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DOLLARSCHWÄCHE

Amerika lacht, Euroland zittert

Der Euro notiert auf Drei-Monats-Hoch, und der schwache Dollar kommt US-Firmen gelegen.
Geht die Abwertung so rasant weiter, könnte sie die Konjunkturbelebung in Deutschland und Japan abwürgen.
Vor allem mittlere Unternehmen leiden: Die Währung wird zum größten Risiko für die Konjunktur.


Frankfurt am Main - Der Kurs des Euro ist auch am Mittwoch deutlich über der Marke von 1,18 US-Dollar geblieben, das ist der höchste Stand seit mehr als drei Monaten. Gegenüber dem Yen fiel die US-Währung sogar auf den tiefsten Stand seit fast drei Jahren. Die deutliche Abwertung des Dollars bedroht die europäische Konjunktur und hat an der Tokioter Börse für deutliche Abschläge gesorgt.

Der Nikkei gab am Mittwoch um fast 300 Punkte nach, da ein starker Yen nicht im Interesse des exportorientierten Landes ist. Der Index rutschte um 2,6 Prozent, die Marke von 11.000 Punkten ist wieder in weite Ferne gerückt. Der Dax wurde am Mittwoch zwar von guten US-Quartalsergebnissen und den guten Vorgaben der Wall Street angetrieben, Händler betrachteten die Kursgewinne jedoch mit Skepsis: Wertet der Euro weiterhin so rasch und kräftig gegenüber dem Dollar auf, wird dies für immer mehr exportorientierte Unternehmen zum Problem

Mittelstand ist kaum abgesichert

Das Währungsproblem betrifft vor allem mittlere Unternehmen, da sie sich im Gegensatz zu den großen Konzernen kaum gegen Währungsrisiken absichern. Während ein Konzern wie BMW sich mit Millionensummen am Devisenmarkt gegen einen schwachen Dollar absichern kann, trifft der Dollar-Absturz den Mittelstand mit voller Härte: Ihre Produkte werden auf dem Dollar-Markt deutlich teurer, der Export wird gebremst.
Am Mittwochmorgen kostete der Euro 1,1823 Dollar und damit so viel wie seit Mitte Juni nicht mehr. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,1768 (Montag: 1,1579) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8498 (0,8636) Euro.

Japan kann Abwertung bremsen, aber nicht stoppen

Gegenüber dem Yen fiel der Dollar am Mittwoch ebenfalls kräftig: Experten zufolge haben Japans Notenbank und Regierung aufgegeben, den Dollar-Fall unter die Marke von 110 japanischen Yen zu stoppen. "Die japanische Regierung konnte den weiteren Anstieg des Yen nicht verhindern", sagte Währungsanalyst Haruya Ida von IFR Forex Watch. "Sie hat zwar mit vorsichtigen Schritten versucht zu intervenieren, konnte den Dollar-Verfall aber nicht aufhalten." Die Analysten der Bank HSBC Trinkaus & Burkhardt gehen davon aus, dass der Dollar bis zum Jahresende auf 107 japanische Yen fällt.

Duisenberg hält Dollar-Abwertung für "unvermeidbar

Der scheidende EZB-Präsident Wim Duisenberg hält eine graduelle Abwertung des US-Dollars angesichts des riesigen amerikanischen Doppeldefizits für "unvermeidbar". Dass die EZB dem Beispiel der japanischen Notenbank folgt und gegen eine Abwertung eingreift, bezeichnete er in einem Interview als unwahrscheinlich. Nach Einschätzung von Hellmeyer deuteten die Aussagen von Duisenberg darauf hin, dass eine graduelle Abwertung des Dollars der Zielsetzung der G-7-Länder entspricht.

Ein schwacher Dollar ist auch im Interesse der Regierung Bush, da sich dadurch die Exporte ankurbeln und die US-Produkte auf dem Heimatmarkt vor ausländischer Konkurrenz schützen lassen. Bis zur Präsidentenwahl im November 2004 kann George W. Bush positive Nachrichten von US-Unternehmen gut gebrauchen.

Euro trägt die Hauptlast

Dass der Euro die Hauptlast der Dollar-Abwertung trägt und binnen eines kurzen Zeitraums kräftig gestiegen ist, liegt vor allem an der Gegenwehr der japanischen Notenbank gegen eine rasche Yen-Aufwertung. Japan ist an einem im Vergleich zum Dollar eher schwachen Yen interessiert, da japanische Exporte das Land endlich wieder auf Wachstumskurs bringen sollen.

Daher hat die Bank of Japan in den vergangenen Tagen immer wieder am Devisenmarkt interveniert, um eine weitere Aufwertung des Yen zu verhindern. Auch China weigert sich, die eigene Währung Yuan vom Dollar abzukoppeln, obwohl der Yuan gemeinhin als unterbewertet gilt.
Armin Mekelburg, Analyst bei der HypoVereinsbank, betont, dass die asiatischen Staaten die globale Dollar-Anpassung gar nicht oder nur in geringem Umfang mittragen. Daher schultere der Euro nun die Hauptlast und steige zu schnell.

Deutsche Bank: Euro hat Luft bis 1,1940 Dollar

Der Euro hat nach Einschätzung der Deutschen Bank seine Korrektur abgeschlossen und kann jetzt bis auf 1,1940 steigen. Letzteres wäre ein neuer historischer Höchststand des Euros, der Ende Mai bis auf 1,1929 geklettert war.
 
aus der Diskussion: The Market-Watch oder die Mär vom starken Bullen !
Autor (Datum des Eintrages): herr.motzki  (08.10.03 16:33:34)
Beitrag: 2,603 von 2,849 (ID:10961876)
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