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Auch wenn Krügel vielleicht manches gern aus dem Netz nähme (Gott sei Dank haben einige Journalisten alles schön abgespeichert), so steht doch noch einiges im online-Archiv des "Wifa"(Wirtschaftsfahndungs)-Newsletters Nr.3 vom Juni 2003, aus dem verdächtig klar hervorgeht, dass die Wifa einiges ganz gut wusste, was bei der Staatsanwaltschaft Landshut und der Kripo Erding für Absichten bestanden/bestehen und dass sie Zugang zu deren damals noch sehr vertraulichen Quellen haben musste. So heißt es z.B.:
"Mit dem Erlös beging Herr Elas wohl den einzigen strafrechtlich relevanten Tatbestand: Er verkaufte die Software der DC Network an die Com4Net Inc. - zu einem überhöhten Preis, wie der Staatsanwalt glaubt."
Weiter unten heißt es:
"Den Strick, den der Staatsanwalt ihm jetzt dreht bezieht sich auf einen einzigen Sachverhalt, den die Kripo Erding zusammen getragen hat:"...
Und dann wird von der "Wifa" schön lang aus dem Zwischenbericht der Kripo (woher man den wohl hatte?) zitiert.
Ich habe schon im Juli 2003 im w:o-Board dargelegt, welcher sehr beschränkte Personenkreis Zugang zu diesen Informationen, zum Kripo-Zwischenbericht und zur vollständigen Aktionärsliste der Com4Net Inc. (die Krügel für seine damalige Gründung einer
"Interessengemeinschaft" wohl vorlag) hatte, so dass der Kreis der Informanten und möglichen Hintermänner der damals vorgesehenen kostspieligen "Interessengemeinschaft" hier sehr eng ist.
Übrigens hat man auch unrichtige Informationen übernommen. So ist einmal die Rede vom "Konkurs der Com4Net Inc. durch den Konkurs der Beteiligungsgesellschaften." Die Com4Net Inc. ist aber nicht konkurs.

Jener "einzige Sachverhalt", der in erwähnter Schrift übrigens gegen Elas angeführt wird, ist die so genannte "Überzahlung" - ein Sachverhalt, für den das Hohe Gericht auch Karl-Heinz Weber, den damaligen Wirtschaftsprüfer, Aufsichtsratsvorsitzenden und Buchhalter der Com4Net Inc. in Personalunion (auf den sich Elas in all diesen Funktionen verlassen musste) entsprechend zur Verantwortung ziehen muss. Weber hat bekanntlich ein halbes Jahr lang laufende, beträchtliche Überzahlungen der Com4Net Inc. nicht bemerkt (hat er inzwischen keine Bücher der Com4Net gelesen? Was war mit seiner Verantwortungsfunktion?), bis die Zahlungen sich zu einer Höhe von rund 530.000 US-Dollar summiert hatten. Warum eigentlich hat sich der Com4Net-Aufsichtsrat nach derart sträflicher Vernachlässigung nicht sofort von einem solchen Vorsitzenden und "Wirtschaftsprüfer" getrennt? Ich hoffe doch sehr, dass die StA in diesem Fall entsprechende Anschuldigungen erhebt.
So viel zum, laut Wifa, "einzigen Sachverhalt" gegen Elas.

Für den Prozess interessant wird ebenso der (laut StA laut Wifa) "überhöhte Preis" der Software - ein Sachverhalt, für den das Hohe Gericht weniger Elas als die, die diesen Preis festgesetzt haben (insgesamt sechs Gutachter, auf die sich Elas verlassen musste) entsprechend zur Verantwortung ziehen muss.
War nun aber - offene Frage an die Kripo und die Staatsanwaltschaft - nicht einer jener sechs Gutachter der Ex-Com4Net-Aufsichtsrat Beckstein, seines Zeichens Bruder des bayerischen Innenministers und obersten Dienstherrn der bayerischen Kriminalpolizei? Und wurde dieser Aufsichtsrat - zweite offene Frage an die Kripo und die StA - nicht relativ früh während der, unter den vom damaligen Staatsanwalt Zigann geleiteten, Ermittlungen von jeglichem Vorwurf entlastet?
So viel zum, laut Wifa, "einzigen strafrechtlich relevanten Tatbestand" (s.o.).

Dies alles sind Fragen und Umstände, die die prozessbegleitende Presse mit Sicherheit sehr interessieren werden.

Was Beckstein angeht, sei mir die persönliche Anmerkung erlaubt, dass ich diesen Ex-Com4Net-Aufsichtsrat persönlich hoch schätze und stets als einen sehr korrekten und intelligenten Mann erlebt habe. Ebenso schätze ich den bayerischen Innenminister, mit dem ich - in ganz anderer Sache natürlich - erst vor einem knappen Jahr ein interessantes Interview geführt habe. Ich erwähne dies eigens, damit obige Aussagen nicht in eine falsche Richtung interpretiert werden. Es geht mir dabei einzig um Vorwürfe der StA, die mir innerhalb der Com4Net-Ermittlungen als unlogisch bzw. einseitig an eine Adresse gerichtet erscheinen.
Es geht mir an dieser Stelle auch noch um andere "Fahnder" wie etwa die von Krügel, von denen ich stark den Eindruck habe, dass sie solche Vorwürfe ungeprüft und ohne detallierteres Hintergrundwissen kritiklos übernehmen. Diesen Eindruck kann ich an vielen ihrer Texte zur Com4Net (auch jene, die jetzt schon nicht mehr im Netz sind) belegen und diese relativ leicht zerlegen. Journalisten-Tipp an alle "Fahnder": Gründlich recherchieren und hinterfragen schadet nie!
 
aus der Diskussion: Aktenzeichen C4N gelöst
Autor (Datum des Eintrages): STeplan  (12.04.04 16:51:42)
Beitrag: 22 von 123 (ID:12722777)
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