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@IgnatzWrobel

Sollen Journalisten nur noch lustige Geschichten über " Wandern im Schwarzwald" schreiben dürfen?

Habe ich nicht gesagt!
Aber überlege einmal, nichts ist einfacher für die Journallie wenn einem mal nichts besonderes einfällt und man einen möglichst großen vermeintlichen Betroffenheitskreis erreichen will, sich ein Zielobjekt mit 40 Millionen Rechnungsempfängern auszusuchen. Da kann man schön alten Käse aufwärmen, der schon tausendmal in der einen einen oder anderen Form gebracht wurde. Irgend einen trifft es immer.
Olle Kamellen recyceln ist das, und absolut nichts macht diese Meldung plötzlich relevanter.

Was heutzutage mehrheitlich als Journalist arbeitet und/oder nachwächst ist unter aller Kanone und nur noch auf den reinen Krawall aus.
Davon, dass in der schreibenden Zunft, die wenigsten noch der deutschen Sprache und Rechtschreibung wirklich mächtig sind, will ich gar nicht erst anfangen, das scheint ein gesamtgesellschaftliches Problem zu sein. Für den Normalbürger mag das ja noch durchgehen, aber von einem Journalisten der von der Sprache lebt, erwarte ich mehr. Schlag nur einmal eine x-beliebige Tageszeitung auf.
Nein, es wird inhaltlich nur noch voneinander abgeschrieben, ohne zu prüfen und zu denken, Hauptsache möglichst breite Betroffenheit. Als ganz krasses Beispiel nenne ich nur mal den Fall des kleinen Joseph Kantelberg-Abdulla aus Sebnitz. Jeder nicht gerade Grenzdebile, der den ersten Bericht gelesen hatte, konnte sich an den fünf Fingern abzählen, dass die Geschichte so nicht stimmen konnte. Aber nein, ein vollkommen unreflektiertes Aufheulen ging durch die Medienszene.

Immer wenn noch ein paar Sendeminuten oder Seiten zu füllen sind, kann man darauf wetten das reflexartig immer die gleichen Sachen aus der Schublade gezogen werden. Eine davon ist das Thema Telekom und die Abrechnungen. Und wenn du und andere den Beitrag noch als gelungen empfinden, zeigt das eigentlich nur wie furchtbar niedrig die Ansprüche an "investigativen" Journalismus inzwischen sind. Da wäre zwischen drin mal eine nette, gut recherchierte Schwarzwaldwanderung nicht einmal das Schlechteste.

Das unsere Politiker in der Mehrheit nur noch unterste Schublade sind ist ja inzwischen Allgemeingut, aber bei den Journalisten ist das um keinen Deut besser.


p.s. Der Volksmund redet auch viel dummes Zeug, wenn der Tag lang ist. Und dem hinterher zu hecheln, nennt man im allgemeinen auch Populismus.
 
aus der Diskussion: Der ultimative Deutsche Telekom-Haßthread
Autor (Datum des Eintrages): Kaperfahrer  (06.02.04 08:40:04)
Beitrag: 9 von 9 (ID:12072054)
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