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moneyfutsch, sieht so aus, als wärest Du erst 1994 geboren, dann kann man leicht alles vergesen, was vorher war. Die damalige Regierung hatte einen Staat übernommen, bei dem die Arbeitslosigkeit bereits auf die 2 Millionenmarke zusteuerte, zu verantworten von den Regierungen Brandt und Schmidt. Und als diese endlich so langsam wieder zu sinken begann, da kam die Wiedervereinigung. Viele haben es ja vergessen, aber da mußten 18 Millionen Menschen integriert werden, bei denen der industrielle Kern nicht mehr wettbewerbsfähig war. Für gut 10 Millionen Menschen waren neue Arbeitsplätze zu schaffen, 3 Millionen brachte man im Westen unter, dafür gingen hier gut 800.000 neu in Arbeitslosigkeit, für 5 Millionen ergaben sich neue Arbeitsplätze im Osten, 2 Millionen blieben da übrig. Ich möchte die Regierung sehen, die da nicht mit 4 Millionen Arbeitslosen am Ende gestanden hätte. Ob man die dann in ABM oder Fortbildungen schiebt oder in subventionierte Betriebe, sind ja alles nur Scheinlösungen. Und alles, was wirklich etwas am Zustand geändert hätte, wäre doch nicht konsensfähig in Deutschland gewesen. Ist doch alles neu, daß plötzlich selbst manche in der SPD bereit sind, über Niedriglohnsektor, flexiblere Arbeitszeiten und Tarife, usw. zu reden. Für solche Überlegungen wären 1994 die Union noch als "Manchester-Kapitalisten" diffamiert und abgewählt worden.

Und was die Rezepte der Alternative von 1998 wert waren, sahen wir ja in den Jahren seither: Anstieg der Arbeitslosigkeit, Anstieg der Staatsverschuldung, Rückgang der Investitionen (das ist die verdeckte Verschuldung), Anstieg der Neuverschuldung bezogen auf das BIP, Verfestigung des Reformstaus, Verlust des außenpolitischen Einflusses Deutschland, Abwanderung der akademischen Kräfte ins Ausland.

Kritisieren ist leicht, aber man muß ja die Alternativen abwägen. Ich kann sagen, die Kohlregierung hatte schlecht gearbeitet. Ich muß dann aber immer ehrlich hinzufügen, daß es aber leider nie eine politische Alternative gab, keine in der Opposition und auch keine im Willen der Bevölkerung. Die meiste Zeit wurde die damalige Regierung von links angegriffen und ihr Sozialabbau unterstellt, und das war das Gegenteil von dem, was die Regierenden brauchten.
 
aus der Diskussion: Kanzler in Deutschland müßte man sein
Autor (Datum des Eintrages): for4zim  (27.04.04 09:29:23)
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