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@Coubert, Landingzone und AntonChesus


Mich stört etwas eure Geisteshaltung der moralischen Überlegenheit. Da nützt manchmal kritische Selbstreflexion.

22. Januar 2003

Trau keinem 68er !

Von Bettina Röhl



In den Medien werden zur Zeit schwarz – grüne Phantasien als Weg zum Glück beschrien. Locken die Grünen die Konservativen in ihr eigenes Waterloo ?

von Bettina Röhl



Die jüngste Legende, die 68 derzeit der Gesellschaft dekretiert, heißt: 68 ist tot. Die 68er seien bereits aus demographischen Gründen eine aussterbende Spezies.

Die 68er achten strikt darauf, dass es ausschließlich ihresgleichen sind, die sich „kritisch“ mit 68 auseinandersetzen ( dürfen). Wer nicht 68er ist und das Maul aufmacht, ist dümmlich, redet über Dinge, von denen er nichts versteht, ist ewig gestrig oder gar rechts ( radikal).

Dieser Meinungsterror ist gesellschaftlicher Konsens, Konsens der öffentlichen oder zumindest der veröffentlichten Meinung. Ein bisschen angereichert mit ein paar so genannten konservativen Stimmen.

Tatsächlich ist 68 die Messlatte der politischen Korrektheit. Das ideenlose bürgerliche Lager wehrt sich allenfalls durch Passivität, durch ein paar Luftblasen und apportiert permanent die eigene Existenzberechtigung und überhaupt, man sei gar nicht soo schlimm und hätte ja auch sehr viel gelernt.

Der durchschnittliche 68er ist zwischen 50 und 70 Jahre alt, also in einem Alter, in dem typischerweise die Machtpositionen besetzt werden. Die Generation zwischen 40 und 50 teilt sich in 2/3 stramme Nachwuchs – 68er und ein knappes Drittel inzwischen eingeknickter Yuppies. Wie da die Legende des demographischen Endes der 68er überhaupt Platz greifen konnte, bleibt unverständlich. 68 hat sich längst verselbständigt und ist Generationen- unabhängig die herrschende Denk – und Indoktrinationswelt geworden.

Ein paar Girlies und ein paar halbstarke Superstars und ein paar smarte ober - und altkluge Medienmenschen ändern an dem Gesagten wohl kaum etwas. Auch ein paar Jungkonservative stehen auf verlorenem Posten, woran auch nicht erreichte 18 % der Wählerstimmen oder selbst auch mal eine gewonnene Wahl nichts ändern. Die Apparatmacht in Staat, Mediengesellschaft und Gesellschaft, Kunst und Wirtschaft, Wissenschaft und Lehre bleibt in der Hand der 68er. Die lange Resistenz der Wirtschaft und der Gewerkschaften, die aus unterschiedlichen Traditionen 68 ablehnten, ist längst Vergangenheit.

Die verkrampften und spaßunfähigen 68er haben in ihrem wissenschaftlich – atheistischen Sozialismus ihre eigenen Götter Marx und Freud ( Jung und Reich, Lenin, Mao und Che Guevara ) personenkultig götzenhaft angebetet. Es war ein Leichtes für sie mit ihrem eigenen Sektenkult in Gestalt ihrer geistig überlegenen Süffisanz und mit ihrem selbst empfundenen Anspruch der Weltbelehrung und geistigen Welterneuerung, der größenwahnsinnige Züge trägt, alle Anfeindungen und Herausforderungen seit 35 Jahren bis heute mühelos zu kontern und zu überdauern.

Die Ende der Achtziger zum Massenphänomen gewordene Esoterik haben die 68er quasi anschließend an ihre alte Drogen - und ein wenig Baghwan - Erfahrung schnell geentert und ihrem System längst einverleibt.

Die Esoterik ist eines der Einfallstore der 68er in das Managerwesen der Wirtschaft geworden, wo Placebo und Autohypnose, selbstverständlich an knallharten Erfolgszahlen gemessen, Standartgedanken geworden sind. Viele so genannte Leiter von Managerkursen für Top – Leute werden von ergrauten esoterischen 68ern und Nachwuchs – 68er geleitet, die die Power hemmungsloser Durchsetzung und die Konditionierung des Ichs des Individuums angeblich in betriebswirtschaftlichen Nutzen umwandeln helfen.

Die Psychologie ist eins der großen Felder, auf denen die 68er die Macht übernommen haben, weshalb alles wissenschaftlich von Kapazitäten testiert abläuft. Da wird die große Kohle verdient. Von links, von sozial keine Spur. Seitdem 68 in Staat und Medien die Herrschaft übernommen hat, was unter Helmut Kohl sukzessive passierte, spielen die immer zahlreicher werdenden Verlierer keine Rolle mehr. Die schießt man aus dem Sozialsystem raus mit dem eleganten Begriff der Ich –AG. Wie gut, dass 68 immer gleich auch die Kritik mitliefert, die zur eigenen Machtanreicherung gehört, und das Wort „Ich – AG“ schnell zum Unwort des Jahres kürt.

Als ich ein kleines Kind war, lehrte mich meine Mutter Ulrike Meinhof, dass Strauss, Barzel und co. das schlechthin Böse seien. Naiv dachte ich, dann muss ja Willi Brandt das schlechthin Gute sein und war enttäuscht und auch ein bisschen böse, dass ich nach der Wahl von Brandt zum Bundeskanzler 69 zu hören kriegte, dass der Brandt auch nur das kleinere Übel sei, da Brandt – so erklärte sie es mir kindgerecht - die Welt nicht umstürzen, sondern nur revisionistisch reformieren und ansonsten erhalten wolle. Das Ziel sei jedoch die Zerstörung des Staates, damit ich später, wenn der Kommunismus ausgebrochen sei, den sie und ihre 68er – Genossen durchsetzen wollten nur auf den Markt gehen brauchte, um mir meine Kleider ( sie sagte „Hosen“ ) und alles was ich wollte, kostenlos, soviel ich brauchte, zu holen. Fragen, Zweifel oder gar Kritik meinerseits ließ Ulrike Meinhof gnadenlos nicht zu.

Als ich wenige Jahre später auf dem altehrwürdigen humanistischen Christianeum meiner Erinnerung nach in der fünften Klasse mit einem der wenigen waschechten 68er – Junglehrer ins Diskutieren kam, weil uns dieser Lehrer aufgefordert hatte, zu diskutieren und gegenüber Autoritäten kritisch zu sein, wurde ich eifrig und kritisierte eben diesen Lehrer, weil er die eingeführte so genannte brainstormingartige „Quatsch - Stunde- eigentlich eine der fünf regulären Deutschstunden, die der Lehrer umfunktioniert hatte, zu einer reinen Quatschstunde entgleiten ließ. Der strikte und harsche Bescheid des Lehrers, der doch nun selber die Macht der Autorität gegen alles Böse von oben in Händen hielt, war, dass es so nun nicht ginge, ich müsse schon das Richtige kritisieren. Gemeint war wahrscheinlich der Klassenfeind von oben, der den Lehrer satt und zufrieden stellend alimentierte.

Diese kindlichen Erfahrungen haben an Gültigkeit kaum etwas verloren. Selbst, wenn die 68er, wie jetzt, flächendeckend an der Macht sind, ist es nicht im eigentlichen Sinn die Opposition die opponiert, sondern das moralisch – überlegene Monopol des Gegen –den - Imperialismus - und - die - Reaktion - Seiens, des Gegenseins schlechthin, des Kritischseins, des überhaupt Nachdenkens und Experimentierens haben die moralisch - überlegenen Linken zu ihrem höchst eigenen Ding erhoben.

Das öffentlich verordnete Denkkartell 68 fällt nicht mehr auf, weil es inzwischen über zwei Generationen das Maß der Dinge geworden ist. Normal Null im Koordinatenkreuz der auf diese Weise gerade nicht mehr möglichen geistig – politischen Auseinandersetzung ist 68 geworden.

Der gesamte geistige In – und Output läuft durch den Filter 68 und so ist es verständlich, dass die ersten tüddelig gewordenen 68er auf ihre eigene Geschichte hereinfallen und verkünden: 68 gibt es nicht mehr, weil das, was schlicht real existiert, natürlich in der Tat nur schwer wahrgenommen werden kann.

Die konservativen Politiker beklagten jüngst, dass sie keine adäquate Repräsentanz in der Kunstszene haben und unterstellen dabei, dass es eine freie Kunstszene gibt, die sich frei mehrheitlich für links entschieden hätte.

Seitdem links unsozial heißt, aber dafür an der Macht ist und die sozial Schwächeren mit der alten Soziallegende alle vier Jahre einmal turnusmäßig an die linke Wahlurne gescheucht werden. machst Du als Künstler Kohle, wenn Du links bist. Insofern fällt die Entscheidung links zu sein, weder ganz freiwillig, noch ist sie völlig unverständlich.

Links hat zwar eine erdrückende Kastration der Meinungsfreiheit mit sich gebracht, die linken Künstler schreien aber nach wie vor: Mehr Demokratie wagen, mehr soziale Gerechtigkeit und schlicht und ergreifend mehr verruchte, gemäßigte Revolution. Auch nach wie vor hat links okkupiert: mehr Emanzipation, mehr Freude, mehr Spass und einfach mehr Sex. Apropo Sex; die 68er, die größten Sex- Stümper mit ihren Erektions -Turn- und Psychoübungen und ihren Orgasmusproblematisierungen haben das Kunststück vollbracht, dass sie das Image der sexuellen Revolution voll und ganz für sich beanspruchen. Welcher kleine bürgerliche Spießer erblasst da nicht vor Neid und ordnet sich da nicht auch gleich noch politisch unter.

Du sollst Dich revolutionieren ! Was das genau heißt, weiß niemand. Aber schon mal Mitglied in der Sekte 68 zu werden und das ABC auswendig zu lernen, kann nicht schaden. Sei subversiv, kämpfe an Deinem kleinen Platz, demonstriere, geh in die Gesellschaft und belehre und bekehre Dein Umfeld....

Die Demonstrationskultur hat zwar seit 98 an Schwung verloren, aber es ist doch erstaunlich, wie intensiv heute von oben organisiert noch gegen einen fiktiven revisionistischen Gegner, der überhaupt nicht mehr benannt werden kann, in einem Staate, in dem 68 die Macht selber an sich gerissen hat, demonstriert wird. Mutig bringen Künstler dem Kanzler Schröder im eigenen Hause Protestnoten, um die bösen Teile der Gesellschaft zu überwinden und um ihn Weltpolitik zu lehren, die er selber längst verstanden hat.

Der Kunst immanent ist das Argument des Experiments, die Suche nach Neuem, der Attacke auf das Bestehende, auf das nun in Wahrheit links gewordene Establishment und insofern ist es eine fatale Verwechslung, wenn in der aktuellen Situation die Kunst diese positiven Kräfte in Erfüllung alter, linker obrigkeitskontrollierender Ideen auf sich selber hereinfällt und die meisten und wertvollsten positiven revolutionären Kräfte einäugig und total reduziert und damit langweilig in den vorgegebenen linken Kanal verpuffern lassen. Diese Art von so genannter politischer Protest und Unkunst von regierungsamtlichen Kunstbeamten erinnert doch stark an die Kunst im Kommunismus.

Eben noch kämpfte Bohlen mit der Schwerkraft des kleinen Dieter und nun wird er im bereits wieder verpufften Konzert einer bürgerlichen „Revolution“ in den Feuilletons zu einer konservativen Künstlermedienblase gierig verwertet, der einzigen, der man habhaft werden konnte.

Ein wenig attraktiver Steuersong, der nicht einmal besonders kanzlerkritisch ist, und auch die Interpretation offen lässt, dass der selbe Song auch gegen einen Kanzler Stoiber gesungen worden wäre, der sich immerhin mit derselben wirtschaftlichen und finanziellen Situation hätte auseinandersetzen müssen, ist morgen wieder vergessen, weil er weder formal Kunst war noch inhaltlich etwas bot. Es ist aber erschütternd wie eine wahrscheinlich überwältigende bürgerliche Mehrheit im Lande der Dichter und Denker einem solchen Steuersong mit der Hoffnung hinterherläuft, dass nun endlich einmal links abgewatscht wird und dass man nun endlich einmal von den gestrengen 68ern anerkannt wird, dass man auch furchtbar witzig sein kann. Der angekündigte „Es wird alles wieder gut – Song“ macht die Nullnummer, der die Konservativen gierig hinter her gelaufen sind, in besonders drastischer Weise deutlich.

Wenn Konservativismus nichts anderes mehr bedeutet als ein bisschen auf Big Brother – Container zu machen, ein bisschen dem Superstar – Mediengau zu applaudieren, und ein bisschen Spass und Nonsense auf die Beine stellen und immer Obacht zu geben, dass es nicht politisch wird, dann beweist dies, wie durchgängig der Sieg von 68 ist.

Die besondere deutsche Ausprägung von 68 - auch die 68er können nicht davon lassen, das deutsche Wesen besonders gründlich und besonders teutonisch für überlegen zu erklären, obwohl sie dieses Sprüchlein gern den Konservativen um die Ohren hauen – lag in der jüngeren deutschen Geschichte, die in der Tat eine unideologische, gesellschaftliche Erneuerung erforderlich gemacht hätte. Ironischerweise ist festzuhalten, dass 68 und der ambivalente Anti- Amerikanismus aus Amerika importiert wurden und nicht originär deutschen Ursprungs sind, weshalb die nachträgliche Legende, dass 68 aus einem mutigen Kampf deutscher Studenten und Intellektueller gegen Adolf Hitler dreißig Jahre nach Hitlers Tod entstanden sei, eine plumpe Geschichtsklitterung ist.

68 war eine hysterische Hasskampagne gewürzt mit den Errungenschaften der sechziger Jahre, Pille, Pop und pralles Taschengeld. Hinzu kam unterschätzte Assistenz aus Ostberlin, eine unterschätzte Assistenz aus dem Bereich der verbotenen West – KPD, der Einfluss der Dritte – Welt – Krieg – Phantastereien von Mao Tse Tungs in Vietnam und in der chinesischen Kulturrevolution, die die 68er – Führer fanatisch predigten und eine unterschätzte Assistenz aus dem Bereich der enorm großen, links beherrschten Vermögen in Gestalt eigener Unternehmen, eigener Verlage, eigener Zeitungen oder auch der mehrheitlich links beherrschten öffentlich geförderten Projekte, Stiftungen und der Mehrzahl der öffentlich – rechtlichen Banken oder quasi öffentlich – rechtlichen Bankinstitute. Heute sagen die 68er - Veteranen, man kann sich das nicht mehr vorstellen, wie schlimm damals in den Siebzigern alles noch war. Damals sei jede Gewalt gegen diesen imperialistischen, revanchistischen Willi Brand – und Helmut Schmidt – SPD - Staat gerechtfertigt gewesen. Dass dies im besten Fall Quatsch, im verwerflichsten Fall bösartige Legendenverbreitung war, beweisen die nämlichen 68er, die heute unter dem Deckmantel von Terrorismus und kritischen Staatsfinanzen den Rechts – und Sozialstaat an allen Ecken und Enden kastrieren und meilenweit zurück schrauben.

Kohle spielte im linken Lager nie eine Rolle. Über Geld sprach man nicht. Geld hatte man. Die Linken haben uns gelehrt, Geld sei Macht. Recht haben sie. Herrschaftswissen sei Macht. Rechts haben die Linken. Das Arbeitsrecht, dass die Linken in einer Weise einschränken, wie es sich eine konservative Regierung nicht mal hätte ausdenken können, galt vor allem als 68 noch nicht an der Macht war und dann vor allem für die private Wirtschaft. Für die linksdominierten Unternehmen galt das Arbeitsrecht kraft Gesetzes zwar gleichermaßen, da wusste man sich aber vielfältig praktisch zu helfen.

68 hat keineswegs die Themen, die sich objektiv stellen, aber alle Themen, die öffentlich gestellt wurden, beherrscht. Keins der Probleme wurde von 68 gelöst. Lösungen waren auch nicht mal intendiert. Ostpolitik, Schwangerschaftsabbruch, sterbender Wald, Geschwindigkeitsbeschränkung, Dosenpfand, Sozialkundeunterricht statt Mathematik, ein Thema nach dem anderen wurde monopolisiert und für Wahlentscheidungen missbraucht und bevor es um Sachentscheidungen gehen konnte durch ein neues Thema für eine neue Wahl ersetzt. Wenn irgendwas schief ging, war sofort eine hoch dotierte 68er – Psychoassistenz zu Hilfe. Wenn etwas schief geht reklamiert 68 eben, dass man die Sache positiv sehen solle, weil man sie doch „ein Stück weit“ voran gebracht habe.

Die Revolvermentalität der 68er, die ihr krankes Selbstlob und die Fakten verfälschende Darstellung ihrer Geschichte so oft in den Medien, in den Talk – Shows, in den Schulen, Universitäten und in tausenden von Büchern revolvierten bis nicht nur sie selber gläubig an ihren eigenen Lippen hängen, sondern auch der Rest der Gesellschaft vermeiden auf diese Weise sehr stringent der ihnen obliegenden Beweislast für ihre Behauptungen Genüge zu tun.

Konkret bitte schön, meine Damen und Herren 68er. Wo ward Ihr die charakterlich Überlegenen und die die Gesellschaft voranbringenden Geister ?

Das lustigste Beispiel : Die 68er reden soviel über ihre sexuelle Revolution, die die vor ihnen im Trend liegenden Hippies versuchten, dass die Nachgeborenen irgendwie zwischen Schuldgefühl, Selbstzweifel Bewunderung und ganz viel Neid mit großen staunenden Telleraugen auf ihre Eltern schauen, die es so doll getrieben haben, dass diese Nachgeborenen glauben, dass sie ohne die entfesselten Sexualinnovationen ihrer Eltern überhaupt nicht gezeugt worden wären, als ob nicht vor den 68ern vermutlich tausende von Milliarden Menschen gezeugt worden waren und die 68er dagegen kläglich zugeben müssen, dass sie ein Baby – Mangel produziert haben, den sie flugs den Pillenknick nannten. Als ob die arme Pille Schuld daran sei, dass weniger, aber dafür zigfach problematischer, Verzeihung, problematisierter, und mit einer größeren Zahl unterschiedlicher Partner rumgebumst wurde. Statt den Segen der Pille zu nutzen und Liebe zu machen, faselten die 68er damals Tage, Nächte und wochenlang darüber rum, wie Sex zu sein hätte und diskutierten ihre angeblichen Beziehungskisten aus, bis der letzte Tropfen Östrogen und Testosteron und jede Erotik und jeder Sex sie verlassen hatten.

Dass die 68er Ende der siebziger nach Poona in Indien fliegen mussten, um ihren „Kopf los zu lassen“ und ihren Unterleib doch noch auf Touren zu bringen, zeigt in welcher Wohlstandsgesellschaft die 68er von ihren Nazieltern aufgezogen wurden.

Schaut Euch die fahlen, grauen 68er von heute genau an, wie sie auf der Straße unverkennbar in ihrer Selbstimitation ihrer längst vergangenen Studententage herumschleichen, da lobt man sich doch die fidelen Rentner, die auf Mallorca einen los machen.

68 überzog die Republik mit dem Thema Datenschutz und ist kaum an der Macht rigoros dabei unter Ausnutzung der an sich gerissenen geistigen Führerschaft den Überwachungsstaat zu etablieren. Gegen Terroristen kämpfen, ja klar, aber nicht mit Gewalt, aber dafür den Normalbürger der 99,999 % der Bevölkerung ausmacht, immer strikter überwachen – das ist schick, zumal man weiß, dass damit endgültig der Blick auf die Welt, die größer ist, als 68 unterdrückt wird: 68 für immer.

Einst wussten die 68er, die sich zunächst um die Nazivergangenheit Deutschlands weit weniger bemühten als heutzutage, dass sie auch ohne das Unrecht der Vätergeneration allem Dagewesenen und insbesondere den eigenen Eltern und Großeltern rundum überlegen waren. Dass sie den Gleichaltrigen, meist leise tretenden Nicht – 68ern in jeder Hinsicht voraus waren, stand ohnehin fest. Mit den grauen Haaren der 68er wuchsen neue Generationen heran. Denen erzählte man einen vom Pferd über die - in satten Jahren aufgewachsen - eigene, gelebte Vergangenheit. Die 68er sind so die Oberlehrer der Eltern wie der Kinder und der Kindeskinder und dulden, da verstehen sie keinen Spaß, keinen Widerspruch. Im Gegenteil, sie verlangen strikte Anerkennung und Unterordnung. Wir haben schließlich nach 20 000 Jahren schief gelaufener Menschheitsgeschichte Demokratie und Modernität über Euch gebracht. Falls noch jemand eine andere Meinung hat, schlagen die 68er – Veteranen mit Marx und Freud zurück und scheuen dabei nicht davor zurück Menschen zu zerstören. Therapiewütig wie sie sind, haben sie auch gleich ein Umerziehungsprogramm parat.

68 ist ein Moloch, der alles frisst. Die Idee Rückzug ins Private und die Politik möge sich aus dem Privaten fernhalten, ist also kontraproduktiv, weil 68 in einem solchen Falle unaufgefordert die Bedingungen des Privatisierens diktiert.

Klar, dass diese 68er bei dem Thema ewiges Leben / Gentechnik – ein Thema zu dem sie schon früh gegen fiktive Konservative angekämpft haben – nun plötzlich, wo dieser ewigen Jugend 68 das Alter droht, eine spürbare Enthemmung in die Gesellschaft gebracht haben und ein beredtes Schweigen an den Tag legen. Schließlich weiß jeder echte 68er für sich selber- Gott und den Himmel gibt es nicht – dass er es eigentlich verdient hätte ewig zu leben und der Gesellschaft ewig zu dienen, um ihr auf keinen Fall als wertvolles Mitglied abhanden zu kommen. Klonideen und Wiedergeburtsgedanken der Esoterik mischen sich bei den 68ern unheilvoll und ganz nebenbei: die Andersdenkenden werden auf keinen Fall geklont, die sollen gefälligst aussterben

Die neueste 68er – Idee, in die man dort regelrecht verliebt ist, geht so:

Die gute Erfahrung der einst DDR – gebusterten Sonder - 68er – Partei der Grünen, die in der Koalition seit 98 die gute alte Tante SPD so ausgelutscht hat, dass sie nur noch ein geistig – politischer Schatten ihrer selbst ist, soll nun wiederholt werden. Dieselben Grünen haben einst einen blühenden und durchsetzungsstarken Holger Börner in Hessen zu Wut und Verzweiflung und vielleicht sogar in einen frühen Tod getrieben. Man hat also Erfahrung. Man möchte in einer grün- schwarzen Koalition jetzt CDU und CSU anpacken und vampirartig aussaugen und eine kleine belächelte FDP sich selber erledigen lassen. Jetzt will man endlich an die bei der CSU und CDU vermuteten letzten Wirtschaftstöpfe mal so richtig ran.

Die schwarz – grüne Koalition wird von selbst verliebten Journalisten die dem so genannten Strukturalismus anheim gefallen sind, schwelgerisch und inflationär herbeigeredet und wieder gehen die 68er aufs Ganze. Die grüne Verpflichtung zur Natur, die es im Angesichte der politischen Kampfmaschinen, die die Grünen führen, wohl allenfalls an der so genannten grünen Basis gibt, und der Schöpfungsgedanke des verachteten Christentums, dass man nun plötzlich bei den Christunionisten, die man ewig als unchristlich gescholten hat, ansiedeln möchte, seien doch, so die Überfliegergedanken, die beiden Seite der selben Medaille, so dass einzig und allein eine grün – schwarze Koalition den wirklichen Sinn sui generis mache. Manch ein CDU – Mann ist von soviel grünem Interesse und plötzlicher „Anerkennung“ geschmeichelt und fühlt sich endlich auch einmal so richtig dazugehörig.

Fischer wird parteiloser erster Kaiser von Mitteleuropa, ein Bürgerkaiser selbstverständlich, schließlich ist Fischer genauso kleinwüchsig wie Napoleon. Das passt schon einmal. Ansonsten Stoiber ist ein guter Onkel, Merkel eine gute Tante und Merz ein nützlicher Technokrat und die bringen die Mehrheitsmacht und die sogenannten Ex – Streetfighter, K- Grüppler und Mao -. Anhänger und Pol Pot – Fetischisten üben die Macht aus, bis die CDU und CSU ausgelutscht am Boden liegen. Dann schaun wir mal weiter.

Die 68er tun alles für den Menschen an und für sich und schlecht hin. Das Individuum ist unwichtig. Die Struktur zählt, der richtige Geist zählt und das ist der heilige Geist 68. Gleichzeitig gelingt es den 68ern nachhaltig, um das inhaltsleere Zauberwort der Grünen hier einmal zu benutzen die Öffentlichkeit denken zu machen, dass das individuelle, private Glück nur mit ihnen zu haben sei und die soziale Gerechtigkeit sowieso.

Wenn sich keine konservative Ideenkraft formiert, die in der Lage ist, den gigantischen Fake 68 zu dekuvrieren, wird 68 die Nachfolge der christlich abendländischen Kultur übernehmen. 68 ist auf dem besten Wege dazu und alles anders als weg. Die 68er lachen sich, wie die berühmten Gurus, die ihre Jünger finanziell und mental auspressen und ihnen Askese predigen, schlapp, wenn sie ihr auf billiges Öl gestütztes Luxusleben führen und die Amis dafür schelten, dass sie für sie die Drecksarbeit machen, und Ölquellensicherung betreiben. Es ist eben dreifach witzig zu herrschen, moralisch überlegen zu sein und die Beherrschten nach Strich und Faden zu verarschen.

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Dieser Artikel erschien in gekürzter Form in der Februarausgabe der Zeitschrift „Eigentümlich frei"
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http://www.bettinaroehl.de/Die_68er/Die_68er/die_68er.html

Die Journalisten(und Tochter von Ulrike Meinhof) Bettina Röhl ist übrigens seit kurzem auch hier bei wallstreet-online Thread Thread: Der grosse Basar -- Buch von Daniel Cohn-Bendit aktiv. Username: B.roehl

gefunden beim Thomtrader

MfG :cool:berossi
 
aus der Diskussion: Die amerikanische Verschuldungsmaschine
Autor (Datum des Eintrages): oberossi  (20.02.04 16:35:29)
Beitrag: 4,129 von 4,262 (ID:12218094)
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