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Flitztass, deine Aussage der Unterschied zwischen hedonischem Preisindex und der " herkömmlichen Methode" ist gar nicht so gross, wie manche Leute glauben machen wollen, will ich mal quantitativ taxieren.
Ich persönlich werde die Angaben zum amerikanischen GDP in Zukunft mal den Faktor 0,6 nehmen, um eine relative Vergleichbarkeit zu den deutschen Angaben übers Wirtschaftswachstum zu haben.

Und wie du feststellst ist der amerikanische Arbeitsmarkt nicht mit dem deutschen vergleichbar. Ich will hierzu ein Beispiel geben.
Aldi ist seit ein paar Jahren auf dem amerikanischen Kontinent vertreten. Eine Aldi Filiale in den USA wird nach den gleichen Prinzipien geführt wie in Deutschland und im krassen Gegensatz zu amerikanischen Einzelhändlern wie z.B. WalMart.
In einer amerikanischen Aldi-Filale muss man seinen Einkauswagen mit einem Quarter (Vierteldollar-Münze) entsperren und wieder zurückbringen, für Einkaufstüten extra bezahlen, seine Sachen nach Bezahlung selbst einpacken und an der Kasse kann man nur Cash oder per Bankeinzug (debit) zahlen.
Anfangs hatte Aldi nur Cash-Zahlung angeboten, aber da war den Amis der Kulturschock zu gross (man zahlt üblicherweise mit Kreditkarte oder Verrechnungsscheck im Laden), so dass Aldi auch debit-Zahlung anbieten musste, um die Kunden nicht abzuschrecken. Auch ist für viele Amerikaner schon das Entsperren eines Einkauswagens vor der Aldi-Filiale eine Riesenherausforderung.
Eine normale US-Aldi-Filiale wird von 3 Mitarbeitern gemanagt, die Regale auffüllen und kassieren. Aldi-Filialen in den USA sind nicht so gut besucht wie in Deutschland, aber Aldi-Mitarbeiter sind nach Augenschein immer gut beschäftigt, wie in einer deutschen Filale eben auch. Aldi-Mitarbeiter verdienen überdurchschnittlich gut.
Trotzdem kostet bei Aldi z.B. ein Pfund Bananen 25 Cent und bei WalMart 48 Cent (WalMart Werbeslogan: we sell for less).

Geht man zu WalMart begrüsst einen der Grüssgott-August an der Eingangstür (meistens ein Rentner, dem die Rente nicht zum Leben reicht) und drückt einem den Einkauswagen in die Hand. In den Riesen-WalMart Läden findet man oft nicht was man sucht und fragt man dann einen der zig-Angestellten die herumlaufen und einen Kittel mit der Aufschrift tragen (May I help you?) was spezifischeres, dann können die einem in der Regel auch nicht weiter helfen, dafür sind Amerikaner aber immer besonders freundlich. Es gibt unzählige Kassen und Kassiererinnen an denen man auf alle mögliche Zahlungsarten sein Geld loswerden kann. Mit Plastiktüten wird man dann regelrecht überschüttet, weil fast jedes Teil wieder von einer anderen Hilfskraft in einer eigenen Tüte verpackt wird. Und der Rentner grüsst einem beim Verlassen des Ladens noch mit einem "take it easy".
WalMart ist übrigens der grösste Arbeitgeber in den USA (mehr als 2 Millionen Mitarbeiter) und ca. 40% der WalMart Mitarbeiter können sich keine eigene Krankenversicherung leisten, weil ihre Bezahlung.

Welches System dem Kunden nun besser schmeckt, ist wohl eher eine Frage der persönlicher Vorlieben und des Geldbeutels. Dass das Aldi-System extrem effizient (eben typisch deutsch ist) und das WalMart-System eher amerikanisch lax ist, ist offensichtlich. Aldi beschäftigt wenig Mitarbeiter, die aber ihr Auskommen mit dem Verdienst haben und WalMart beschäftigt auf gleicher Ladenfläche hochgerechnet mehr als doppelt so viel Leute, die mehr schlecht als recht davon leben können.
Und das ist ein Geheimnis des sog. amerikanischen Jobwunders, das jetzt wieder mal ausgeblieben ist. Es gibt viel zu viele Beschäftigte, die obwohl sie 40h in der Woche arbeiten nicht davon leben können.

B@N (USA)
 
aus der Diskussion: Finanzpolitik: Die USA als Warnung?
Autor (Datum des Eintrages): bares@nobles  (09.01.04 18:18:36)
Beitrag: 60 von 1,061 (ID:11796979)
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