FELSNES schrieb 28.01.25, 11:29
Zürich (awp) - Zürich (awp) - Mit einem Kursplus von mehr als 500 Prozent im vergangenen Jahr zählen die Aktien von Kuros zu den unangefochtenen Lieblingen am Schweizer Aktienmarkt. Für CEO Chris Fair ist das keine Überraschung, wie er er im Interview mit AWP sagt.
Interview: Henrietta Rumberger, AWP
AWP: Die Kuros-Aktien haben alleine im vergangenen Jahr mehr als 500 Prozent hinzugewonnen. Auf Sicht von 3 Jahren sind es mehr als 1000 Prozent. Hat sie diese kometenhafte Kursentwicklung überrascht?
Chris Fair: Überrascht würde ich nicht sagen. Ich denke, er ist vielmehr eine Bestätigung für den Kurs, den Kuros seit Ende 2022 eingeschlagen hat. Damals bin ich vom Verwaltungsrat in das Managementteam von Kuros gewechselt. Daniel Geiger folgte kurz danach als Finanzchef. Zusammen mit dem Gründer, Joost de Bruijn, haben wir aus dem damaligen Forschungs- und Entwicklungsunternehmen mit wenigen Einnahmen ein vollwertiges kommerzielles Unternehmen geschaffen.
AWP: Also ist das Kursplus eine reine Reaktion auf die Geschäftsentwicklung?
CF: Genau, auf unsere Fortschritte und wie wir sie kommuniziert haben.
AWP: Wie meinen Sie das genau?
CF: Wir haben klare Ziele gesetzt und diese Schritt für Schritt kommuniziert. Und weil wir die Ziele auch erreicht haben, konnten wir Glaubwürdigkeit aufbauen. Ein dritter Punkt kommt dazu: Schauen Sie sich mal in der MedTech-Branche um. Sie werden kaum ein anderes Unternehmen finden, das seinen Umsatz so schnell gesteigert hat wie wir, so rentabel ist und gleichzeitig keine Schulden hat.
AWP: Ihnen hat aber auch die Tatsache zugespielt, dass Sie anders als etwa ein typisches Biotech, keine Forschungsrückschläge hatten?
CF: Dass wir am Ende unsere Projekte mit dem Bandscheibenkandidaten Fibrin-PTH nicht weitergeführt haben, war zunächst schon als Rückschlag zu werten. Ich denke aber auch hier war es die Art, wie wir damit umgegangen sind und wie wir es kommuniziert haben, dass es am Markt nicht als solcher betrachtet wurde.
AWP: Können Sie das etwas genauer erklären?
CF: Statt es als eine Niederlage zu sehen, ist es uns gelungen, Kuros nicht zuletzt auch dank dieser Entscheidung weiter in Richtung Rentabilität zu bringen. Denn ehrlich gesagt, als wir die Daten zu Fibrin im Vergleich zu den Daten zu MagentOs gemeinsam angeschaut haben, war uns allen sofort klar, dass wir dieses Projekt nicht fortführen und uns stattdessen auf die sehr erfolgreiche MagnetOs-Plattform konzentrieren würden. So schade das auch war. Und am Ende dürfte das eben auch in unseren Kurs mit reinspielen, um auf Ihre erste Frage zu kommen. Wir haben Kuros früher als erwartet rentabel gemacht und das wird eben auch honoriert.
AWP: An der Börse wird ja aber vor allem die Zukunft gehandelt. Wie sieht die denn bei Kuros aus?
CF: Wir werden weiter wachsen.
AWP: Woher erwarten Sie Impulse für das weitere Wachstum? Durch die Partnerschaft mit Medtronics in den USA etwa, die Sie ja erst kürzlich vertieft haben?
CF: Genau. Diese Partnerschaft wird sicher zu unserem weiteren Wachstum beitragen. Immerhin ist Medtronic das grösste Wirbelsäulen-Vertriebsunternehmen der Welt. Medtronic übernimmt jedoch nicht den gesamten Vertrieb, wir verkaufen auch weiterhin über unabhängige Verkaufsagenten. Nur in klar definierten US-Regionen, in denen es für beide Seiten vorteilhaft ist, wird Medtronic unser Magnetos verkaufen.
AWP: Und finanziell zahlt sich die Partnerschaft auch aus?
CF: Natürlich. Unsere Partnerschaft ist so ausgerichtet, dass wir auch weiterhin Kontrolle über die Einnahmen behalten - und den Preis. Es handelt sich nicht um eine Vertriebsvereinbarung, bei der wir zum Selbstkostenpreis verkaufen und sie dann den Preis bestimmen. Wir behalten nach wie vor die vollständige Kontrolle über den Vertragsprozess, die Krankenhäuser, die Preisgestaltung und die Verbuchung der Einnahmen. Wir zahlen Medtronic eine Provision wie jeder andere Verkaufsagenten.
AWP: Bislang bezieht sich die Zusammenarbeit ausschliesslich auf die USA. Ist eine Expansion in andere Länder angedacht?
CF: Sagen wir so: Wie bei jeder Beziehung fangen wir erst einmal klein an. Es gab aber bereits einige Diskussionen über weitere Länder.
AWP: Und was erhoffen Sie sich von der Expansion in das Geschäft mit den Extremitäten?
CF: Ich denke, dass uns auch hier die Partnerschaft mit Medtronic grosse Chancen bietet. Weil wir so einen starken Partner für das Wirbelsäulengeschäft haben, können wir uns auf das Wachstum mit den Extremitäten konzentrieren und so noch schneller vorankommen. Denn in diesem Bereich bauen wir unsere eigene Infrastruktur auf, ohne Partner.
AWP: Sie bauen also ein eigenes Vertriebsnetz auf?
CF: Wir verwenden das gleiche Modell wie bislang im Wirbelsäulen-Geschäft und werden Verkaufsagenten einsetzen. Das heisst, wir schliessen Verträge mit unabhängigen Vertriebsagenturen ab.
AWP: Sind mit Ihrer Ausweitung auf Extremitäten auch zusätzliche Kosten verbunden?
CF: Das schon, aber wir sind in der Lage, die gesamte Extremitätenexpansion aus eigener Kraft zu finanzieren. So werden neben Vertriebs- und Marketingkosten auch für Materialien und klinische Studien Ausgaben anfallen.
AWP: Bringt das Ihren zuletzt positiv ausgefallenen operativen Gewinn (EBITDA) in Gefahr?
CF: Unser Fokus liegt auf der Balance zwischen hohem Umsatzwachstum und steigendem EBITDA. Und mit Blick nach vorne werden wir auch weiterhin in Wachstumschancen investieren. Dies kann dann durchaus vorübergehend die EBITDA-Marge etwas auffressen. Unsere Prognose für 2024 lautet auf 10 bis 12 Prozent Marge - und die haben wir zuletzt bestätigt.
AWP: Und nach 2024?
CF: Wir werden sicher in der Lage sein, die Marge in den nächsten zwei, drei Jahren schrittweise zu erhöhen. Der Hauptfokus liegt aber auf der Reinvestition in Wachstumschancen.
AWP: Gut. Aber angenommen, diese Zusammenarbeit mit Medtronic führt wirklich zu einem immensen Nachfrageschub. Wären Sie dann in der Lage, mit der Produktion Schritt zu halten?
CF: Wie Sie sich erinnern, haben wir im Sommer unsere Produktionskapazität mit einer Investition von etwas weniger als einer Million Dollar verdoppelt. Unser Vorgehen: Wenn wir eine Ausweitung des Geschäftes planen, gehören Gespräche über unsere operativen Kapazitäten immer zu den ersten Themen. Von daher bin ich zuversichtlich, dass wir unser Geschäft weiter skalieren können.
AWP: Welche Rolle spielt Ihre Pipeline bei diesen Wachstumsplänen?
CF: Die diversen Projekte spielen da auf jeden Fall auch mit rein. So bringen wir in diesem Jahr etwa ein Gerät auf den Weg, mit dem wir den Anforderungen für minimalinvasive Behandlungen speziell in der Wirbelsäulenchirurgie gerechter werden.
AWP: Wenn man sich die geschäftlichen Erfolge anschaut, die Sie erreicht haben und auch Ihre Kursentwicklung: Haben Sie noch keine Angebote von grösseren Konkurrenten erhalten, die Kuros gerne übernehmen wollen?
CF: Ich bin immer überrascht, wenn diese Frage nicht gestellt wird. Sie sind natürlich nicht überrascht, wenn ich sie nicht konkret beantworten kann. Was ich sagen kann: Mit dem, was wir in den letzten zwei Jahren erreicht haben und wo wir jetzt stehen, sind wir mittlerweile ein Name auf dem Markt. Wir gehören zu den zehn besten Produkten im Bereich der Orthobiologie.
hr/rw
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