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Die Zahlen stehen ja sogar teilweise schon hier im Thread, und sollten eigentlich jedem der hier mitdiskutieren will, bekannt sein.

In (deutschen) Billionen (also der Zahl mit den 12 Nullen) gerechnet beträgt das Staatsdefizit der USA etwa 6 Billionen Dollar bei einem BIP von etwas mehr als 10 Billionen, also etwa 60 % des BIP. Die Neuverschuldung liegt bei etwa 400 Milliarden, also bei etwa 4 % des BIP.

Die deutschen Zahlen sehen relativ sehr ähnlich aus. Die Verschuldung hier beträgt 1,3 Billionen Euro, auch das sind etwas mehr als 60 % des BIP, und die Neuverschuldung liegt auch bei etwa 4 %.

Der Unterschied ist nur, dass die USA über 4 % Wachstum haben, während Deutschland 0 % hat. Relativ zum BIP steigt also die Verschuldung in den USA kaum, in Deutschland dagegen schon.

Weitere Unterschiede, die das Problem in Deutschland viel dramatischer als in den USA darstellen sind wie schon genannt, die Tatsache, dass in den USA die Steuersätze schon sehr niedrig sind, und das aktuell Defizit hauptsächlich durch sehr hohe Militärausgaben kommt.

In Deutschland dagegen ist die Investitionsquote auf Rekordtief, und die komplette Neuverschuldung wandert in die maroden Sozialsysteme.
Im Jahr 2000 hatte die USA noch einen gigantischen Haushaltsüberschuss, was es in Deutschland seit zig Jahren nicht mehr gab!
In den USA sind Haushaltsüberschüsse auch in wenigen Jahren wieder möglich, in Deutschland fast unmöglich.

Ein ganz gravierender Unterschied der zukünftigen Finanzlage der beiden Staaten besteht in den unterschiedlichen Sozialsystemen, insbesondere der Altersvorsorge. In den USA sind als Altersvorsorge gigantische Summen in Pensionsfonds angelegt. Wenn die zukünftigen Rentner diese auflösen und verkonsumieren, fallen hohe Steuerzahlungen an den Staat an! Dagegen muss in Deutschland der Staat hohe Summen in die Rentenversicherung zuschiessen!
Dabei kommt den USA auch noch zugute, dass sie eine relativ gesunde demographische Struktur haben, während Deutschland eine extrem alternde Geselschaft ist.

Die Warnungen, die angesehene Ökonomen wie Sachs, Stieglitz oder Krugman für die USA aussprechen sind berechtigt. Im Vergleich zu Deutschland sieht die Lage in den USA allerdings doch recht rosig aus. Nur interessiert die katastrophale Lage in Deutschland keine Ökonomen mehr. Wir sind im Weltmassstab mittlerweile einfach nur noch irrelevant. :cry:

Das ist ja wohl auch der Grund, warum hier über die USA diskutiert wird, und nicht über Deutschland.
 
aus der Diskussion: Finanzpolitik: Die USA als Warnung?
Autor (Datum des Eintrages): flitztass  (08.01.04 14:40:14)
Beitrag: 18 von 1,061 (ID:11782089)
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