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Fortsetzung.

Nachdem Innozenzia also ihrem Gatten alles aus dem Gesicht geschabt hatte einschließlich des restlichen Lächelns, machte sie sich daran, die Röte von Carmelita, der kraftvollen heimlichen Geliebten des Elefantenzüchters Kaspar-Balthasar (der gerade geschabt worden war) zu entfernen. Carmelita jedoch wehrte sich heftig, und das führte dazu, daß Innozenzia sich mit dem Schaumpinsel verletzte, weil sie diesen versehentlich in den Mund nahm und seine Borsten - echt Dachshaar - sich mit ihrer spitzen Zunge verknoteten, so daß sie - ganz im Sinne Alexander des Großen - den Knoten durchbiß, was zu eben jener Verletzung sowohl an dem Knoten als auch an ihrer Zunge führte.

In Innozenzia stiegen Wut und Tränen auf, und obwohl sie eine masochistische Neigung hatte, hob sie die Faust, um dem Sadismus, der in jedem Masochisten neben seiner fatalen Neigung innewohnt, freie Bahn zu schaffen.

Hannibal jedoch, der wegen des Schaums, den er nicht ins Gesicht des Elefantenzüchters geblasen hatte, sondern der sich noch über seinem Rüssel befand, schlecht sehen konnte, hielt die Hand für eine Kokosnuß und ergriff sie begierig mit seinem Rüssel. Innozenzia wiederum, die von Haus aus ein wenig schlecht sah, es aber ablehnte, eine Brille zu tragen, weil die sie dick mache, glaubte, in dem Rüssel ein bestimmtes Körperteil ihres Gatten zu fühlen, und begann heftig daran zu ziehen, im Glauben, den Gatten weg von der heimlichen Geliebten und hin zu ihr, der treuen Gattin, zu führen.

Carmelita warf ihre rote Mähne ruckartig zurück, blickte, frei vom sichtmindernden Haarschopfe, auf das Desaster, stolperte jedoch durch den Schwung des Ruckes rückwärts und über den Haufen, den Hannibal in seiner Einfalt dort hatte fallen lassen, und stürzte in den Quellbach.

Ihr schriller Schrei erreichte das Ohr von Wick-Wamm, der arglos im Wohnzimmer mit der Flinte seines Großvaters gespielt hatte. Wick-Wamm schaute aus dem Fenster und erkannte den bedrohlichen Hannibal. Wick-Wamm konnte, ganz zum Leidwesen seiner Eltern und Großeltern, Tiere überhaupt nicht leiden und ließ sogar Frösche, die er einmal gefangen hatte, wieder laufen, anstatt sie sorgfältig in einem der Terrarien seiner Großeltern unterzubringen. Wick-Wamm also ergriff die Flinte, öffnete das Fenster und steckte den Flintenlauf hinaus. Er kniff die Augen zu, wie er es bei seinem Großvater, dem Elefantenzüchter Kaspar-Balthasar, gesehen hatte und krümmte den Zeigefinger um den Abzug. Der aber ging schwer, denn er war lange Zeit nicht geölt worden, und so gewann Hannibal, auf den die Mordwaffe gerichtet war, Zeit, seine Vorderbeine von den Ohren zu nehmen und näher zum Fenster zu treten. Er ergriff die Flinte mit dem Rüssel und entwand sie der Rentenhoffnung seiner Großeltern und Eltern und schwenkte sie freudig, überlegend, ob er sie dem Elefantenzüchter oder dessen kraftvoller heimlicher Geliebter reichen sollte, die sich mittlerweile aus dem Quellbach erhoben hatte und in einer Tasche ihres nunmehr enganliegenden, weil nassen Gewandes, nach dem Lippenstift suchte.


:eek:

Fortsetzung folgt
 
aus der Diskussion: Der Einmal-täglich-nett-sein-Thread
Autor (Datum des Eintrages): SleepingBeauty  (06.04.04 22:49:02)
Beitrag: 520 von 16,505 (ID:12674528)
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