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Die Hoffnung stirbt zuletzt.


03.03.2004/16:33:52



WDH/HINTERGRUND:Hoffnung auf Belebung am US-Arbeitsmarkt stoppt Euro-Höhenflug

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hoffnung auf eine Belebung des US-Arbeitsmarktes und Spekulationen um eine Leitzinssenkung der EZB haben den Höhenflug des Euro EURUS.FX1 nach Einschätzung von Devisenexperten gestoppt. "Das Risiko für einen weiteren Kursrückgang hat sich deutlich erhöht", sagte Devisenexperte Michael Burckhart von der Landesbank Hessen-Thüringen angesichts des am Dienstag eingesetzten "freien Falls" der Gemeinschaftswährung. Am Mittwoch erreichte der Euro mit 1,2108 US-Dollar den tiefsten Stand seit drei Monaten.
Haupttriebfeder für die Erholung des Dollar sind laut Devisenexperten Spekulationen um eine Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag und die Hoffnung auf einen kräftigen Beschäftigungszuwachs in der größten Volkswirtschaft der Welt. Die Spekulation auf bessere Arbeitsmarktdaten an diesem Freitag stütze den Dollar zu allen führenden Währungen, sagte Devisenexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank.
TECHNIK, PSYCHOLOGIE UND POLITIK SPRECHEN FÜR DOLLAR
Auch aus Sicht von Volkswirt Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus & Burkhardt bleibt "der Dollar auf dem Vormarsch". Kurzfristig müsse mit einer Fortsetzung der Euroschwäche gerechnet werden. "Technik, Psychologie und Politik wirken derzeit für den Dollar unterstützend", fasst Devisenstratege Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank die Stimmung der Händler zusammen. Bereits in den nächsten Tagen ist für Helaba-Experten Burckhart ein Abgleiten auf 1,17 Dollar möglich.
KNACKPUNKT ZINSGEFÄLLE
Allerdings seien die Erwartungen im Hinblick auf den US-Arbeitsmarkt "hoch gesteckt und der Handel entsprechend nervös", sagte Burckhart. Sollte der Stellenzuwachs in den USA im Februar unter 100.000 liegen, sei eine "große Enttäuschung" programmiert. Für Ökonomen ist der US-Arbeitsmarkt der fehlende Mosaikstein für das Bild einer robusten Konjunkturerholung in den USA. Das kräftige Wachstum der US-Wirtschaft in den vergangenen Quartalen hat bisher nicht zu einer nachhaltigen Wende am Arbeitsmarkt geführt. Nur bei einem dauerhaften Beschäftigungszuwachs wird die US-Notenbank aus Sicht von Burckhart die Zinswende vollziehen und die Leitzinsen wieder erhöhen.
Der Knackpunkt für die Devisenmärkte bleibt das Zinsgefälle zwischen den USA und der Eurozone. Derzeit ist der Leitzins in der Eurozone mit 2,00 Prozent doppelt so hoch wie in den USA. Der politische Druck auf die EZB war in jüngster Zeit gestiegen. So hatten sich Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und der französische Premierminister Jean-Pierre Raffarin in der vergangenen Woche für eine Leitzinssenkung ausgesprochen.
FUNDAMENTALE UNGLEICHGEWICHTE
Die Währungshüter dürften sich dem Druck nach Einschätzung der Devisenexperten aber kaum beugen. Zwar rechnen die meisten Volkswirte am Donnerstag nicht mit einer Absenkung des Leitzinses, der seit Mitte 2003 bei 2,00 Prozent verharrt. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet könnte aber Aufschluss über den künftigen Kurs der europäischen Währungshüter geben und die Bereitschaft zu einer Zinssenkung andeuten. Trichet hatte Anfang Januar mit der Warnung vor exzessiven Schwankungen an den Devisenmärkten die jüngste Euroschwäche eingeläutet. Am 18. Februar hatte der Euro mit 1,2925 Dollar ein neues Rekordhoch erreicht.
An den fundamentalen Ungleichgewichten in den USA hat sich unterdessen in den vergangenen Wochen keine grundlegende Änderung ergeben. Die Sorgen über die mittelfristige Entwicklung des US-Arbeitsmarktes sowie der Defizite im Staatshaushalt und in der Leistungsbilanz bleiben Händlern zufolge weiter bestehen. "Der Markt läuft nun Gefahr, dass er sich erneut zu sehr auf eine Seite einschießt", sagte Burckhart./jha/rw/zb --- Von Johannes Haller, dpa-AFX ---
 
aus der Diskussion: Montag knallt "Gold" durch die Decke
Autor (Datum des Eintrages): superman6  (03.03.04 16:39:06)
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