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Angenommen, folgende zwei zitierte Annahmen Kostolanys stimmen so, und ich kenne momentan noch keine guten Einwände, dass es anders sein soll...

1. "Amerika nämlich hintertreibt es, daß der Goldpreis in schwindelerregende Höhen steigt und die Menschen wieder goldsüchtig werden, wie es Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre der Fall war." (siehe auch Thread: Kostolany bestätigt Goldpreis-Manipulationen! / Heyne-Verlag, 1989)

2. "Insbesondere die Goldspekulation, die auf alle Warenpreise eine direkte Wirkung hat, spielt dabei eine große, oft verheerende Rolle.[...] Gold ist die Standarte, die dem Feldzug der Waren vorangeht - und alle anderen folgen ihr."
Bzw. "Verglichen mit einem Schlachtfeld ist Gold die Flagge und die Musik, hinter der alle anderen Rohstoffe herziehen (Ullstein-Verlag, 2001)

...dann hat das entscheidende Konsequenzen: :rolleyes:

1. Eine Art Golddrückungs-Kartell müsste es nahezu zwingend geben (gegeben haben), wie aktiv und effektiv, bleibt natürlich offen.
2. Ein bisher niedriger Goldpreis hat die Inflation in den westlichen Industriestaaten relativ flach gehalten, da mit ihm auch andere Rohstoffe als Anlage unattraktiv wurden. Weiterhin wurden mit niedriger Inflation niedrige Anleihenrenditen erzielt und damit hohe Aktienbewertungen gerechtfertigt.
3. Die niedrige Inflation hat auch niedrige allgemeine Marktzinsen ermöglicht, die Zentralbanksätze folgten ebenso.

Letzteres ist ein wichtiger Punkt. Wenn der Fundamental-Druck den Goldpreis irgendwann - war 2001 der Start? - umso stärker emporhebt (physische, industrielle Nachfrage sowie hohe Förderkosten durch vorheriges `künstliches` Goldminensterben), dann gibt es weiterführende Implikationen:

4. Der Goldpreis steigt ab Zeitpunkt X schneller, als er es im `natürlichen` Verlauf ohne vorherige Eingriffe getan hätte.
5. Die Inflation folgt damit verzögert, aber dynamischer als es auf anderem Wege passiert wäre.
6. Zinserhöhungen werden folglich dramatischer werden als bei Alternativszenario, aber...
7. Eine Rohstoff-Inflation ist sehr schwer aufzuhalten, hier erweisen sich Zinserhöhungen lediglich als eines von mehreren Übeln.

Deutung: Ein niedriger Goldpreis hat es den westlichen Staaten aufgrund niedriger Zinsen jahrelang erlaubt, eine Politk der steigenden Staatsschulden fortzusetzen. Höhere Schuldenquoten waren kein wirklich drängendes Problem, weil die effektive Zinsbelastung aufgrund niedriger Zinssätze niedrig blieb. Deshalb konnte Japan z.B. auch eine 150%-des-BIP-Verschuldung bisher verkraften.

Mit niedrigen Zinsen wurde im Endeffekt auch die US-Aufrüstung oder der Irak-Krieg finanziert, was allerdings das Problem verstärkt hat: Die durch solche Provokationen vestärkten Abgrenzungs-Versuche islamischer Länder zum westlichen Wirtschaftssystem sind unübersehbar (Gold-Dinar) und haben ebenfalls das Goldpreis-Potenzial gravierend erhöht.

Wenn also obige zwei Voraussetzungen als wahr angenommen werden (darüber können wir uns gerne streiten), dann sind die Deflations-Szenarien hinfällig und die Inflations-Szenarien nahezu zwingend. Wenn sich der Börsen-Altmeister auch in einem dritten Punkt nicht irrt ("Inflation ist der Preis der Demokratie"), können wir zusätzlich über politische Stabilität reden - ich will mit diesen Gedankenspielen allerdings keine Schwarzseherei betreiben, sondern vielmehr die vor uns liegenden Möglichkeiten ausloten :look:

Fazit: Bei weiter deutlich steigenden Goldpreisen droht die `Schuldenfalle` zuzuschnappen, und zwar weltweit (Europa, USA, Japan). Wenn sich etwa die Marktzinssätze von 2% auf 6% verdreifachen sollten, würden entsprechend auch die Zinsbelastungen der Staatshaushalte emporschnellen.

Die steigende Zinsen erhielten wir letztendlich auch durch einen steigenden Goldpreis als Einfallstor für weltweite Liquiditätswellen in den Rohstoff-Bereich, die sich zur Zeit noch schwerpunktmäßig in den Aktien-, Anleihe- und Immobilienmärkten befinden.

Wavetrader

Anhang: Rohstoff-Index des `Commodity Research Bureaus`


 
aus der Diskussion: Wenn Kostolany nur zweimal Recht hat, droht Gefahr...
Autor (Datum des Eintrages): Wavetrader  (16.11.03 16:05:51)
Beitrag: 1 von 20 (ID:11343567)
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