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Morningstar-Fonds-Fokus: Fidelity European Growth von Kai Wiecking, morningstarfonds.de


Dienstag 11. Mai 2004, 09:30 Uhr



Dieser fast 15 Mrd. Euro schwere Fondsgigant hat ein im Kategorievergleich schwieriges Jahr hinter sich. Die langfristigen Zahlen sind jedoch nach wie vor beeindruckend.

Drei Jahre in Folge brillierte der Fonds mit Renditen in den besten 15% der Kategorie Aktien Europa mittelgroß. Im vergangenen Jahr jedoch lag die Wertentwicklung um 7,4 Prozent hinter der Konkurrenz zurück. Dies mag für Einige überraschend sein, denn dieses Produkt wird meist mit den Standard-Europafonds Anzeige

verglichen, was zu einem wesentlich besseren relativen Ergebnis führt. Doch Standardwerte machten im aktuellsten uns zur Verfügung gestellten Portfolio nur 45 Prozent des Aktienvermögens aus.

Graham Clapp übernahm das Fidelity-Flaggschiff von seinem schon fast legendären Vorgänger Anthony Bolton zum Jahresbeginn 2003. Die Grundsäulen des Anlageprozesses blieben intakt: Dies ist eine rein fundamental verwalteter, sogenannter „Stockpicker“-Fonds, ohne Einschränkungen hinsichtlich Sektoren- oder Ländergewichtung. Zwar ist die interne Benchmark der FTSE World Europe Index mit etwa 480 Aktien. Dieser Index dient jedoch primär der Performancemessung. Clapp und sein Londoner Team von 53 Analysten untersuchen ein Universum von über 1300 Aktien. Nicht zuletzt der erhebliche Einfluss von Fidelity am Londoner Finanzplatz ermöglicht es Clapp jährlich rund 700 individuelle Besprechungen mit Unternehmensführungen abzuhalten.

Auch die Auswahlkriterien blieben weitgehend unverändert: Clapp sucht nach Aktien deren Kurs nicht ihr Potenzial reflektiert, entweder in Relation zu ihren langfristigen Gewinnchancen, oder aufgrund noch nicht honorierten Umstrukturierungen.

In seinem ersten Jahr als Fondsmanager des Fideltiy European Growth hatte Clapp massive Mittelzuflüsse zu verkraften, und baute 130 neue Positionen auf. 110 Positionen seines Vorgängers wurden beibehalten. Dies führt zu einem stark diversifizierten Portfolio, aber allein die 100 größten Titel machen rund 70 Prozent des Fondsvermögens aus.

Clapp ist im Vergleich zu seiner internen Benchmark weiterhin im mittelgroßen Segment übergewichtet. Im Laufe des vergangenen Jahres hat er die Übergewichtung defensiver Branchen wie Tabak und Gesundheitswesen zurückgefahren. Im Gegenzug verstärkte er seine Engagements in der Medien- und Unterhaltungsindustrie. Seit Mitte des Jahres hat er zudem erhebliche Investitionen im Telekomsektor getätigt. Die Gelder flossen primär in Aktien von etablierten privaten Mobilfunkanbietern. Aber auch osteuropäische Telekomaktien wurden gekauft, da das Gewinnsteigerungspotenzial angesichts niedriger Handy-Penetrationsraten hoch eingeschätzt wird.

Volkswirtschaftliche Erwägungen spielen bei der Verwaltung dieses Fonds keine wirkliche Rolle, und Clapp ist meist voll investiert. Er sieht immer noch reichliche Kaufgelegenheiten im Markt. Das günstige Verhältnis von Gewinnschätzungshochstufungen zu Herabstufungen stimmt ihn optimistisch, ebenso wie das Abebben der Euro-Hausse zum Dollar.

Trotz der vielen Umschichtungen seit Clapps Übernahme der Fondsleitung bleibt die Volatilität relativ gering. Dieser Fonds ist immer noch eine gute Option für Anleger, die ein breit gestreutes, jedoch wirklich aktiv gemanagtes Portfolio europäischer Aktien suchen. Aber der starke Anstieg des Fondsvolumens, und die Tatsache, dass dieses weder eingedämmt noch die Gebühren gesenkt wurden geben Anlass zu einer gewissen Skepsis.
 
aus der Diskussion: Fidelity Euro-Growth
Autor (Datum des Eintrages): nocherts  (11.05.04 10:13:52)
Beitrag: 10 von 398 (ID:13069015)
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