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T-Online spricht von versuchtem Betrug seitens AWD, s. u.

"Kommentar
Schlechte Noten für deutsche Anlageberater

Alexander Etterer (Foto: Rödl & Partner)
Falschberatung auf der ganzen Linie! Das ist das ernüchternde Ergebnis einer WISO-Stichprobe unter deutschen Anlageberatern. Hochspekulative Anlageformen wurden als "sicher" dargestellt, Bedürfnisse des Anlegers schlicht übergangen, Investoren über hohe Verlustrisiken nicht aufgeklärt.

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Die Vorgabe: Ein Ehepaar will 30.000 Euro anlegen. Zu berücksichtigen sind Schulden von 11.000 Euro, der Wunsch nach Kindern und ein geplanter Hauskauf in den kommenden drei bis fünf Jahren. Der Test fand in Hamburg statt. Telefonisch wurden Beratungstermine mit Anlageberatern folgender Vertriebsorganisationen gemacht:


Bonnfinanz
Globalfinanz
Deutsche Vermögensberatung (DVAG)
MLP
AWD
OVB Vermögensberatung
AAB




Grundlegende Erkenntnisse
Fast alle Berater führten eine erstklassige Erhebung der persönlichen Daten und Interessen durch. Durch gezielte Befragung bauten sie eine gute Gesprächsbeziehung auf und drängten nicht auf einen sofortigen Vertragsabschluss, sondern sagten gleich zu Anfang des Gesprächs, dass sie zu einem zweiten Gespräch erscheinen würden. Die Tester fühlten sich durchaus ernst genommen; die Berater vermittelten ihnen das Gefühl, dass sie sich ihrer Probleme annehmen würden. Auch wenn in der Realität die wenigsten Berater wirklich einfühlsam sind, so fragten sie doch die wichtigsten Daten und Informationen so intensiv ab, dass sie sich ein gutes Bild von den Kundenbedürfnissen machen konnten.


Bonnfinanz und Globalfinanz allerdings bestanden auf einem vollständigen Einblick in sehr private Unterlagen, wie zum Beispiel Verträge und Policen. Der Vertreter von Bonnfinanz verlangte sogar die Aufzeichnung von Personalausweis- und Kontodaten sowie die Erteilung einer schriftlichen Einzugsermächtigung; vorher würde er mit der Beratung nicht beginnen. Als die Testperson sich weigerte, die persönlichen Daten herauszugeben, brach der Berater das Gespräch ab. Diese Vorgehensweise ist völlig untypisch und äußerst unseriös.


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Standardprodukte im Angebot
Nach der sehr guten Aufnahme der persönlichen Daten erwarteten die Test-Anleger ein individuelles, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Angebot. Doch weit gefehlt: Die Angebote, die die Tester erhielten, zeigten ganz deutlich, dass die Erhebung der Daten und das persönliche Kennenlernen ausschließlich eine Alibifunktion gehabt hatten: Angeboten wurden nämlich - und das sehr trickreich - reine Standardprodukte, die verkauft werden müssen oder dem Berater die meiste Provision bringen.


Beispiele: DVAG und OVB boten eine Kapitalversicherung an, die am Bedarf vorbeigeht. In diesem Fall ging der Berater von OVB sehr unseriös vor: Mit keinem Wort nannte er das Angebot beim wirklichen Namen, sondern umschrieb das Produkt mit den Bezeichnungen "Geldfonds" und "Geldmarktfonds". Er täuschte also die Testanleger über das tatsächliche Produkt und riet somit zu einer Geldanlage, die den Bedarf nicht deckt.


Falsche Informationen
Äußerst dreist ging der AWD-Berater Vor: Er erklärt zunächst, was ein offener Fonds ist, und ging dann auf die Funktionen von Aktien-, Immobilien- und Rentenfonds ein. Sein Angebot war der "HSC Optivita USA II" - angeblich ein "ganz normaler" Fonds, der auf die Auszahlung von Lebensversicherungen spekuliert. Gekauft werden dabei Lebensversicherungspolicen von kranken Menschen, als Begünstigter wird der Fonds eingegeben. Wenn die Versicherten sterben, erhält der Fonds die Versicherungssumme ausgezahlt. Die Rendite, so der Berater, liege bei zehn Prozent, der Aufgabeaufschlag bei fünf Prozent.


Die WISO-Recherche bei der Verbraucherzentrale NRW ergab etwas anderes: Bei dem angeblich "ganz normalen" Fonds handelt es sich um einen Geschlossenen Fonds. Ein solcher zeichnet sich dadurch aus, dass der Anleger zum Kommanditisten wird und als solcher sämtliche unternehmerische Risiken bis hin zum Totalverlust tragen muss. Doch damit nicht genug, auch die Kosten stellte der Berater falsch dar: Tatsächlich belaufen sie sich auf fünf Prozent Agio (Preisaufschlag auf den Nennwert eines Wertpapiers) plus 6,7 Prozent Einführungskosten. Das heißt: Bei Unterzeichnung sind damit schon fast zwölf Prozent von der Einlage weg. Weitere Kosten gehen mit 2,5 Prozent pro Jahr an den Geschäftsführer des Fonds, und die laufenden Kosten - so verstehen wir das Kleingedruckte - können in unbegrenzter Höhe aus dem Fonds entnommen werden. Das bedeutet: Der Herausgeber des Fonds kann sich beliebig bedienen.


Diese Beratungsleistung zielt also nur auf die Provision für den Berater ab. Sie ist als Betrug einzustufen.


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Eine gute Anlagestrategie legte lediglich MLP vor. Deren Konzept lautete: das Kapital in kurzfristige Rentenläufer investieren, bis sich der Hauskauf konkretisiert hat. Auch das weitergehende Konzept für einen Vermögensaufbau war grundsätzlich in Ordnung. Allerdings waren die Kosten für eine Vermögensverwaltung zu hoch. So gilt auch hier: Provisionen standen im Vordergrund.


Unser Fazit:
Nur mit einer professionellen Beratung können Sie mögliche Nachteile Ihrer Finanz- und Vermögenssituation erkennen und gegebenenfalls renditeorientiert und risikoneutral verbessern. Wichtige Merkmale einer solchen Beratung sind die gezielte Zusammensetzung der einzelnen Anlageklassen, beispielsweise Aktien, Renten, Geldmarkt und Immobilien, sowie die Abwägung ihrer gegenseitigen Abhängigkeiten.


Die Effektivität der Portfoliostruktur steht und fällt also mit der Wahl des Anlageberaters. Bei der Suche nach einem seriösen und fairen Partner sind folgende Fragen besonders wichtig:


Verfügt die Beratungsgesellschaft über mehrjährige Erfahrung?
Kann die Beratungsgesellschaft unabhängige und neutrale Fachkräfte, wie etwa Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Rechtsanwälte oder Vermögensspezialisten, vorweisen?
Verfolgt der Berater einen ganzheitlichen Ansatz, das heißt, werden verschiedene Anlageformen ebenso berücksichtigt wie das steuerliche und rechtliche Umfeld sowie eine Erbschafts- und Nachfolgeplanung?
Werden die Feststellungen beziehungsweise die Empfehlungen in Form eines Gutachtens verständlich und für jedermann transparent und nachvollziehbar dargelegt?
Erfolgt die Bezahlung durch produktorientierte Provisionen oder auf Honorarbasis?

Für weitere Fragen und Anregungen steht Ihnen unser Leserservice gerne zur Verfügung."

Quelle: http://onwirtschaft.t-online.de/c/19/08/40/1908402.html
 
aus der Diskussion: AWD schlechte Beratung
Autor (Datum des Eintrages): tagchen  (29.04.04 23:34:27)
Beitrag: 17 von 17 (ID:12926150)
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