ich erlaube mir hier meinen Beitrag aus einem anderen Forum auch hier leicht verändert reinzustellen...
Dunkle Sturmwolken am Lithiumhartgestein-Himmel und der Wiederaufstieg der Solevorkommen? Die aktuelle, nachdenklich stimmende Folge des Global Lithium Podcast
Der Lithiumexperte Joe Lowry hat eine bemerkenswerte neue Folge seines Global Lithium Podcast veröffentlicht. Alle die in Lithium investiert sind oder überlegen einzusteigen, sollten sich mit der darin geäußerten Sichtweise zur Zukunft des Lithiummarktes auseinandersetzen.
Ich fasse die aus meiner Sicht wichtigsten Punkte (zum Teil in meinem Worten) hier zusammen:
- es wird wahrscheinlich keine schnelle Lithium-Preiserholung geben, wie viele erwarten und erhoffen
- die extremen Preise aus 2022 werden wahrscheinlich nie wiederkommen, auch ein Spodumen Konzentrat-Preis von 2000 USD/Tonne über einen längeren Zeitraum hinweg könnte weit entfernt sein
- der aktuelle Preis ist historisch betrachtet ein sehr guter Preis, dieser hat aber weitreichende Auswirkungen für Lithiumaktien, da er dauerhafte Preise >1500 USD/T im nächsten Zyklus für unwahrscheinlich hält
- Grund dafür ist die Erfahrung aus dem letzten Zyklus, dass China bei hohen Preisen sehr schnell Lepidolith-und afrikanische Kapazitäten hochfahren kann („swing production“) und damit stark preisdämpfend wirkt
- Der Aufstieg Australiens ist der Tatsache geschuldet, dass die Lithium-Nachfrage viel zu schnell in der Vergangenheit gestiegen sei und die Kapazitäten der grundsätzlich, was die Kosten angeht, überlegenen Solevorkommen nicht schnell genug ausgebaut werden konnten. Dieser Aufstieg des Spodumens aus Australien sei zu Ende und zwar in der Hinsicht, dass mittelmäßige Spodumen - Projekte mit hohen Kosten und mittler Tonnage in der neuen Preiswelt in Australien keine Chance hätten (er nennt hier keine Namen, aber eine GL1 wäre wahrscheinlich ein Bsp für ein eher zweitklassiges Asset m.E.?). Die Top-Projekte werden aber weiter ihren Platz haben (Greenbushes, Pilgangoora und Dergleichen) und durch niedrige Kosten auch im moderaten Preisumfeld bestehen können.
- Auch Projekte wie NAL (SYA) sind keine erstklassigen Minen und daher nicht interessant aus Aktionärssicht. Er selbst würde in solche Projekte niemals investieren. Die operativen Schwächen im Falles Sayonas sieht er als Beispiel für die im globalen Vergleich schlechten, kanadischen Vorkommen. Harte Worte bezgl. NAL (SYA):
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„It is just not a world class asset (…). I wouldn’t touch a Sayona. What`s the point? There are much better options out there.“
- Der Wiederaufstieg der Solevorkommen sei in den nächsten 10 Jahren zu erwarten, da die Kostenstrukturen auf Basis von Lithiumkarbonat unschlagbar seien und aktuell gewaltige Investitionen hier getätigt würden, wie am Bsp. von Cauchari zu sehen sei (LAAC). Die Folge ist, dass mittelmäßige Spodumen-Projekte im Vergleich dazu nicht wettbewerbsfähig seien, selbst mittelmäßige Solevorkommen hätten immer noch Kostenvorteile auf LCE-Basis.
- Zu bestimmten Lithiumunternehmen äußerte er sich positiv wie etwa Lithium Americas und Lithium Argentina, Pilbara Minerals und SQM. Auch habe er eine kleinere Position in Latin Resources (LRS, Brasilien), da der Industrieveteran Peter Olliver an Board sei. Brasilien sei in diesem Zusammenhang ein vielversprechender aufkommender Lithiumproduzent. Kanadas globale Rolle sei immer noch enttäuschend, hier verweist er auf die gescheiterte Nemaska-Story und die schwache Performance Sayonas als bisher einzig operative Lithium-Mine
- Was den Aufbau der nordamerikanischen Batteriewertschöpfungskette angeht, sei er skeptisch: Piedmont arbeite schon seit über 8 Jahren am Projekt in North Carolina, Teslas Lithiumhydroxid-Fabrik sei bislang auch enttäuschend (Corpus Christi). Ausserdem sei es für Lithiumprojekte in Kanada vielmehr entscheidend, ob sich ausreichend Kathodenmaterialproduzenten ansiedelten und nicht die oft zitierten Batteriefabriken. Hierauf solle man genau achten.
https://x.com/globallithium/status/1785408811215343904
Mein Fazit:
Diese Einschätzungen sollte man ernst nehmen und für sich selbst prüfen, inwiefern sie stichhaltig ist und ggf. Anlagestrategien anpassen. Ich werde das auch erwägen und überlegen mich wieder stärker den Brineplays zuzuwenden. Zu SYA ist aus meiner Sicht alles gesagt, stimme dem Zitat von JL zu. Es ist und bleibt eine schlechte Ressource in Händen eines schlechten Managements....
Ich stelle mich jedenfalls auf moderate Preise für die nächsten Jahre ein. Ein Preismodell, dass realistisch anmutet, ist aus meiner Sicht jenes von Wilson Advisory. Momentan sieht es tatsächlich nicht nach „Early Recovery Case“ aus:
Das Pendant zu Lithiumkarbonat:
Auch das von Citi, hier bezogen auf den Lithiumhydroxid-Preis, sieht ähnlich aus. Hier habe ich mal die $15k-Preislinie einzeichnet:
Preisprognosen sind natürlich immer schwierig und niemand hat eine Glaskugel. Aber es spricht viel dafür, dass wir diese extremen Preissprünge von 2022 nicht mehr sehen werden. Und das hat weitreichende Folgen für die Werteentwicklung von Lithiumaktien. Mir leuchtet mir ein, dass wir aktuell kein Angebotsdefizit haben. Auch halte ich es für absolut denkbar, dass die Preise sogar zwischenzeitlich noch einmal etwas fallen, um Angebotskapazitäten nachhaltig zu reduzieren und um den Markt ins Gleichgewicht zu bekommen. Ab 2026 sehe ich eine Reihe von niedrigpreisigen Elektroautomodellen (z.B. VW ID2, unter 25.000 EUR) auf den Markt kommen. Haben wir dann auch die entsprechende Ladeinfrastruktur in Europa, wird die Nachfrage in Europa nach EVs und dann auch nach Lithium m.E. stark steigen, möglicherweise passiert das zeitgleich auch in Nordamerika. Dann dürften höhere Preise ab Ende 2025 realistisch sein, würde ich denken. Wilsons Base Case sieht genau diese Preisbewegung im genannten Zeitraum.
Wenn wir also tatsächlich in diese "neuen" Lithiummarktrealität sein sollten, dann heißt das für mich, dass folgende Kriterien beim "Stockpicking" entscheidend sind:
1)
Qualität der Ressource (Nur in erstklassige Lithiumvorkommen/produzierende Minen investieren)
a. Global bedeutend in der Tonnage (Übernahmefantasie, politische Unterstützung wahrscheinlicher, mind. 50 Mio Tonnen bei Spodumen, mind. 3-4 Mio T. LCE
bei Brines)
b. Hoher Lithiumgehalt (geringere OPEX wahrscheinlicher, mind. 1,2% Li bei Spodumen, mind. 500 mg/Li bei Brines)
c. Hervorragende metallurgische Verarbeitungseigenschaften der Ressource (DMS-Verfahren bei Spodumen und geringer Eisengehalt; niedrige Verunreinigungen
mit Mg und Sufate bei Solevorkommen/Brines da niedrige OPEX und CAPEX wahrscheinlicher)
2)
Erfahrenes Management (welches in der Vergangenheit bewiesen hat, Projekte erfolgreich durchzuführen, am besten im Li-Bereich)
3)
Lokalität und Infrastruktur (keine „riskanten“ Länder, wie z.B. Mali, DR Kongo; vorhandene Anbindung an relevante Infrastruktur, da sonst zu hohe CAPEX)
DYOR
Gruß peekey