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Da war dann noch ...
das Fräulein aus Reinstorf ...

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Neue Erkenntnisse von und über Hermann Löns
Von Hermann Löns sind mehr als 60 farbige Bildpostkarten bekannt, die er seinen Freunden zusandte. Die bislang bekannten stammen alle aus dem Jahre 1913, bzw. eine aus dem Jahre 1914. Sie befinden sich in folgenden Sammlungen:

Stadtbibliothek Hannover 34 Stück

Stadt- und Landesbibliothek Dortmund 15 Stück

Historisches Museum Schloß Gifhorn 9 Stück

Privatsammlung 1 Stück

In den Jahren 1998 und 1999 kamen 3 Bildpostkarten ans Tageslicht, die von Hermann Löns bereits 1907 (2 Stück) und 1911 gemalt wurden.


Im Juni 1998 erwarb die Stadtbibliothek Hannover eine Löns-Briefsammlung aus dem Nachlaß des Tierarztes Dr. Wilhelm Dahlgrün, der zu Löns-Lebzeiten und später insgesamt 27 Jahre die Tiere im Zoo Hannover betreute und zum engen Freundeskreis von Hermann Löns ge-hörte. Diese Briefsammlung besteht aus 7 Briefen und Postkarten an
Dr. Dahlgrün und 19 Briefen und Postkarten an Wilhelm Peets, Lehrer, Hofbesitzer, Jäger, Insektenforscher und Vorstandsmitglied der Natur-historischen Gesellschaft zu Hannover.

Eine kleine Sensation war eine farbige Bildpostkarte, die Hermann Löns an Dahlgrün oder Peets aus seinem Harzurlaub versandte. Hermann Löns mit Frau Lisa und Sohn Dettmer hielten sich von ca. 24. Mai 1907 bis ca. 25. Juni 1907 in Nöschenrode bei Wernigerode/Harz auf.

Die handgemalte farbige Postkarte stellt drei blockförmig skizzierte Per-sonen, Vater, Mutter und Kind dar. Im Hintergrund befinden sich auf einer Blumenwiese zwei Bäume, ein Haus, eine Kirche, ein Spielzeugschaf auf Rädern und eine bergige Landschaft mit einer Burg. Hermann Löns liegt ruhend unter einem Baum, Lisa Löns strickt sitzend und Klein-Dettmer pflückt bückend Blumen. Die Bildunterschrift lautet: "Es Sie Er. Gruß von den Brockenfrischlingen". Da die Rückseite der Postkarte nicht beschrieben ist, aber aus dem Löns-Urlaub Mai/Juni 1907 stammt, war diese Postkarte die bislang älteste bekannte handgemalte Postkarte von Hermann Löns.

Anfang 1999 übernahm das Wissenschaftliche Forschungsarchiv Hermann Löns, Ascheberg-Herbern (WFHL), einen Restnachlaß von Jans Rödiger, Kgl. Hofmaurermeister zu Münster. Dieser Nachlaß besteht aus einem Schriftwechsel von Deimann mit Rödiger aus der Zeit von 1920-1922, Autographen und Dokumenten von Edmund Löns, Konrad Löns, Lisa Löns und Alwine Erbeck, der Schwester von Hermann Löns` erster Frau Elisabeth. Von Hermann Löns sind drei Bücher mit handschriftlichen Widmungen, ein Studentenfoto aus dem Sommersemester 1889 in Münster, sowie 2 Postkarten an Jans Rödiger in diesem Restnachlaß. Eine Postkarte ist ein Foto von Lisa Löns mit Sohn Dettmer. Sensationell ist die zweite Postkarte, die dasselbe Motiv, wie aus dem Nachlaß Dahlgrün beschrieben, aber spiegelbildlich, darstellt. Diese Postkarte ist datiert 7.6.1907, Nöschenrode bei Wernigerode und hat die Bildunterschrift: "Lönsens in der Sommerfrische".

Eingangs wurde erwähnt, daß bislang nur Bildpostkarten aus dem Jahre 1913/14 bekannt waren. Die beiden Postkarten von 1907, als früheste Versuche von Hermann Löns als Zeichner und Maler, schienen Ausnahmen zu sein.

Der Zufall wollte es, daß das Löns-Archiv Ascheberg-Herbern im November 1999 eine weitere Erwerbung machen konnte, die eine Lücke zwischen den Jahren 1907 und 1913 schließt. Am 11.6.1911 versandte Hermann Löns eine weitere handgemalte Bildpostkarte von Niendorf an der Ostsee. Hermann Löns entspannte sich dort von ca. 22. Mai 1911 bis ca. Mitte Juni 1911 mit seiner Familie, um auch seine angeschlagene zweite Ehe wieder zu beleben, die allerdings am 27.7.1911 mit dem Auszug von Lisa Löns mit Sohn Dettmer aus dem gemeinsamen Haushalt in Hannover endete.

Die handgemalte Postkarte von der Ostsee ist im selben Stil wie die beiden 1907er gezeichnet. Anstatt der Wiese ist jetzt ein Strand zu sehen. Klein-Dettmer pfückt allerdings keine Blumen, sondern hat ein Schüppchen in der Hand. Es fehlt auch nicht das rollende Spielzeugschaf. Anstatt zwei Bäumen ist nur noch einer vorhanden. Im Hintergrund sieht man die Ostsee mit einem Segelschiff. Die Bildunterschrift lautet: "Schöne Grüße vom grünen Ostseestrande. Er Sie Es. Niendorf, Ostsee. 11.6.11. (Löns)".

Diese Postkarte versandte Hermann Löns mit Text am 12.6.1911 an Fräulein Elfriede Schönhagen zu Reinstorf bei Lüneburg, die später den Pastor Rotermund heiratete. Hermann Löns hatte in der Zeit von April 1910 bis Oktober 1911 einen ausführlichen Schriftwechsel mit
Frl. Schönhagen (24 Original-Briefe und -Postkarten im Löns-Archiv Ascheberg-Herbern), den von 1912 bis 1955 Frau Lisa Löns fortsetzte (ca. 145 Briefe und weitere Dokumente im WFHL).

Der umfangreiche Schriftwechel von Hermann Löns mit Elfriede Schönhagen sei noch ergänzt durch ein Dokument aus der Stadtbibliothek Hannover (B. Walter (1993): H. Löns, Autographen-Verzeichnis, Nr. 544): "Hermann Löns bittet seinen Verleger A. Sponholtz in einem Brief vom 27.2.1914 Frau Rotermund darüber aufzuklären, daß sie nicht als literarische Vorlage für die Figur der Swaantje in ‘Das zweite Gesicht’ diente, wie sie annimmt. Sponholtz solle den Namen des wahren Modells, den er kenne, nicht preisgeben. Da Frau Rotermund Hermann Löns bei der Redaktion der Beilage ‘Heimat’ in freundlicher Weise unterstützte, bedauert Löns das Mißverständnis".


Die in den Jahren ‘98 u. ‘99 aufgefundenen Nachlässe (Dahlgrün/Peets, Rödiger, Schönhagen/Rotermund u. weitere neue Quellen) lassen eines sicher erscheinen:

Einige Kapitel in der Löns-Biographie müssen neu geschrieben werden.

Auch die sehr verdienstvolle Arbeit von Barbara Walter: "Lisa Hausmann-Löns (1871-1955), Die Frau hinter den Kulissen" in dem 1993 im
Olms-Verlag, Hildesheim, erschienen Buch: Angela Dinghaus (Hrsg.): "Frauenwelten. Biographische-historische Skizzen aus Niedersachsen" muß dringend ergänzt werden, da die ca. 145 Briefdokumente (Slg. WFHL mit ca. 1000 Schreibmaschinenseiten Schriftwechsel) von Lisa Löns mit Frau Rotermund aus der Zeit von 1912-1955 und der Schriftwechsel von Lisa Löns mit Peets aus den Jahren 1909-1913 (Slg. Dahlgrün, Stadtbibliothek Hannover) viele neue Lichter auf die Frauengestalt Lisa Löns werfen. Übrigens war der Naturforscher W. Peets mit Sophie,
geb. Rotermund, verheiratet.


Die in diesem Beitrag angerissenen Fakten zeigen auf jeden Fall, daß die Löns-Forschung trotz mehr oder weniger verdienstvoller Löns-Forscher wie Deimann, Castelle, Griebel, Anger, Klein, Dupke u. a. noch lange nicht abgeschlossen ist.

Karl-Heinz Beckmann>
 
aus der Diskussion: Hermann Löns
Autor (Datum des Eintrages): SleepingBeauty  (27.02.04 21:59:30)
Beitrag: 30 von 495 (ID:12282342)
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