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Die BFC-Fanszene in den 70`ern und den frühen 80`ern aus der Sicht eines BFC`ers.


"... Mitte/Ende der 70er hatte auch ich Freunde und Bekannte die zu Union standen....so ist das nun mal in einer Stadt .Wir waren so um die 12-15 Jahre und Fußballgeil , bolzen auf dem Hof und stundenlanges Spielauswerten ,wir hatten Spass . Das Spiel stand im Vordergrund und beide ! Vereine erfreuten sich zu dieser Zeit einer guten Zuschauerresonanz mehr wie Cottbus o. Rostock in ihrer BL Zeit !Der BFC spielte oben mit aber an Meisterschaften in Serie war überhaupt nicht zu denken und bei Union gings gegen den Abstieg was bekanntlich auch die Massen zieht oder sie stiegen gerade auf und freuten sich wie der Deibel.Spiele gegeneinander fanden damals auf " neutralen" Platz statt , hier dann 77/78 auch meine erste Begegnung mit dem Unioner als Feind .Zu tausenden standen sie in den Seitenstraßen und vor dem Stadion der Weltjugend und ruppten alles was sie kriegen konnten , eine Schelle gab es als Zugabe ! Da wir bekanntlich zu dieser Zeit fast nur aus unserem "Kinderblock" bestanden waren wir dem tobenden Mob der uns in allen Belangen wie Alter ,Zahl und Aggressivität überlegen war , vollkommen ausgeliefert . Man versteckte den Schal und tat gelangweilt und versuchte so unbekümmert wie nur möglich auszusehen um ins Stadion zu gelangen , erst hier fand eine Trennung der Fans statt .Im Stadion ein Verhältniss von 1:10 für die Unioner bei den Fans. Etliche BFCer kamen nur mit blauem Auge und ohne Fanzeug bis zum Block , der frust steckte tief und viele sprachen von Rache wenn sie mal Groß sind. Auch so war das BFCer sein außerhalb von Spieltagen nicht ungefährlich , man musste aufpassen in welcher Gegend und welcher Kneipe man sich befand. Es wurde immer Jagt auf Kinder und Jugendliche gemacht denn wir hatten damals keine/kaum echte Alte an denen man sich halten hätte können . Ende der 70er gab es die ersten Truppen (16-20 Jahre , keine Namen) die sich organisierten und stehen blieben , es gab viel Haue aber man wehrte sich , so dann auch der erste Sieg 79 !! Bis 82 hatte sich die Szene dann recht gut organisiert und war zumindest erstmal ein Gegenpol zu den anderen Vereinen , klein nur aber fein !Der BFC spielte jetzt um die 3. Meisterschaft und der Hass wurde immer größer , das ganze hatte sich auch auf die politische Bühne begeben...BFC=DDR=Partei=Stasi=Schiebung auf diese Kürzel wurde man reduziert und bekam den ganzen Frust der "Ossis" zu spüren . Der Kinderblock war nun ein Ausgewachsener Haufen bunt zusammen gewürfelt , viele hatte sich in unterschiedlichen Richtungen entwickelt , es gab Punks , Skins , Rocker , Linke , Rechte und auch echte Kutten aber alle blieben dem BFC teu .Die eigene Tribüne wurde gehasst und verarscht....das Dynamo Zeichen wurde von vielen aus dem Logo entfernt und man legte sich gewaltig mit den Bullen im eigenen Stadion an , was auswärst gang und gebe war .Der zahlenmäßigen Unterlegenheit in Berlin und bei Auswärtsspielen stellte man Geschlossenheit egal wie man politisch eingestellt war , wir hätten sonst immer auf die Fresse bekommen , so hielt es sich in Grenzen und wir wurden immer besser , siegten öfter und nur wenige trauten sich noch an uns ran(Union, Leipzig, MD ) Wir waren eigentlich immer unterlegen in der Zahl und hatten dann auch noch die Bullen der jeweiligen Stadt gegen uns , sie beteiligten sich gern am BFC jagen und wir hatten immer zwei Fronten.Das verhindern von Ausschreitungen war in der DDR fast unmöglich da sich immer gewaltige Massen beteiligten , nicht so wie später o. heute wo es sich um ein paar hundert o. dutzend handelt. Hier stand sich Leipzig mit Berlin(und dann noch der BFC=DDRusw.) gegenüber oder Berlin und Magdeburg , Preussen gegen Sachsen usw....
In Berlin hatte man am Führungsanspruch von Union gerüttelt und ihn so ca 83/84 inne , bis dahin war jedes Spiel mit Beteiligung auch nur einer der beiden Mannschaften mit Schlägereien verbunden , Unioner warteten auf BFCer und umgekehrt . Der ganze Hass im Osten entlud sich beim Fußball , viele nutzten die BFC Spiele um sich ihren Frust zu entledigen...dem Staat war dies aus heutiger sicht wohl ganz recht , sie glaubten dem Normalo ein Ventil zu geben und dieser nahm es an ,so blieben die Straßen frei von Demo´s und es war in der Woche Ruhe.Es wurde Mode und jeder Hansel in Berlin der mal nen bissel aufmüpfig sein wollte rannte zu Union doch dort fand sich immer mehr der allgemeine Pöbel ein, Assis , Penner und allerlei Gesocks waren nun die Massen ,wer anders sein wollte und dies auf besondere Weise der versuchte sich beim BFC .(nur so nebenbei , bei der Fahne wurde ich von nem Magdeburg u. einem Union Fan bespitzelt und angeschissen....möchte ich jetzt aber nicht auf alle MDer und Unioner beziehen ) Der BFC zog immer mehr Leute an die das Besondere suchten und nicht wie jeder 0815 Bürger rebellierten . Rebellion bei Union war schon normal aber beim BFC o. als BFCér das war die Härte . Es passte doch nichts zusammen und das machte den Kick aus , ein Haufen von durchgeknallten aus allen Richtungen der fest zusammen stand und auf alles und jeden pfiff, nur die Mannschaft des BFC und das Gefühl nicht wie alle zu sein und genau das Gegenteil von dem zu machen was man erwarten würde, prägte diese Leute und diese Zeit . Zu Union rannte doch jeder o. besser zu viele und dann noch der ,Verzeihung liebe Unioner, der Abschaum der Stadt und des Umfeldes. Klar gab es gute Unioner und eine gewisse Szene aber das Restliche , die große Masse nee nix für uns/mich.
1975 zum Fußball und dem BFC gekommen und geblieben , treu seit fast 28 Jahren ..."
 
aus der Diskussion: Fußball-Fanszene in der ehem. DDR
Autor (Datum des Eintrages): MitteMitte  (30.03.04 19:02:44)
Beitrag: 56 von 58 (ID:12598849)
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