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Dienstag 26. August 2003, 15:39 Uhr
Neue Spannungen in Korea


Peking/Seoul (dpa) - Neue Spannungen zwischen Nord- und Südkorea haben am Dienstag die Vorbereitungen für die Sechser-Gespräche zur Beendigung des nordkoreanischen Atomprogramms überschattet. Die Delegationen kamen in Peking zu ersten informellen Kontakten während eines Abendessens zusammen.

Gastgeber China bekräftigte, dass es keine Atomwaffen auf der koreanischen Halbinsel sehen wolle, doch müssten «berechtigte Sicherheitsbedenken» Nordkoreas angesprochen werden. Alle Beteiligten wurden zur Zurückhaltung aufgerufen.

Quelle: Yahoo news
An den dreitägigen Gesprächen nehmen außer Nordkorea, den USA und China auch Südkorea, Japan und Russland teil. Wie brüchig die Waffenruhe zwischen dem Norden und Süden Koreas ist, zeigten Warnschüsse, mit denen die südkoreanische Marine ein nordkoreanisches Patrouillenboot vor Südkoreas Westküste vertrieb. Das Schiff war nach Angaben des Generalstabs in Seoul etwa einen halben Kilometer in die von Südkorea beanspruchte Pufferzone eingedrungen.

Mit einem eindringlichen Appell für eine friedliche Lösung der Atomfrage mit Nordkorea ging China als Vermittler in die Gespräche. Delegationsleiter Wang Yi mahnte, nur durch Dialog könnten Frieden und Stabilität auf der koreanischen Halbinsel gewahrt werden. Als Nachbarland sei China direkt betroffen. Alle Beteiligten sollten Ernsthaftigkeit zeigen, ruhig bleiben und Differenzen abbauen, sagte Wang Yi nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua.

Ein Durchbruch wurde von der ersten Runde nicht erwartet. Doch wäre es schon ein Fortschritt, wenn der Termin für eine neue Gesprächsrunde festgelegt werden könnte. Die USA, China, Südkorea, Japan und Russland fordern ein Ende des nordkoreanischen Atomprogramms. Pjöngjang wiederum verlangt einen formellen Nicht- Angriffspakt mit den USA, eine Normalisierung der Beziehungen und ein Ende der Sanktionen sowie Wirtschaftshilfe. Ein Rahmenabkommen von 1994 zwischen den USA und Nordkorea hatte ein Einfrieren von Pjöngjangs Atomprogramms im Gegenzug für die Lieferung von zwei Leichtwasserreaktoren vorgesehen.

Der Konflikt begann im Oktober vergangenen Jahres, als Nordkorea nach amerikanischen Angaben einräumte, ein geheimes Atomprogramm zu verfolgen. Die USA stellten daraufhin Öllieferungen ein. Nordkorea wies Inspekteure der Atomenergieorganisation (IAEO) aus, fuhr einen Reaktor in Yongbyon wieder an und droht seither mit Atomwaffen.

Bei einer ersten Gesprächsrunde mit den USA und China im April ließ Nordkoreas Unterhändler seinen US-Kollegen bei einem Mittagessen informell wissen, dass Nordkorea bereits Atomwaffen besitze. Formell hat sich Nordkorea aber nicht zum Atomwaffenstaat erklärt. Es sieht in den USA eine wachsende Bedrohung, vor allem wegen der neuen Strategie des Präventivschlags von US-Präsident George W. Bush, der Nordkorea zur «Achse des Bösen» gezählt hat.

Überraschend trat der erfahrenste Nordkorea-Unterhändler der USA vor den Gesprächen in Peking zurück. Charles Pritchard gehe in die Privatwirtschaft, berichtete die US-Presse unter Berufung auf das Außenministerium. Pritchard, der schon unter Präsident Bill Clinton mit Nordkorea befasst war, galt als Verfechter des Dialogs. Damit soll er in der Bush-Regierung teilweise auf erheblichen Widerstand gestoßen sein, wie die «Washington Post» berichtete.

Spannungen zwischen Nord- und Südkorea gab es auch weiter bei den Studenten-Weltmeisterschaften (Universiade) in Daegu. Nach Protesten gegen Pjöngjang drohte die nordkoreanische Delegation mit der Abreise. Unbeeindruckt nahmen aber Unterhändler beider Länder in Seoul neue Gespräche über ihre Wirtschaftsbeziehungen auf.
 
aus der Diskussion: Samsung gilt derzeit als der treffsicherste Techno-Konzern der ganzen Welt (Eurams)
Autor (Datum des Eintrages): Trojak  (26.08.03 17:51:39)
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