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Immer wenniger Menschen können sich ein neues Auto leisten!!!

Golf«- Syndrom

Weil Autos keine Autos kaufen, knirscht es gewaltig im bundesdeutschen Getriebe

Auf der Rangliste der größten anzunehmenden Unfälle in der BRD stehen ganz oben: zu teures Bier und unverkäufliche Autos. Marke Golf zum Beispiel. Der Bierpreis ist hoch, aber noch vermittelbar. Der Golf allerdings scheint bei Volkswagen derzeit auf Halde zu stehen. Oder wie ist es zu erklären, daß knapp drei Monate nach Einführung des neuesten Modells der Konzern bereits einen Rabatt von acht Prozent einräumt?

Der Golf ist nicht irgendein Auto, sondern seit etwa dreißig Jahren der meistverkaufte Benzinfresser. Volkswagen ist nicht irgendein Konzern, sondern einer der Stützpfeiler der Deutschland AG. Und die BRD ist nicht irgendein Land, sondern die kapitalistische Volkswirtschaft, die wohl am engsten mit der Automobilproduktion verquickt ist. Da ist ein Käuferstreik beim liebsten aller Lieblingsobjekte der deutschen Benzinfetischisten tatsächlich ein GAU. Stellt eine Absatzkrise beim Golf doch in der Tat fast alles in den Schatten, was an ökonomischen Ungeheuerlichkeiten hierzulande passieren kann. Allerdings kommt ein solches Ereignis nicht aus heiterem Himmel. Vorangegangen waren sozialpolitische Ungeheuerlichkeiten, die mit der Lobpreisung neoliberaler Globalisierungsideen begannen und gegenwärtig im laufenden Sozialkahlschlag unter dem Decknamen »Reform« mit Gewißheit noch nicht ihr dickes Ende gefunden haben. Hinzu kommt, daß die zu Grabe getragene »Rheinische Republik« noch schnell ihr Eingemachtes verpulvert hatte – es mußte ja unbedingt eine »Wiedervereinigung« sein, als 1990 die DDR mit allem Drum und Dran einverleibt wurde. Die Kosten zahlte man aus der sozialen »Portokasse«, die Gewinne wurden privatisiert und sind in ihrer Mehrheit weder zu produktivem Kapital noch zu konsumtiven Ausgaben mutiert. Wahrscheinlich schmoren jene Multimilliarden irgendwo auf elektronischen Konten und geben den unfreiwilligen Totengräbern der kapitalistischen Marktwirtschaft ein Gefühl trügerischer Sicherheit.

Für die Normalbürger brachte das Massenerwerbslosigkeit, Zerschlagung des Solidarprinzips bei den Sozialversicherungssysteme, zunehmende Existenzängste und Politikverdrossenheit. Inzwischen halten selbst die noch einigermaßen Begüterten ihr Geld zusammen. Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: länger arbeiten für weniger Geld, fordern die »Arbeitgeber«verbände. Da ist es kein Wunder, wenn VW auf seinen schicken Golf-Automobilen sitzenbleibt. Die Minderheit der Gierigen, die Apostel der privat anzueignenden Höchstprofite, haben das Boot »BRD« leck geschlagen. »Autos kaufen keine Autos«, sagte Lafontaine. Recht hatte er.
 
aus der Diskussion: Wollen Gesamtmetall und CDU Demokratie u. Freiheit abschaffen?
Autor (Datum des Eintrages): Golddistel  (08.02.04 23:37:20)
Beitrag: 35 von 43 (ID:12089826)
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