Fenster schließen  |  Fenster drucken

Aus der Welt von heute.

Link: http://www.welt.de/data/2003/09/10/166364.html?search=Musik+…


Musik macht Börsianern wieder Spaß
Analysten sehen in hartem Vorgehen gegen Internet-Piraterie ersten Hoffnungsschimmer
von Jens Wiegmann

Berlin - Es kommt Bewegung in die Musikindustrie - und damit in die Aktien der großen Player. Der US-Branchenverband Recording Industry Association of America (RIAA) hat erstmals Klagen gegen Privatpersonen eingereicht, die im Internet Lieder zur Verfügung gestellt haben. Viele Investoren scheinen auf eine solche Demonstration der Stärke gewartet zu haben: So gewannen die Titel von Sony, der Muttergesellschaft von Sony Music, in Tokio vier Prozent. Hinzu kam eine Morgan-Stanley-Empfehlung für japanische Werte. EMI legten bis zum frühen Nachmittag in London um 1,4 Prozent zu. Gerade EMI ist dabei ein guter Gradmesser für die Befindlichkeiten der Branche, da es die einzige reine Musikaktie ist.


Universal Music Group (UMG), nach eigenen Angaben Weltmarktführer, gehört zu Vivendi Universal und soll auch nach dem geplanten Verkauf der Film- und TV-Sparte im Konzern bleiben. Der Titel gab leicht nach. Auch die Aktien von AOL Time Warner, der Muttergesellschaft von Warner Music, entwickelten sich in New York schwächer. Bertelsmann mit seiner Bertelsmann Music Group (BMG) ist nicht börsennotiert.


Illegales Herunterladen von Musik aus dem Internet sei sehr problematisch für die betroffenen Unternehmen, sagt ein Analyst. "Die Kursentwicklung von EMI wird hiervon stark beeinflusst." Die Aktion des US-Verbandes sei wichtig, da sie die Aufmerksamkeit für das Problem erhöhe. Allerdings sei es nicht allein juristisch zu lösen. Den 261 Klagen sollen in den kommenden Wochen weitere folgen.


Bisher widmeten sich die Juristen vor allem den Betreibern von Tauschbörsen im Internet, wovon die eingestellte Napster die bekannteste ist. Weitere Plattformen, auf denen man Musikkopien einstellen und kostenlos herunterladen kann, sind Kazaa oder Grokster. Schätzungsweise 60 Millionen Menschen sollen weltweit am Internet-Tausch beteiligt sein. Nach Angaben der Musikkonzerne sind ihnen im vergangenen Jahr mehr als fünf Mrd. Dollar an Umsatz durch Internet-Piraterie verloren gegangen.


Die Branche, die in diesem Jahr den dritten Umsatzrückgang in Folge erwartet, reagiert an mehreren Fronten. Die Universal Music Group hatte vergangene Woche angekündigt, die Preise für CDs um ein Viertel bis ein Drittel zu senken, um die Online-Nutzer wieder in die Läden zu locken. Beobachter der Vivendi-Aktie warten aber erst einmal ab, was aus dem Verkauf der Filmsparte wird. "Vivendi bleibt eine Mischung verschiedener Vermögenswerte mit geringer industrieller Logik", heißt es bei Merrill Lynch, die den Titel mit einem Konglomeratsabschlag belegen und mit "Neutral" bewerten.


Sony steckt in einem Dilemma: Einerseits sind die Japaner mit ihrer Musiktochter die Nummer zwei in den USA und haben ein verschärftes Interesse am Schutze des Urheberrechts. Auf der anderen Seite ist Sony einer der größten Anbieter für Unterhaltungselektronik - einschließlich diverser Geräte zum Kopieren und Aufzeichnen von Musik. Auch hier warten die meisten Analysten erst einmal ab, denn Sony hat für Oktober die Präsentation eines Restrukturierungsplans angekündigt.


Parallel zu den Klagen und einem "Amnestie-Angebot" an Internet-Kopierer wachsen legale Online-Dienste wie iTunes von Apple oder Rhapsody von Real Networks stark, bei denen der Kunde kostenpflichtig Lieder oder Alben herunterladen kann. Die Analysten von Citigroup Smith Barney sehen in der Kombination verschiedener Initiativen ein Potenzial für EMI und die gesamte Branche, die Vorteile des Internets - unter anderem sinkende Herstellungs- und Vertriebskosten und damit niedrigere Preise für die Kunden bei gleichzeitig größerer Auswahl und Bequemlichkeit - zu nutzen. Ein neuer Glaube an einen Wachstumspfad für die Musikindustrie würde die Einstellung zur EMI-Aktie grundlegend ändern, so die Experten, die den Titel mit "Neutral" bewerten: "Wir glauben, dass sich diese Veränderung unter den Investoren mit den Aktionen zur Eindämmung der Internet-Piraterie langsam entwickelt." Diesen Weg könne EMI besser allein beschreiten, als das Heil in einer Fusion zu suchen. EMI soll an einem Zusammenschluss mit Warner Music interessiert sein, während diese auch mit BMG sprechen. Die Bestrebungen der Musikindustrie, ihre Probleme über Fusionen zu lösen, sind in der Vergangenheit häufig an den Kartellbehörden gescheitert.
 
aus der Diskussion: EDEL Music ... MELDUNG vom FREITAG ! ... Ein KAUF ...
Autor (Datum des Eintrages): Lockeres Luder  (10.09.03 12:42:31)
Beitrag: 31 von 398 (ID:10693538)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE