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Der Schreiber des Artikels mag recht haben: es ist kaum zu bestreiten, daß die Schuldenlast des US-Haushalts überwältigend ist. Dabei sollte man aber immer im Hinterkopf behalten, daß die Schulden wohl auch beherrschbar sind, denn der Verteidigungshaushalt ließe sich auch wieder zurückfahren, und die Steuern sind insgesamt niedrig, haben also Spielraum nach oben, wenn es sein muß.

Was mich an der Art der Einbringung stört, ist der Titel "Die USA als Warnung?", was suggerieren könnte, daß wir Deutschen von den USA lernen sollten, also Steuern nicht senken und den Verteidigungshaushalt weiter kürzen sollten. Und genau da ist das Problem, daß Deutschland mit den USA nicht vergleichbar ist. Unser Verteidigungshaushalt ist klein, die Vorbelastung durch alte Schulden (dazu sind die Renten- und Pensionslasten zu zählen, wie auch die Sozialhaushalte bei der Belastung den öffentlichen Haushalten und ihren Steuern zuzurechnen sind) groß und die Abgabenlast ebenfalls. Das Fazit ist, wir können von den USA nichts lernen, weil wir uns in einer anderen Situation befinden. Bei uns käme niemand auf die Idee, eine Steuersenkung auf Spitzenverdiener zu konzentrieren und das rein auf Pump zu finanzieren, während gleichzeitig der Verteidigungshaushalt exorbitant erhöht wird.

Es kann durchaus sein, daß sich die USA langfristig schwächen. Es kann aber auch sein, daß am Ende wieder ein Konsolidierer die Früchte dieser Politik einfährt, wie schon Clinton von Reagan profitierte (wobei Reagans Politik, seien wir ehrlich, vor allem von seinem Beraterstab gemacht wurde). Die Meldung kürzlich, daß die USA an über 10 Millionen illegale Immigranten die Greencard auszugeben gedenkt, hat mich schon sehr interessiert. Die offizielle Bevölkerungsstatistik der USA würde mit einem Satz über die 300 Millionen-Marke springen. Solche Dynamik vermisse ich in Westeuropa. Und wenn der Dollar jetzt geschwächt wird durch das Haushaltsdefizit, müssen wir uns da nicht in Zukunft auf mehr US-Exporte gefaßt machen? Holen die nicht am Ende über wachsende Auslandsinvestitionen und boomenden Export ihre Verluste wieder rein? So eindeutig ist die Situation der USA nicht...
 
aus der Diskussion: Finanzpolitik: Die USA als Warnung?
Autor (Datum des Eintrages): for4zim  (08.01.04 10:31:34)
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