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<p>Bernd Niquet: Robert Mundell und der Euro</p><p>- Fehleinschätzungen, tragische Fehleinschätzungen -</p><p>Der Berliner Wirtschaftswissenschaftler Hajo Riese hat vollkommen Recht: Im Konkurrenzkampf um die Leitwährungsfunktion zählen nur zwei Parameter – die Vermögensqualität und der Zinssatz. Da der Euro jedoch sowohl eine schlechtere Vermögensqualität als auch ein niedrigeres Zinsniveau hat als der Dollar, ist er nicht nur schwach, sondern muss er sogar schwach sein.</p><p>Alles andere sind Spiegelfechtereien. Denn letztlich sind es immer die Bedingungen des Vermögensmarktes, sprich die Vermögensdispositionen, die den Wechselkurs determinieren. Und niemals die sogenannten „Fundamentals“, die ihrerseits zu jedem Zeitpunkt selbst nur Spiegelbilder der Vermögensdispositionen sind.</p><p>(Hier zeigt sich im Übrigen ein deutlicher Unterschied zwischen der Elite unserer Wirtschaftswissenschaftler und Dagobert Duck. Denn im Unterschied zu ersteren wusste der letztere schon immer: Geld regiert die Welt!)</p><p>Die Deutsche Bundesbank hatte es mit ihrer DM in diesem Zusammenhang allerdings sehr viel einfacher. Denn die DM war eine klassische „Nischenwährung“, die ihre Vermögensqualität zu einem guten Teil aus ihrem – im Vergleich zum Dollar bestehenden – Seltenheitswert gezogen hat. Doch gerade dieser ist nun im Zuge des Konvertierens zum Euro ersatzlos weggefallen. Wir haben es nur vergessen, den Entscheidungsträgern dies rechtzeitig mitzuteilen.</p><p>Diejenigen, denen es bei der Euroumstellung nicht um die Sicherung ihres eigenen Pöstchens, sondern vielmehr um die Sicherung ihres Vermögens geht, haben jedoch ein klares Wort gesprochen. Und es lautet: „Wir sind nur dann bereit, mit dem Euro eine neue Weltwährungsalternative zu halten, wenn wir dafür eine höhere Rendite beziehen.“ Und „höhere Rendite“ heißt: Entweder eine höhere Verzinsung. Was die EZB jedoch verweigert hat. Oder eben einen niedrigeren Wechselkurs. Den der Markt nun realisiert hat.</p><p>Die neue internationale Währungskonkurrenz hat damit sowohl einen positiven wie auch einen negativen Effekt: Der negative beinhaltet, dass die gegenwärtige Hegemonialmacht USA den mit dem Dollar konkurrierenden Währungen höhere Zinsen aufnötigt. Der positive jedoch lautet: Jeder Vermögensanleger kann sich möglichen Währungsverschlechterungen stets dadurch entziehen, dass er in die stabilere Währung umschichtet.</p><p>Umso erstaunlicher sind die Vorschläge, die der Nobelpreisträger Robert Mundell gerade in Berlin gemacht hat, nämlich demnächst die Währungsblöcke Dollar, Euro und Yen in einer Währungsunion zusammenzuschließen. Denn was dann passiert, kann sich wohl jeder vorstellen: Ende der Konkurrenz = Ende jeglicher Qualität.</p><p>Alle Aktionäre und Goldminenbesitzer sollten daher schleunigst fordern, Robert Mundell zum Welt-Bestimmer zu wählen. Denn eine größere Hausse kann die Menschheitsgeschichte überhaupt niemals erleben. Der vernünftige Rest hingegen sollte wenigstens trauern. Trauern darum, dass wir gescheiter gewesen wären, wenn wir Dagobert Duck zum Nobelpreisträger gemacht hätten.</p><p>Bernd Niquet, Donnerstag, 29. Juni 2000</p><p>b.niquet@wallstreet-online.de</p><p></p>
 
aus der Diskussion: Bernd Niquet: Robert Mundell und der Euro
Autor (Datum des Eintrages): Nachrichten  (29.06.00 12:29:29)
Beitrag: 1 von 3 (ID:1192593)
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