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Cash Financial Services Group (CFSG) - eine Abschätzung des Ergebnisses für das dritte Quartal 2003 und Ausblick auf das Jahr 2004

Die Geschäftsfelder des in Hongkong ansässigen Finanzdienstleisters sind Brokerage (hier wird zur Zeit noch der Großteil des Umsatzes erzielt) und Investmentbanking. Hinzu kommt neuerdings das Finanzberatungsgeschäft, das künftig stark ausgebaut werden soll. Zudem plant CFSG, Synergien aus den Geschäftsfeldern zu nutzen und so allmählich zum Anbieter für sämtliche Finanzdienstleistungen aus einer Hand - sowohl für Privatpersonen als auch für mittelständische Firmen – zu werden.

Schauen wir uns die einzelnen Sparten einmal separat an:

1. Brokerage

CFSG erzielt Provisionen im Online-Brokerage, aber auch im Filialgeschäft und in der Orderabwicklung für Vermögenskunden. Die Online-Handelsplattform von CFSG hat die Auszeichnung "Best of E-Commerce" in Asien erhalten. Mit dieser Plattform bietet CFSG neben dem weltweiten Aktien-, Options- und Futureshandel als erster Anbieter in Asien auch den Handel von Rohstoffen an.

Der Umsatz (= Bruttoprovision) im Brokerage korreliert stark mit den Börsenumsätzen an der Hongkonger Börse. Diese sind bis ins erste Halbjahr 2003 stark zurückgegangen (und schlagen sich in entsprechend schwachen Ergebnissen nieder), steigen aber seitdem – mit etwa einem halben Jahr Nachlauf gegenüber der Börsenentwicklung - im Zuge der Erholung der Börse wieder deutlich an. Im August stieg der Umsatz an der HK-Börse um 25% gegenüber Juli an (von 9.600 auf 12.000 Mio. HKD). Im aktuellen Q3 liegt der durchschnittliche Tagesumsatz ebenso 25% über dem vom Vorjahresquartal.

Damit dürfte der Umsatz von CFSG, also die erzielten Brutto-Provisionen, auch etwa 25% über Vorjahresquartal Q3/02 (38,675 Mio. HKD) liegen:

Brutto-Provisionen für Q3/03 also 48 Mio. HKD

Aus dem Halbjahresbericht ist zu entnehmen, daß die Fixkosten im Brokerage durch Sparmaßnahmen in den letzten 2 Jahren stark reduziert wurden und der Break-even nun bei ca. 24 Mio. HKD Brutto-Provision pro Quartal lag. Jeder über 24 Mio. HKD hinaus eingenommene Dollar an Provision schlägt sich (bei einer extrem niedrig angesetzten Marge von 50%, die deutschen Discount-Broker liegen hier deutlich höher) mit 0,50 HKD als Gewinn nieder.

Gewinn für Q3/03 also 12 Mio. HKD.


2. Financing:

Die Erträge, die aus den Margin-Krediten der Depot-Kunden und sonstigen Krediten erwirtschaftet werden, stehen zwar in engem Zusammenhang zum Brokerage, werden aber in einer eigenen Sparte Financing verbucht.

Noch im Jahr 2002 gab es bedingt durch den steilen Börsenabsturz der Jahre 2000, 2001 und 2002 offenbar viele Kunden mit negativem Depotwert, wo also auch bei Verkauf aller Wertpapiere ein negativer Kontostand übriggeblieben wäre. Diese gefährdeten Kredite machten es notwendig, Rückstellungen in der Bilanz auszuweisen, die zu einem klar negativen Ergebnis führten. Durch die Trendwende an der Börse seit März 2003 dürften viele dieser Depots wieder in den (kreditmäßig) grünen Bereich zurückgekehrt sein, so daß zumindest keine weitere Belastung des Ergebnisses durch Rückstellungen mehr zu erwarten ist. Eher könnte es sogar bei weiter neutraler oder gar positiver Börsenentwicklung zu einer gewinnsteigernden Auflösung der 8 Mio. HKD hohen Rückstellungen (oder zumindest eines Teils davon) kommen.

Im ersten Halbjahr wurde im Financing aus einem Umsatz von 3,9 Mio. HKD bereits ein positiver Ertrag von 645.000 HKD erwirtschaftet. Da sich das Volumen der Margin-Kredite seitdem weltweit deutlich erhöht hat (an der NASDAQ von Januar bis Juli sogar verfünffacht), rechne ich im Q3 aus dem Financing-Geschäft vorsichtig mit einer knappen Mio. HKD Gewinn.


3. Investmentbanking:

Diese Sparte erzielte im ersten Halbjahr einen Umsatz von 6,6 Mio. HKD (1. HJ des Vorjahres 9,2 Mio. HKD) und wies dabei einen Verlust von 1,8 Mio. HKD (1. HJ des Vorjahres: +5,6 Mio. HKD) aus. Wie könnte nun die Entwicklung in Q3 aussehen?

Da der Finanz- und Börsenplatz Hongkong stark an den US-Finanzmarkt angekoppelt ist, lohnt hier ein Blick über den großen Teich. Die amerikanischen Investmentbanken meldeten gerade alle deutlich über den Erwartungen liegende Umsätze und Gewinne für das dritte Quartal. Diese Entwicklung ist vom Trend her sicherlich auch auf Hongkong zu übertragen. Ich halte es daher für wahrscheinlich, daß CFSG hier den Umsatz um 30% gegen Vorjahr gesteigert und einen Gewinn erzielt hat, kalkuliere aber konservativ für das Q3/03 mit einer schwarzen Null für das Investmentbanking von CFSG.


4. financial advisory

CFSG bietet seit diesem Jahr auch Finanzberatung (Altersvorsorge, Versicherungen, Fonds etc.) und hat dieses Geschäftsfeld im Juli 2003 durch den Kauf der Consulting-Firma Frederick Taylor verstärkt.

Hier ergibt sich großes Wachstumspotential aus der Tatsache, daß bisher erst 9,5% der erwachsenen Bevölkerung Hongkongs in Fonds investieren (in westlichen Ländern sind das 50-65%). Zudem wird CFSG auf das chinesische Festland expandieren, was nach der Unterzeichnung des "Closer Economic Partnership Arrangement" zwischen Hongkong und China erleichtert wurde. CFSG hat bereits damit begonnen, über Partnerfirmen auf dem Festland den chinesischen Markt in Angriff zu nehmen.

Dem Geschäftsfeld financial advisory wird bei CFSG hohe strategische Bedeutung gegeben. Ich rechne für das 2004 mit steigenden positiven Gewinnbeiträgen, für das laufende Quartal aber noch mit einem Gewinn von Null.


Schlußfolgerung und Ausblick für 2004

Von den geschätzten Quartalsergebnissen für die einzelnen Sparten müssen noch die spartenunabhängigen Verwaltungskosten abgezogen werden. Diese lagen im ersten Halbjahr 2003 pro Quartal bei 5,8 Mio. HKD. Zusammengenommen ergibt sich also ein erwarteter Quartalsgewinn von (12 + 1 + 0 + 0 – 5,8) = 7,2 Mio. HKD.

Dieser Gewinn ist unter sehr konservativen Annahmen ermittelt worden. Wenn er in dieser Höhe auch in 2004 erzielt würde, käme man auf einen Vorsteuergewinn von 28,8 Mio. HKD, vermutlich aber durch einsetzende positive Beiträge des Beratungsgeschäftes auf einen noch höheren Wert.

Ich kenne mich mit dem Hongkonger Steuerrecht nicht aus und weiß auch nicht, wieviel Verlustvorträge CFSG noch geltend machen kann. Ich denke aber, daß ein Nachsteuergewinn von 20 Mio. HKD für das Geschäftsjahr 2004 in diesem Falle die untere Grenze einer konservativen Schätzung darstellt.


Abschließende Bemerkungen:

Diese Betrachtung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder garantiertes Eintreffen der Zahlen bis auf die Nachkommastellen. Ich bin kein Bankanalyst und habe die Rechnung mit einfachen Mitteln wie Umsatz-, Gewinn- und Margenbetrachtung durchgeführt.

Ergänzungen sowie konstruktive Kritik sind jederzeit willkommen, persönliche Anfeindungen, falsche Unterstellungen und sonstige Flegeleien (cometh) bitte ich dagegen zu unterlassen.
 
aus der Diskussion: Vorsicht bei EMI/Cash Financial !!
Autor (Datum des Eintrages): Kanzler-neu  (02.10.03 06:16:37)
Beitrag: 19 von 32 (ID:10905827)
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