Für jeden Interessierten gibt es seit "Monaten" Berichte über die aktuellen Probleme deutscher und europäischer Autobauer und wer die Produktpalette von Schaeffler und deren Kundenkreis kennt, kann sich doch wirklich nicht wundern, warum die Aktie da steht wo sie sich gerade befindet. Und wäre es lediglich ein kurzfristig-temporäres Problem, wäre es nicht allzu schlimm, aber gerade was unsere Premiumbauer angeht, herrscht hier große Unsicherheit, was deren Outlook über die nächsten 6-12Monate angeht. Ein längerer (positiver) Ausblick, verbietet sich von selbst, wenn man die Situation in China, dem größten Automarkt der Welt, Revue passieren lässt. Und ja, natürlich wird das E-Auto sich durchsetzen, aber genau hier liegt ein besonders großes Risiko, weil ja gerade unsere deutschen Autoschmieden in China immer weniger Marktanteile haben, da ihnen hier nicht nur BYD, sondern auch immer mehr der anderen chinesischen Konkurrenten Marktanteile wegknabbern.
Gleichzeitig bietet ja gerade die E-Mobilität neue Chancen für Schaeffler:
Neuer Antrieb für die Elektromobilität: Die 4in1-E-Achse von Schaeffler
https://www.schaeffler.de/de/news_medien/pressemitteilungen/pressemitteilungen_detail.jsp?id=87822377
Die jahrelange Verschnarchtheit unsere Autobauer gegenüber potenten Konkurrenten aus China, müssen jetzt Zulieferer wie die Schaeffler AG ausbaden und niemand kann seriös sagen, ob und wann wieder bessere Zeiten anbrechen. Hört sich alles andere als positiv an, aber so sieht die aktuelle Realität aus, der man sich als Aktionär von Schaeffler stellen muss. Was mich angeht, hoffe ich sehr, unsere Premiumschmieden (und damit natürlich auch Schaeffler) kommen so schnell als nur möglich wieder auf die Beine, aber als Kenner von BYD und deren chinesischen Konkurrenten, fehlt mir ein wenig die Fantasie, wie sie hier kurzfristig erfolgreich sein sollten? Und nicht genug, baut BYD gerade in Ungarn eine große Produktionsstätte auf, der noch eine weitere hier in Europa folgen soll und wer Kenntnisse über Qualität und vor allem Preisgestaltung von BYD hat, kann sich vorstellen, welche Auswirkungen dies auf den Absatz im Heimatmarkt haben könnte und wohl auch wird, womit wir dann bei "realistischen" Erwartungen wären, die man als Aktionär von VW, BMW, Audi und damit deren Zulieferern wie Schaeffler haben könnte? Ganz abgesehen, vom momentan sehr negativen Trend / Momentum, was Autobauer angeht. Sich aus diesem Sog befreien zu können, wird wohl eine eher zähe Angelegenheit, da der Anteil am Gesamtumsatz aus Automotiv-Technologies ein ziemlicher Batzen am Gesamtumsatz ist:
Ist jetzt von 2023, aber im letzten Jahr werden wohl keine extremen Veränderungen stattgefunden haben und die Sektion "Aftermarket" wächst ja auch stetig, ist aber trotzdem unter Automotiv einzuordnen, womit der Gesamtanteil noch größer wird. Es gibt hier sicherlich Foristen, die über die Schaeffler AG sehr viel besseres Wissen als ich haben, was im Moment aber nicht primär wichtig ist, denn ich tue jetzt (sehr rudimentär) das, was auch andere Interessierte (oder auch Analysten) tun. Ich schaue auf das Gesamtbild Autobranche, in der wichtige Teile davon Probleme haben und nicht wirklich geklärt ist, wann diese sich wieder auflösen und welche Auswirkungen dies wohl auf Zulieferer wie Schaeffler haben könnte? Schaeffler selbst ist gut gewachsen und hat ein weltweites Netzwerk gespannt, welches auch in Zukunft eine große Rolle im Zulieferermarkt einnehmen wird, aber wenn ich Aktionär wäre, würde ich eben all dies bedenken und dann eben (erst einmal) kleinere Brötchen backen, weil ich nicht damit rechnen kann, dass sich diese Problematik schon morgen in Luft auflösen wird.
Hier noch ein Bild, welches die Korrelation Autobauer (VW) + Schaeffler AG aufzeigt:
Womit einem Kleinaktionär klar sein sollte, dass dieser Chart kein Zufall ist und man daraus schließen kann, dass die Schaeffler AG erst dann wieder reüssiert, wenn sich auch VW wieder spürbar nach oben bewegen kann. So muss es nicht kommen, aber hier sehen wir einfach mehr als pure Spekulation und als Retailer sollte man es in Überlegungen, was die Zukunft für das Investment angeht, mit einfließen lassen. Natürlich habe ich keinen Schimmer darüber, was nächste Woche sein wird und vielleicht vermeldet Schaeffler ja zeitnah einen Großauftrag, der den Kurs ein Stück weit nach oben bringt, was aber reine Spekulation und somit nicht tragfähig ist, da man aktuell den Blick auf das Kernproblem richten sollte. Solange man Aktionär ist, darf und soll man natürlich Hoffnung haben, ansonsten wäre man gezwungen zu verkaufen. Trotzdem sollte man gerade als Kleinanleger versuchen Zusammenhänge und Einflüsse von außen in den Kontext meines Investments zu stellen, damit man die eigenen Erwartungen auf die richtige Ebene stellt.
PS: Ich selbst bin natürlich auch Bürger, weshalb ich per se darüber froh bin, wenn ein deutsches Unternehmen wie die Schaeffler AG reüssiert. Und dasselbe wünsche ich mir natürlich auch für unsere Autobranche, einer Kernindustrie unseres Landes. Aber hier bei Wallstreet geht es in erster Linie um die Investition in ein Unternehmen und weniger um Wünsche, die eventuell nicht in dem Maße erfüllbar sind, wie man sie sich vorstellt. Und genau das, sollte man sich als Aktionär, oder jemand der es werden möchte, immer klar vor Augen führen.
Gute Zeiten & gute Kurse