Fenster schließen  |  Fenster drucken

DU-Munition - Kein Skandal sondern ein Verbrechen
Rainer Rupp

10. 01. 2001 (Quelle: DFG-VK)


--------------------------------------------------------------------------------

"Die Bosnier, die die Zunahme von Krebsfällen untersuchen, können keine Informationen von der NATO erhalten. Das ist nicht ein Skandal. Das ist ein Verbrechen", schrieb gestern Robert Fisk in einen Artikel in der linksliberalen britischen Tageszeitung
"The Independent" mit dem Titel "Die Wahrheit über abgereichertes Uran".

Der über die Grenzen Großbritanniens bekannte, NATO-kritische Fisk war einer der wenigen westlichen Journalisten, die während des gesamten NATO-Angriffskrieges aus Jugoslawien vom Ort des Geschehens berichteten und so auch die
schrecklichen Wirkungen der modernden Kriegsführung auf die Zivilbevölkerung beschreiben konnten. Weil Fisk nicht wie viele seiner Kollegen den "humanitären Krieg" der "neuen NATO" verherrlicht hatte, versuchten interessierte Kreise, ihn als
jugoslawische Marionette zu diffamieren. Sogar von vielen Kollegen wurde Fisk wegen seiner Standhaftigkeit gegen den Krieg angefeindet.

In dem Artikel erinnert er sich daran, als er neben einer alten ottomanischen Brücke in südlichem Kosovo eines der NATO- Schlachtfelder besuchte. "NATO-Jets hatten einen Konvoi albanischer Flüchtlinge bombardiert und Duzende von ihnen in den
umliegenden Feldern zerfetzt. Die NATO-Jets, das wußte ich schon damals, hatten DU-Munition abgefeuert." Als Fisk ein halbes Jahr später an den selben Ost im Kosovo zurück kehrt, findet er neben der Brücke "genau auf der Stelle, wo eine Bombe
eine ganze Flüchtlingsfamilie auf ihrem Traktor zerrissen hatte", fünf italienische KFOR-Soldaten, die dort einen kleine Kontrollpunkt gebaut hatten.

"Ich versuchte sie zu warnen, daß sie auf einer verseuchten Stelle stehen. Ich klärte sie über abgereichertes Uran auf, sprach über die Krebsfälle, die unter irakischen Kindern grassieren, die entweder selbst oder deren Eltern in der Nähe von
DU-Explosionen gewesen waren. Einer der jungen Soldaten lachte mich aus. Er habe diese Geschichten, gehört. Aber die NATO hätte ihren Soldaten versichert, daß von abgereichertem Uran keine Gefahr ausginge. Und ich wurde von
den Soldaten aufgefordert, mich nicht um sie zu sorgen. Sie hätten es besser wissen müssen", schreibt Fisk.

Nur einige Wochen vor diesem Vorfall hatte ein Team von UNO- Wissenschaftler, die ins Kosovo geschickt worden waren, um die Gefährlichkeit der DU-Munition zu untersuchen, von der NATO vergeblich Auskunft über die mit DU-Munition
beschossenen Gebiete verlangt. Die NATO lehnte schlicht weg ab. "Das überraschte mich nicht", fährt Fisk fort, "denn vom ersten Tag des NATO-Bombardements an hat das Bündnisses über die DU- Munition gelogen. Genau wie die amerikanische und
britische Regierungen immer noch über deren Auswirkungen im südlichen Irak während des Golfkrieges 1991 lügen".

Nach diesem Krieg hatte Fisk die alten Schlachtfelder um die irakische Stadt von Basra besucht und dabei war er auf "schreckliche neue Krebsfälle unter den Menschen, die dort leben, gestoßen." Auch genetische Schäden wurden deutlich. "Babies
wurden ohne Arme, ohne Beine, ohne Augen geboren. Kinder hatten interne Blutungen oder entwickelten plötzlich groteske Tumore. Und - unnötig zu erwähnen - UNO-Sanktionen verzögerten oder verhinderten, daß diese armen Teufel die notwendige
Medizin bekamen."

"Dann fand ich irakische Soldaten, die schienen an dem gleichen "Golfkriegssyndrom" zu sterben, das bereits als Krankheitsursache für Tausende von amerikanischen und britischen Soldaten identifiziert worden war. Und während der gesamten Zeit,
war es nur die "Independent" (Tageszeitung), die über diese heimtückische Waffe und ihre offensichtlichen Effekte schrieb."

Genau wie Rudolf Scharping und seine Militärs heute belächelten damals britische Minister die alarmierenden Berichte. Dabei beriefen sich die Briten genau wie jetzt Scharping auf die Weltgesundheitsorganisation" (WHO) und - genau
wie jetzt Scharping - verwiesen sie darauf, daß es keine gesicherten Daten über die Zusammenhänge des sogenannten Golfkriegssyndroms und der DU-Munition gäbe.

Und selbstverständlich konnte es gar keine, in Großuntersuchungen wissenschaftlich gesicherten Daten geben, denn die WHO, die immer wieder von Irak eingeladen worden war, die neue und ungewöhnliche
Krebshäufung im Irak zu untersuchen, war immer wieder von amerikanischen und britischen Stellen daran gehindert worden, obwohl ganz am Anfang ein Vorausteam der WHO zur Vorbereitung der Arbeitsaufnahme in
Bagdad eingetroffen war.

In all den Jahren sind Dokumente, die den Zusammenhang zwischen DU-Munition und Golfkriegssyndrom nachgewiesen haben als wissenschaftlich ungeeignet abgetan worden, klagt Fisk. "Selbst ein Bericht des
amerikanischen Militärs, der die Gesundheitsgefahren von DU-Munition genau schilderte und deshalb die Unterdrückung der Informationen forderte, wurde von den Politikern pflichtbewußt ignoriert".

Vor zwei Jahren hatte Robert Fisk über einen britischen Regierungsbericht geschrieben, der genau schildert, welche außerordentlichen Vorsichtmaßnahmen das Militär in die Wege geleitet hat, wenn es auf den Schießständen in Großbritannien DU-
Munition testet. Auf dem Schießstand in Cumbria - so Fisk damals - würden die Granaten in einen Tunnel hinein abgefeuert und der von der Einschlagsexplosion resultierende Staub würde aufgefangen und in Behältern aus Beton versiegelt und
begraben."

"Als Tatsache weiß ich, daß damals als erste Reaktion eines Beamten des Verteidigungsministeriums die Frage gestellt wurde, ob ich wegen der Aufdecken dieser Zusammenhänge strafverfolgt werden könnte", schrieb Fisk gestern und wies auf
andere Vertuschungsbemühungen der britischen Regierung hin. So wurde z.B. das Haus eines am Golfkriegssyndrom erkrankten Soldaten der in der Offenlichkeitsarbeit aktiv war, von der britischen Polizei bei der Suche nach angeblichen
"Geheimdokumenten" auf den Kopf gestellt.

"Ehrenhaftere Polizisten hätten vielleicht an anderer Stele nach Dokumenten gesucht, die die DU-Gefahren nachweisen und die als Grundlage der Anklage gegen hohe Offiziere und Politiker wegen Totschlags liefern würden", meint Fisk dazu. "Aber
selbstverständlich versuchte die Polizei, die undichte Stelle zu finden, über die das Dokument in die Öffentlichkeit kam, statt die Ursache für den Krebs der sterbenden Männer."

Während des NATO-Krieges reiste Fisk von Belgrad nach Brüssel, um sich im NATO-Hauptquartier über den Einsatz von DU-Munition zu erkundigen. Dabei erzählte ihm der deutsche Luftwaffengeneral Jerz, daß abgereichertes Uran "harmlos" sei und
in Bäumen, in der Erde und in den Bergen gefunden würde."Es war eine Lüge. Nur Uran nicht die abgereicherte Art von Uran, das aus atomarem Müll hergestellt wird, kommt als natürliches Element in der Umwelt vor. Und NATO-Sprecher James Shea
zitierte aus einem Bericht der Rand Corporation, wonach DU nicht schädlich war obwohl er sehr genau wusste, dass dieser Rand-Bericht sich lediglich auf Staub in Urangruben bezog."

Back in Kosovo, I was told privately by British officers that the Americans had used so much DU in the war against Serbia that they had no idea how many locations were contaminated. - "Wieder zurück im Kosovo erklärte mir ein britischer Offizier in
einem privaten Gespräch, daß die Amerikaner soviel DU-Munition im Krieg gegen Serbien verwendet hatten, daß sie keine Idee hätten, wie viele Gebiete verseucht sind. ... Zugleich versuchen die Amerikaner und Briten uns weiter zu täuschen.
Unverfroren verkünden jetzt die Amerikaner, daß unter ihren Truppen im Kosovo keine Fälle von Leukämie gäbe. Dabei vergessen sie zu erwähnen, dass die meisten ihrer Soldaten im Kosovo in dem massiven Camp
Bondsteel nahe der mazedonischen Grenze stationiert sind, wo die NATO keine DU-Munition abgefeurt hat. Völlig unnötig zu sagen ist auch, dass die Amerikaner mit keinem Wort die zig-Tausende von amerikanischen
Soldaten erwähnen, die ihre Krankheit auf eine Versuchung im Golfkrieg zurückführen.

Britische Veteran sterben an unerklärten Krebsarten aus dem Golfkrieg. Ebenso die US-Veteran. Und jetzt sind NATO-Truppen aus Bosnien und dem Kosovo dran, besonders Italiener sterben an unerklärten Krebsfällen.
Wie die Kinder in den Krankenhäusern von Basra, zusammen mit ihren Eltern und Onkel und Tanten. Und den bosnischen Behörden, die die Zunahme von Krebsfällen erforschen wollen, verweigert die NATO die
notwendigen Informationen. Dieses ist nicht ein Skandal. Es ist ein Verbrechen." Da bleibt nichts hinzuzufügen.


http://www.dfg-vk.de/krieg/k159.htm
 
aus der Diskussion: Informationssammlung zum Golfkriegssyndrom
Autor (Datum des Eintrages): extremrelaxer  (19.08.03 22:44:49)
Beitrag: 49 von 51 (ID:10503963)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE