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AUSBLICK: Sechs Euro-Länder mit Defizitproblem - Brüssel legt Prognose vor

BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die EU-Kommission will an diesem Mittwoch ihr
Frühjahrs-Konjunkturgutachten vorlegen, das der Hälfte der 12 Euro-Länder
schwere Probleme bei der Neuverschuldung bescheinigen wird. Neben den bekannten
"Defizitsündern" Deutschland, Frankreich und Portugal sind Italien, Griechenland
und die Niederlande in das Visier des scheidenden EU-Währungskommissars Pedro
Solbes geraten.

Der Kommissar, der nach Ostern neuer spanischer Wirtschaftsminister werden
soll, rechnet für das laufende Jahr für den Euroraum mit einem
Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent nach 0,4 Prozent im Jahr zuvor.

STRAFVERFAHREN UND FRÜHWARNUNG

Bereits am vergangenen Wochenende war am Rande des Finanzministertreffens in
Irland deutlich geworden, dass Solbes ein Defizit-Strafverfahren gegen die
Niederlande eröffnen will, da diese nach neuesten Zahlen im vergangenen Jahr ein
Defizit von 3,2 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) auswiesen. Gegen Italien,
das sich der Grenze von drei Prozent nähert, ist eine Defizit-Frühwarnung, der
so genannte Blaue Brief, möglich.

Da Kommissionspräsident Romano Prodi nach seinem für Ende Oktober geplanten
Ausscheiden in Brüssel politische Ambitionen in Italien hat, birgt das mögliche
Vorgehen gegen die Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi politischen
Zündstoff.

GRIECHENLAND OFFENBAR KNAPP VOR 3-PROZENT-MARKE

Die neue griechische Regierung meldete dem Vernehmen nach erst unlängst für
2003 ein Defizit von 2,95 Prozent vom BIP nach Brüssel. Zunächst müssten diese
Zahlen noch geprüft werden, hieß es aus Kommissionskreisen. Bei Großbritannien,
das nicht zur Euro-Zone gehört, geht die Kommission sehr vorsichtig vor, da dem
Land - vor allem wegen seines niedrigen gesamtstaatlichen Schuldenstandes -
unter dem Strich gesunde Staatsfinanzen bescheinigt werden. Das Londoner Defizit
betrug im vergangenen 3,2 Prozent. Kompliziert wird der britische Fall durch ein
abweichendes Finanzjahr, das Kalenderjahr-Berechnungen für Brüssel erheblich
erschwert. Ob die Kommission schon am Mittwoch Schritte gegen London
ankündigten, blieb zunächst offen.

Deutschland werde im kommenden Jahr seine Neuverschuldung unter die Marke
von drei Prozent drücken und damit seine eigenen Sparversprechen erfüllen, hatte
Bundesfinanzminister Hans Eichel am vergangenen Samstag in Irland mit Hinweis
auf einen Bericht der Kommission mitgeteilt. Bisher waren immer wieder Zweifel
an der Verpflichtung Berlins vom November 2003 laut geworden, 2005 nach drei
Jahren überhöhter Neuverschuldung wieder die Maastrichter Defizit- Grenze
einzuhalten./cb/DP/jha/
 
aus der Diskussion: DAX TRADING-Tagesthread 6.4.04 Elliott-Wellen u.a.
Autor (Datum des Eintrages): Real.Heino  (06.04.04 14:09:26)
Beitrag: 169 von 306 (ID:12668440)
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