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Macht der Handel am Vatertag wirklich Sinn? Die Umsätze sind doch echt lächerlich...

cu, Widukind

Dax am Vatertag fester - Händler verärgert und gelangweilt
Frankfurt, 01. Jun (Reuters) - Bei feiertagsbedingt schwachen Umsätzen haben sich die deutschen Standardwerte am Donnerstag fester präsentiert. Bis gegen 10.50 Uhr MESZ gewann der Deutsche Aktienindex (Dax) 1,11 Prozent auf 7188 Punkte. Von 30 gehandelten Standardwerten zeigten sich 28 mit Aufschlägen, überwiegend im Minus tendierten lediglich Deutsche Telekom und FMC. Als treibende Kräfte im Dax machten Händler die schwergewichteten Titel der Versicherer Allianz und Münchener Rück sowie die Technologiewerte SAP und Siemens aus, ohne dass sie konkrete Gründe für Aufschläge nennen konnten.

Der Euro-Stoxx-50-Index für die Blue-Chips aus der Euro-Zone legte 0,37 Prozent auf 5220 Zähler zu, der MDax der mittleren Werte verlor 0,02 Prozent auf 4462 Stellen. Am Neuen Markt präsentierten sich die Wachstumswerte dagegen mit Abschlägen. Der breitgefasste Nemax-Index gab um 0,4 Prozent auf 5434 Punkte nach, das Blue-Chip-Barometer Nemax-50 verlor 0,8 Prozent auf 5988 Punkte.

Erstmals sind Deutschlands Börsen an einem Feiertag geöffnet. Händler sprachen zu Christi Himmelfahrt allerdings von wenig Bewegungen und geringen Umsätze. "Wir spielen hier Backgammon und haben uns Karten mitgebracht, so wenig ist zu tun", sagte ein Börsianer leicht verbittert darüber, an einem offiziellen Feiertag arbeiten zu müssen. Umsätze seien kaum zu verzeichnen, da die institutionellen Anleger wie die großen Fondsgesellschaften geschlossen hätten. Lediglich einige Privatkunden gäben Orders ab. "Ich finde es lächerlich, dass Deutschland nicht das Selbstvertrauen aufbringt zu sagen, `Wir haben Himmelfahrt und die Börse bleibt geschlossen`."

"Wir haben sowieso schon die längsten Handelszeiten, in Amerika wird ja auch nur zu normalen Zeiten gehandelt", echauffierte sich ein anderer Händler. Da an normalen Handelstagen nur morgens auf Grund der Vorgaben aus Übersee und nachmittags nach der Eröffnung an der Wall Street Impulse aus den USA nach Europa gelangten, sei es sinnvoller, morgens gleich eine Stunde später anzufangen. "Das ist doch dann auch egal, ob wir ab 09.00 Uhr oder 10.00 Uhr das nachvollziehen, was in New York passiert ist", sagte er. Abends könne ruhig länger gehandelt werden, wenn dafür morgens später angefangen werden würde. "Alle meine Kollegen hier im Handelsraum denken so", sagte der Marktteilnehmer, der sich für eine europäische Harmonisierung der Handelszeiten aussprach.

Ab Freitag werden die Handelszeiten an den deutschen Börse um zweieinhalb Stunden bis 20.00 Uhr ausgedehnt. "Die Umsätze werden unterproportional zur verlängerten Handelszeit steigen, und es muss sich ja keiner Sorgen machen, dass wir zu wenig arbeiten", sagte ein Händler. Probleme wegen der längeren Öffnungszeiten dürfte es zudem für die personelle Besetzung der Handelsräume geben, hieß es.

Erstaunlich sei dennoch, dass der Dax so deutlich zulegen könne und nur wenige Kurse nachgäben. "Das zeigt eigentlich, dass sich die Stimmung im Markt langsam dreht", merkte ein Börsianer an. Sollten das europäische Umfeld und auch die Wall Street das Sentiment stützen und sich der Dax am Freitag über 7200 Zählern halten können, sei ein Aufwärtstrend möglich. Denkbar seien dann Kurse um 7700 Punkte.

Tim Bartz
 
aus der Diskussion: Die längeren Börsenöffnungzeiten langweilen Händler
Autor (Datum des Eintrages): Widukind  (01.06.00 14:48:18)
Beitrag: 1 von 4 (ID:1026742)
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