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Der Raub der Sabinerinnen



Kurt Hoffmanns umjubelte Verfilmung des populären Schwanks von Franz und Paul Schönthan mit dem hinreißenden Gustav Knuth als Theaterdirektor.
Der kleine Kurort Gundelbach Mitte der 50er Jahre: Die Wandertruppe von Schauspieldirektor Emanuel Striese gibt ein Gastspiel mit dem Stück "Der Königsleutnant", doch die Gundelbacher zeigen sich wenig interessiert. Schon will man Ort und Gläubiger heimlich hinter sich lassen, da erfährt Striese von der theaterbesessenen Rosa, Dienstmädchen bei Professor Gollwitz, dass dieser in seiner Jugendzeit ein Römerdrama in Versen verfasst hat. Gollwitz verkauft das Opus unter der Voraussetzung, dass sein Name nicht genannt wird. Striese aber lässt munter die Gerüchteküche von einem großen Dichter munkeln, der in Gundelbach lebe.

Info

Originaltitel:
Der Raub der Sabinerinnen
(D, 1954)
Regie:
Kurt Hoffmann
Darsteller:
Gustav Knuth
Paul Hörbiger
Fita Benkhoff

Länge:
85 Min.
Sendetermin:
Sa., 06.03.2004, 12.00 Uhr

Die Proben laufen bald auf Hochtouren, Frau Striese träumt von vollen Kassen, Frau Gollwitz steuert etliches aus dem Haushalt als Requisiten bei, und der Student Charly, heftig verliebt in Renate, die Tochter der Familie Gollwitz, bewährt sich als Darsteller und Mädchen für alles.

Das Stück wird tatsächlich ein Bombenerfolg - dank eines grotesken Missverständnisses. Das trampelnde, jauchzende und tobende Publikum hält die Römertragödie, in reinstem Sächsisch hochdramatisch deklamiert, für ein Lustspiel. Zutiefst beschämt und verletzt fliehen Striese und sein Autor Gollwitz die Vorstellung.

"Mit Schwung und Humor" (Lexikon des Internationalen Films) inszenierte Deutschlands Komödienspezialist Nr. 1 Kurt Hoffmann (den gleichnamigen Schwank der Gebrüder Schönthan, der 1885 in Stettin uraufgeführt, seitdem immer wieder nicht nur auf deutschsprachigen Bühnen zu finden ist. Der "Schwank aller Theaterschwänke" ("Gazette", 2002/ 2) ist einfach unverwüstlich. Hoffmann und seine Drehbuchautoren Johannes Mario Simmel und Emil Burri verlegten die Handlung in die Entstehungszeit des Films.

Der Erzkomödiant Gustav Knuth (1901-1987) ist als Theaterdirektor und Familienoberhaupt in seinem Element. Er gilt trotz seines Vorgängers Max Gülstorff (1936) neben Gert Fröbe - in der TV-Inszenierung von Rolf von Sydow (1083) - als der beste Emanuel Striese, den es je gab. Komisch und komisch verzweifelt, optimistisch trotz aller Misere, von seiner Frau kujoniert und polternd herzensgut, bauernschlau und dem Theater mit der ganzen sächsischen Seele dienend.

Mit "Der Raub der Sabinerinnen" begann die absolute Glanzzeit des Komödienspezialisten Kurt Hoffmann, auch wenn die 40er (Kohlhiesls Töchter) und 60er Jahre (Schloss Gripsholm) ebenfalls erfolgreich waren. In der Zeit zwischen 1953 und 1958 entstanden "Hokuspokus" von und mit Curt Goetz, die Liebeskomödie "Ich denke oft an Piroschka", bei der sich das Dream Team Liselotte Pulver und Kurt Hoffmann fand, "Heute heiratet mein Mann", "Das Wirtshaus im Spessart" und "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" - alle mit Liselotte Pulver - aber auch die grandiose Satire auf die jüngere deutsche Geschichte "Wir Wunderkinder" mit Hansjörg Felmy und Johanna von Koczian. Kurt Hoffmann war ein Solitär am deutschen Kinohimmel.
 
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Autor (Datum des Eintrages): aekschonaer  (05.03.04 16:04:55)
Beitrag: 29 von 29 (ID:12345596)
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