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In Spanien sollen sogar zwei 50 MW-Solarkraftwerke entstehen,
jedoch nicht photovoltaisch, sondern solarthermisch.
Das Ganze wird durch ein Erlanger Unternehmen projektiert,
die derzeit auch eine Kapitalerhöhung durchführen.
Übrigens gibt es von der gleichen Solarkraftwerk-Bauart in Kalifonien (Kramer Junction)
bereits seit vielen Jahren ein 5 x 30 MW Kraftwerk.
Weitere Infos unter http://www.solarmillennium.de.

Nachfolgend ein Artikel hierzu, den ich bei wytto fand:

Gebündelte Sonne
In Südspanien sollen die ersten solarthermischen Großkraftwerke Europas entstehen
Von Wolfgang Roth / Süddeutsche Zeitung

Von Anbeginn der Menschheitsgeschichte bis heute leiten sich alle nutzbaren
Energiequellen von der Sonne ab – mit zwei Ausnahmen: Atomkraft und Erdwärme.

Sonneneinstrahlung steht hinter Luftströmungen und Wasserkreisläufen;
sie sorgt über die Photosynthese für das Wachstum der Biomasse;
Kohle, Erdöl und Erdgas schließlich sind in frühen Erdepochen entstandene Rückstände von Pflanzen
und Tieren, die durch geologische Prozesse umgewandelt wurden, also gespeicherte Sonnenenergie.
Diese Quelle noch viel direkter zu nutzen, ist die große Herausforderung – liefert die
Sonne doch ein X-Faches von dem auf die Erde, was die Menschheit für ihre Energieversorgung braucht.

Einigermaßen verbreitet ist hier zu Lande die Technik, über Kollektoren
das Brauchwasser der Häuser zu erhitzen oder die Sonnenenergie
mit Hilfe von photovoltaischen Zellen in elektrischen Strom zu verwandeln.
Vor allem die Stromgewinnung ist (noch) teuer und liefert einen nur bescheidenen Ertrag:
Das 100 000-Dächer-Programm der Bundesregierung wird am Ende gerade mal
0,05 Prozent des Strombedarfs in Deutschland abdecken.
Noch immer erzeugen die neun Parabolrinnen-Kraftwerke in Kalifornien
etwa die Hälfte des weltweit erzeugten Solarstroms.
Bei dieser Technik fangen Parabolspiegel die Wärme auf und konzentrieren sie
auf ein Absorberrohr, in dem eine synthetische Flüssigkeit auf 400 Grad aufgeheizt wird;
über Wärmetauscher wird mit der aufgenommenen Energie in einem Kraftwerksblock Dampf
erzeugt, der konventionelle Turbinen antreibt.

Amerika, du hast es besser?
Das muss nicht mehr lange so gelten, denn schon Anfang 2004 könnten
in Europa die ersten beiden solarthermischen Groß-Kraftwerke in
Bau gehen, und zwar dort, wo die Sonne noch ergiebiger strahlt als in Deutschland.

Die Firma Solar Millenium im fränkischen Erlangen ist guter Dinge
für das lange geplante Projekt in der andalusischen Provinz Granada:
zwei Blöcke mit jeweils 624 Kollektoren auf einer Fläche von 200 Hektar,
insgesamt 200 000 Parabolspiegel, die den Raum von 22 Fußballfeldern einnehmen.
Jedes Kraftwerk ist auf eine Leistung von 50 Megawatt ausgelegt und
soll damit soviel Strom produzieren, wie eine Stadt mit 180 000 Einwohnern verbraucht.
Möglich wurde das durch die Entscheidung der spanischen Regierung,
eine ausreichende Vergütung für das Einspeisen des Solarstroms ins Netz vorzusehen.
Vorbild ist das deutsche Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien, d
as allerdings auf kleine, dezentrale Anlagen abhebt.

Für Parabolrinnen-Kraftwerke bietet der Sonnengürtel der Erde ein ideales Einsatzfeld.
Die besten Bedingungen herrschen auf der Arabischen Halbinsel,
in Nord- und Südafrika, im Nahen und Mittleren Osten, auf dem Indischen Subkontinent,
in Mittel- und Südamerika und Südeuropa.
Weil in etlichen Regionen riesige unbesiedelte Flächen zur Verfügung stehen, träumen die Planer
schon von Anlagen, die auf eine Leistung von bis zu 500 Megawatt ausgelegt sind.
Die Planer, das sind zwei Dutzend Mitarbeiter von Solar Millennium und der angeschlossenen
Firma Flagsol, die sich als weltweite Marktführer in der Entwicklung dieser Technik verstehen.
Es ist ihnen gelungen, die Kosten für solche Anlagen zu senken,
wie der Einsatz neuer Komponenten in einem alten kalifornischen Kraftwerk gezeigt hat.

Verbundnetz bis Nordafrika
Andalusien also ist der Ort, an dem das Referenzobjekt dieses Jahrzehnts entstehen könnte.
Die Verträge mit den spanischen Bauträgern stehen kurz vor dem Abschluss.
Dass im Herbst die endgültige Baugenehmigung erteilt wird, daran zweifelt in Erlangen niemand.
Vorstandsmitglied Henner Gladen rechnet damit, dass in der 18-monatigen Bauphase
pro Kraftwerk 600 Arbeiter beschäftigt werden, für den späteren Betrieb
im Marquesado-Tal, Landkreis Aldeire, werden ungefähr 50 benötigt.
Wenn im Jahr 2006 die Kollektoren zum erstenmal Strom erzeugen,
dann ist der größte Teil der Gelder geflossen.
Man rechnet bei Solar Millennium, das sich bisher überwiegend mit dem
Geld seiner Aktionäre und staatlichen Forschungsmitteln finanzierte,
mit einem Investitionsvolumen von 380 Millionen Euro.
Viel Geld, aber es wird mit einiger Sicherheit nicht in den Sand gesetzt.
Als im heißen spanischen Sommer die Klimaanlagen an den Netzkapazitäten zehrten,
war dies just ein Zeitraum, in dem die Solarthermie verstärkt
zur Abfederung der Spitzenbelastung hätte beitragen können.
Wichtiger ist aber, dass die Kollektorenfelder in Andalusien als
Referenzobjekte dienen können. Gerade in den gut bestrahlten Regionen
Nordafrikas und des Nahen Ostens entfaltet diese Technik ihre Vorzüge.
Anders als konventionelle Kraftwerke ist sie nicht auf Kühlwasser angewiesen, im Gegenteil:
Mit der Abwärme lasst sich noch Meerwasser entsalzen.
Terroristische Anschläge könnten an der Anlage großen Schaden anrichten,
er bliebe aber auf sie beschränkt. Noch sprudeln die Erdölquellen,
aber der Zeitpunkt ist absehbar, an dem sie versiegen.
Die Vorräte zu strecken, wird nach und nach zum Gebot der Vernunft.

Ist es utopisch, auf ein Verbundnetz zu setzen, das weit hinein in den afrikanischen Kontinent reicht?
Manfred Fischedick (Wuppertal-Institut) und Joachim Nitsch (Deutsches Zentrum
für Luft- und Raumfahrt) entwickeln eine solche Perspektive in ihrem Buch
„Nach dem Ausstieg: Zukunftskurs erneuerbare Energien“.
Ihnen erscheint es weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll,
wenn jedes Land unabhängig vom Ertrag nur auf seine heimischen Quellen baut.
Es komme darauf an, erneuerbare Energie dort auszunutzen, wo sie den höchsten Gewinn einbringt:
Solarstrom, wo die Sonne reichlich scheint; Windstrom, wo der Wind heftig bläst;
Wasserkraft, wo viel Wasser zu Tal stürzt;
Erdwärme, wo sie am leichtesten verfügbar ist.
Dies alles eingespeist in ein über Europa hinaus gespanntes Netz könnte einseitige Abhängigkeiten
abbauen und für ein gleichmäßigeres Angebot innerhalb der erneuerbaren Energiequellen sorgen.
 
aus der Diskussion: Solon plant weltweit größte Solaranlage
Autor (Datum des Eintrages): Merrill  (01.10.03 20:42:09)
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