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Mittwoch, 3. Dezember 2003

Flexibel und wendig

Wenn Firmen expandieren

Der Gang an die Börse galt lange als Königsweg für den Mittelstand, um das Eigenkapital zu stärken und zugleich die Expansion zu finanzieren. Etlichen Mittelständlern hat das IPO aber Probleme gebracht oder diese zumindest verstärkt. Erst jetzt, 3 Jahre nach dem Beginn der Baisse, gehen die Unternehmen wieder auf Wachstumskurs. Beobachter verweisen auf verschiedene Fehler: hochfliegende Expansionspläne; Eigentümer, die die Kontrolle nicht aufgeben wollten; über Jahre gewachsene Verkrustungen in den Unternehmen. "Viele Mittelständler haben ganz klassische Fehler begangen", sagt Analyst Heiko Bienek von der Fondsgesellschaft Lupus Alpha.

Es gebe aber auch eine Reihe von Unternehmen, die frühzeitig auf die strukturellen Verwerfungen und die konjunkturelle Delle reagierten. Hätten sie es nicht getan, "hätte das für Viele das Aus bedeuten können", meint Bienek. Ein wesentliches Erfolgskriterium war seiner Ansicht nach die Nutzung externer Manager, denen die ursprünglichen Unternehmer die Steuerung und Restrukturierung überlassen hätten. Durch die Einbeziehung solcher Personen sei es vielfach gelungen, die klassischen Tugenden neu zu beleben: Flexibilität und Wendigkeit. Zu den Unternehmen, die diesen Weg gegangen sind, gehören elexis und R.Stahl.

Modernisierung des Mittelstandes

Unter dem Etikett "Modernisierung des Mittelstandes" sieht der Vorstandsvorsitzende der elexis AG, Siegfried Koepp, das Programm, dem sich sein Unternehmen in den vergangenen 2 Jahren unterzogen hat. Der Nischenanbieter in der Fertigungsautomatisierung hat seine Restrukturierung im Herbst für beendet erklärt. Nun liege der Fokus wieder auf Wachstum und Gewinn. Gleiches gilt auch für die R.Stahl AG. Deren Vorstandsvorsitzender Martin Schomaker übergibt auch gleich den Zukunftsglauben der New Economy den Archivaren: "Wir brauchen keine Visionen, wir brauchen Profite", lautet sein Credo.

Dem Management beider Unternehmen bescheinigt auch Analyst Bienek, die Hausaufgaben gemacht zu haben. Vor allem bei der elexis habe es dabei ein Wettrennen gegen die Zeit gegeben. Das Unternehmen hatte sich unter dem Dach einer Finanzholding organisiert, die ganz auf Wachstum ausgerichtet war. Als dieses ausblieb, saß elexis auf einer teuren Holding. Zudem schrieben etliche Töchter rote Zahlen. Gemeinsam mit seinem Vorgänger Willi Loose verkleinerte Koepp die Holding erheblich. Lagen ihre Kosten 2001 inklusive Börsengang noch bei 6 Mio EUR, so sollen es 2004 nur noch 500.000 bis 600.000 EUR sein.:eek: :lick:

"Beeindruckend, dass ein Vorstandsvorsitzender den Dreck macht und seinem Nachfolger den Ruhm überlässt," kommentiert ein Beobachter den Rückzug von Loose in den Aufsichtsrat. Bei elexis heißt es dazu, es habe eine Ebene zuviel gegeben und das operative Geschäft gehe eben vor. So sei Koepp als Leiter der größten Tochter neuer Vorstandsvorsitzender geworden. Vor allem auf das Operative legt Koepp wert. Gut die Hälfte seiner Zeit verbringe er beim Kunden, denn "der bringt das Geschäft". elexis habe eine gute Technologie, daraus müsse gutes, profitorientiertes Geschäft werden.
Auch das ist eine Parallele zu R.Stahl.

Während sich Koepp vorgenommen hat, bis 2006 eine operative Marge zwischen 8% und 10% zu erzielen :eek: :lick: formuliert Schomaker das Ziel, R.Stahl so bald wie möglich dividendenfähig zu machen. Das mag damit zusammen hängen, dass sich die Mehrheit der Aktien noch im Besitz der Gründerfamilien befindet. Ohne deren Stillhalten und Dividendenverzicht in den vergangenen Jahren wäre die Restrukturierung kaum umzusetzen gewesen.

Auch Analyst Bienek verweist auf die entscheidende Rolle der Familienaktionäre bei vielen Mittelständlern. Dort, wo diese dem traditionellen "Herr im Haus" verpflichtet seien, gebe es eine ganze Menge Schwierigkeiten.

Bei R.Stahl trugen die Familienaktionäre das umfangreiche Restrukturierungsprogramm mit. Als Schomaker 2002 ans Ruder kam, sei der Maschinenbauer zwar in Technik und im Vertrieb gut aufgestellt gewesen, aber in der Wertschöpfung, in der Führung und in der Organisation habe Vieles im Argen gelegen. Ähnlich wie Koepp bei elexis traf Schomaker auf Strukturen, die dem Unternehmen nicht passten. elexis trennte sich von Töchtern, Schomaker schloss mehrere Auslandsniederlassungen. Koepp nahm eine Leitungsebene aus dem Unternehmen raus, Schomaker tauschte seine Führungsmannschaft teilweise aus.

Abkehr von patriarchalischen Führungsmodellen

So mussten die Produktionsleiter der beiden Sparten von R.Stahl gehen. IT, Controlling und Personal wurden zentralisiert. "Jeder Leiter war Fürst in seinem Bereich und wachte über seine Kompetenzen." Das habe zu erheblichen Reibungsverlusten geführt. Also baute Schomaker seine Führungsmannschaft um. Jeder leitende Angestellte musste durch ein Assessment Center, dabei seien Stärken und Schwächen oftmals sehr deutlich offengelegt, aber auch viel verborgenes Talent entdeckt worden. Dabei sei die wirkliche Schwierigkeit, den einmaligen Restrukturierungsprozess in eine kontinuierliche Entwicklung umzubauen.

Schomaker wie auch sein Kollege Koepp legen dabei großen Wert auf Transparenz und Einbindung der Mitarbeiter. Die elexis führte Organisationseinheiten von rund 70 Mann ein - "Firmen in der Firma" nennt das Koepp. Diese seien für ihren unternehmerischen Erfolg selbst verantwortlich. Das gehe bei der überschaubaren Größe gut. Zudem habe man flexible Arbeitszeitmodelle eingeführt. Schließlich sei wichtig, Möglichkeiten zum offenen Austausch zu eröffnen. Beides sind für ihn zentrale Kriterien eines wettbewerbsfähigen Mittelstands.

Monatliche Leistungsübersichten und ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess sollen bei R.Stahl das Entstehen neuer Verwerfungen verhindern. Damit soll R.Stahl die kommende Expansion bewältigen. Vor allem auf Asien und Nordamerika setzt Schomaker dabei. "R.Stahl ist strukturell sauber aufgestellt. Wenn die Konjunktur jetzt mitspielt, kommt es da zu einem großen Hebel," so Bienek. Schomaker denkt derweil anscheinend schon über die nächsten Herausforderungen nach. R.Stahl werde wohl mittelfristig nicht umhin kommen, verstärkt Standardprodukte in Niedriglohngebieten herzustellen.

Nun erwarten beide Unternehmen wieder profitables Wachstum und richten sich auf Expansion ein - auch wenn die konkreten Ausblicke noch vorsichtig formuliert sind, um der unsicheren konjunkturellen Lage nicht zum Opfer zu fallen. Die Aktienkurse sprechen auf jeden Fall dafür. In den vergangenen sechs Monaten stiegen elexis auf über drei EUR von 0,77, R. Stahl gewannen auf 7,20 von 4,05 EUR.

Michael Matern, vwd

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Elexis wird in 2003 über 110 Mio. Umsatz machen. Wird an der Börse aber unter 30 Mio. Euro gehandelt?!

Hinweis: Bin schon selbst schon länger in Elexis investiert. Wer meiner Meinung ein unterbewertetes Unternehmen sucht, kann hier fündig werden.

Dies ist keine Kaufempfehlung. Jeder sollte seine eigenen Analysen bzw. Schlüsse ziehen.

Gruß
DmComeBack
 
aus der Diskussion: N-TV - zu Elexis und R. Stahl - Modernisierung des Mittelstandes
Autor (Datum des Eintrages): DmComeBack  (08.12.03 07:37:01)
Beitrag: 1 von 4 (ID:11545508)
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