der ad-hoc im August abgespeckt. Wenn man auf die Aktie schaut, gewinne ich den Eindruck: die Anleger wissen nicht so recht, was sie von BB halten sollen. Und wo man das Risiko nicht realistisch einschätzen kann und keine richtungsweise Strategie erkennt, investiert man grundsätzlich nicht. Die Aktie ist einfach nicht gefragt und bedeutungslos. Anders etwa Lovisa oder Pandora (heute Zahlen und eine Augenweide)!
BB war einmal ein glänzendes Unternehmen mit einer begehrten Aktie, konnte begeistern und wusste zu überzeugen. Leider ist das alles schon verdammt lang her…
mfg
Stellvertreter
Nachtrag: Noch zwei Randnotizen
1) Mein Kölner Nachbar Beckmann poliert nicht nur sein (soziales) Image auf:
Das „beeline Concessions Model“ brauchte kommunikativ eine zeitgemäßere Übersetzung. Da haben sie „The secret of the small space“ entwickelt und gleich mal einen ganzen Film dazu gedreht. Aber schaut einmal selbst:
https://vimeo.com/864339834
Das sind die Unternehmen denen die Zukunft gehört. Nicht nur Haltung, sondern Handlung. Impact matters! beeline weiß eben: Erfolg braucht Kommunikation. Nicht kommunikationsgestörte alte BB-Vorstände.
2) Der Wettbewerber Claire’s expandiert und erweitert abermals seine Concessionsflächen:
https://nationaljeweler.com/articles/12413-claire-s-to-expan…
Die „Schlafwandler“ bei BB zeigen in diesem Geschäftsbereich keinerlei Fortschritte oder hat sich offentsichtlich mit dem „Aachener“-Chef F.-W. Göbel den falschen, zwielichtigen Partner ausgesucht:
https://www.t-online.de/region/dortmund/id_100275456/-aachen…
Nun ja, Concessions bleibt bei BB eh weiter unterbelichtet (Umsatzanteil unter 5%) und bietet deshalb auch keinen Platz für schöne Erinnerungen!
Ps.: Dieser Beitrag stellt ausdrücklich
keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung für die BB-Aktie dar. Der Autor ist lediglich Inhaber von BB-Aktien.
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