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Immobilien Zeitung vom 11.12.2003

WKM Terrain- und Beteiligungs AG
Insolvenz wegen 2,1 Mio. EUR


Vom Kupferdraht über den Toaster zur Immobilie ins Nichts - das könnten Historiker eines Tages über die WKM schreiben.

1898 als Westfälische Kupfer- und Messingwerke AG (WKM AG) gegründet, konzentrierte sich das Geschäft des seit 1995 unter WKM Terrain- und Beteiligungs AG firmierenden Unternehmens zuletzt auf die Entwicklung und den Bau von Senioren- und Wohnimmobilien. Nun hat die Firma mit Sitz in München Insolvenz angemeldet - je nach Rechenart wegen fehlender 2,1 Mio. bis 8 Mio. EUR.

"Wir wären überlebensfähig gewesen", sagt Hans-Heinrich Kainz, seit Anfang 2001 Vorstand der WKM. Er war seinerzeit angetreten, das hoch verschuldete Unternehmen zu sanieren. 1999 hatte die WKM mit einem Minus von 5,5 Mio. EUR abgeschlossen, 2000 gelang nur über den Verkauf der verlustreichen Tochtergesellschaft Bonifatius Seniorenresidenzen GmbH an die Curanum AG ein Plus von knapp 1 Mio. EUR.
2001 summierten sich die Verbindlichkeiten auf rund 40 Mio. EUR. Seither schrumpfte der Schuldenberg durch Immobilienverkäufe sowie millionenschwere Forderungsverzichte auf etwa die Hälfte.
Bis zuletzt führte Hans-Heinrich Kainz Gespräche mit potenziellen Investoren, die in das Unternehmen einsteigen wollten. Darunter eine Bauträgergesellschaft aus München, die nach WKM-Darstellung noch im Oktober 2003 erklärt habe, sie sei bereit, den Betrieb zu übernehmen - vorausgesetzt die Stadtsparkasse München verzichte ähnlich wie die Curanum AG auf Forderungen.
Darin, so Kainz, habe jedoch das Problem gelegen. Mit der Gläubigerbank sei keine Einigung zu Stande gekommen. Vielmehr reichte sie bereits im September Klage beim Landgericht München ein, um die WKM zur Zahlung von 2,1 Mio. EUR zu zwingen. Auf diesen Betrag belief sich eine Bürgschaft, die die WKM zur Absicherung eines Darlehens ihrer Tochtergesellschaft Tewobau Wohnbau GmbH abgegeben hatte. Kainz wies die Forderung zurück und verwies seinerseits auf Bemühungen, mit der Stadtsparkasse München einen Vergleich zu schließen. So sei er der Ansicht, die Bank hätte den WKM-Tochterunternehmen Tewobau Wohnbau GmbH und AT Management GmbH & Co. Bauträger MUC I KG Mitte der 90er Jahre noch Kredite gewährt, obwohl die Firmen bereits überschuldet gewesen seien. Die seither gezahlten Zinsen sowie die Verluste durch Abtreten der Bruttomieten aus Bestandsobjekten an die Stadtsparkasse summieren sich laut Kainz bei der WKM und ihren Töchtern auf 5 Mio. bis 8 Mio. EUR. "Das ist das, worüber wir streiten."
Die Bank hüllt sich zu den aufgemachten Rechnungen weit gehend in Schweigen. "Die Angaben zu angeblichen Verbindlichkeiten des WKM-Konzerns und deren Reduzierung in den vergangenen zwei Jahren sowie zu dem Forderungsverzicht können wir weder bestätigen noch nachvollziehen", sagte Stadtsparkassen-Sprecher Joachim Fröhler. Weitere Äußerungen seien mit Blick auf das Bankgeheimnis nicht möglich.

Zu teuer gekauft, zu teuer gebaut

Die grundsätzlichen Probleme der WKM, so räumt selbst Kainz ein, liegen in Fehlern der früheren Geschäftspolitik, die von Nikolaj Kiessling geführt wurde. Grundstücke seien zu teuer gekauft und es sei zu teuer gebaut worden. Kiesslings Vater Heinrich, bis 2000 Vorsitzender des WKM-Aufsichtsrates, habe sich, so heißt es, als Architekt der Objekte nach den damit verbundenen Geschäften die Finger geleckt. In Branchenkreisen kursiert das Beispiel eines Seniorenheimprojektes, bei dem die WKM einen Gewinn von mehr als 8 Mio. EUR eingestrichen haben soll. Da habe ein Pflegebett umgerechnet gut 100.000 EUR gekostet, als branchenüblich gelten lediglich 50.000 bis 65.000 EUR.
Zudem, so Kainz, habe er nach Übernahme der Geschäfte "einige Leichen im Keller gefunden". So seien unter der früheren Geschäftsführung Grundstücke gekauft worden, für die es noch keine Baufinanzierung gegeben habe. Oder abgeschlossene Erbpachtverträge hätten mit Blick auf die damit verbundene Beleihungsgrenze von 50% nicht ausgereicht, ein Pflegeheim zu bauen.
Die Sanierungsbemühungen seien obendrein dadurch erschwert worden, dass Seniorenheimbetreiber wie Refugium "über den Jordan gingen" und fortan bei den Banken zum Thema Pflegeheimbau "immer gleich die rote Ampel angegangen" sei.
Allerdings rechnet Kainz nach dem Insolvenzverfahren mit einem Fortgang der WKM-Geschichte. In seinem Aktionärsbrief zur Insolvenz spricht er ausdrücklich von einem Neuanfang. In dessen Zentrum könnte das so genannte Oktaeder-Konzept stehen. Dahinter verbergen sich achteckige Pflegeheimmodule. Die Idee: Keine langen Flure mehr, kurze Wege fürs Personal und optimale Flächennutzung. Das Konzept wird erstmals bei einem Projekt in Ansbach umgesetzt. Angesichts ihrer finanziellen Probleme hatte die WKM die Planung und Projektierung jedoch bereits im Herbst 2002 an die Hiba AG, Hamburg, verkaufen müssen. Finanziert wird der Bau über einen Fonds der Immac AG, Hamburg. (bb)



Der
 
aus der Diskussion: WKM TERRAIN U. BET. AG (777900) – wie geht es weiter ?
Autor (Datum des Eintrages): onlytheskyisthelimit  (11.12.03 10:58:33)
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