Fenster schließen  |  Fenster drucken

Hallo !

Eurem häufig sehr informativen Bemühen, sämtliche AMD-Neuigkeiten und deren Auswirkungen zu hinterleuchten, möchte ich mich mal daran versuchen, ein paar von Intelstechnische Herausforderungen gegenüberzustellen. Daß Intel sein angestammtes Terrain nicht kampflos preisgibt, vor allem in Anbetracht der gewaltigen Wirtschaftsmacht, die hinter dieser Firma steckt, dürfte uns wohl allen klar sein. Bleibt zu hoffen, daß AMD darauf eine passende Antwort finden wird, denn irgendwie ist mir AMD mit seinem Robin-Hood-Status sehr sympathisch - und ich finde es zufriedenstellender, mit solch einer Firma auch noch Aktiengewinne zu erzielen, als mit solchen, denen den guten Bilanzen die eigenen Mitarbeiter zum Opfer fallen. Doch nun zum Prozessorgeflüster und genug der persönlichen Gefühle, nicht, daß ich noch Eurer Mini ins Gehege komme, weil Ihr mich deswegen für eine Frau haltet ;-):

1. Die Pentium III Xeons werden, anders als hier und da anklang,
nicht so schnell aussterben. Intel läßt "mangels Nachfrage"
nur die 800-MHz-Version aus und wird demnächst gleich die 900 MHz
offerieren. Zusammen mit der Tatsache, daß inzwischen selbst für
einen Privatmann sämtliche Pentium III-Modelle bis hinauf zu 933 MHz
lieferbar sind, scheint Intel wohl doch so langsam seine Fertigungs-
probleme in den Griff zu bekommen.
Unabhängig davon bleibt die Produktion des Willamette, denn frühere
oder noch immer bestehende Fertigungsprobleme auf ein komplett neues
Prozessordesign zu übertragen ist doch etwas sehr voreilig. Intel
schläft ja auch nicht gerade an der Wand entlang, sie werden die alten
Fehler bestimmt nicht wiederholen, was aber neue ja wohl nicht aus-
schließt. Hinter diesem Hintergrund dürften IMHO die Meldungen der
ersten Produktion des Pentium III-Nachfolgers zu sehen sein.
2. Der im Frühjahr 2001 vorgesehene Nachfolger des Xeons (Codename Foster)
wird neben dem schon bisher bekannten größeren Cache ein sehr interessantes
Merkmal aufweisen: "Jackson Technology"
Intel versteht darunter ein Multiprozessor-Feature, bei dem mehrere logische
Prozessoren in einem Gehäuse unterkommen. Noch nicht bekannt geworden ist, ob
die nun auf einem Chip sitzen oder in einem Multi-Chip-Modul sitzen.
Aus diesem Grund, aber auch wegen der bisher nicht nachgewiesenen Kompetenz
und dem AMD in diesen Kreisen anhaftenden schlechten Ruf dürfte es im
gewinnmargenträchtigen Serverbereich weiterhin sehr schwer sein, gegen die in
diesem Bereich sehr clever agierenden Intelianer ein Bein auf den Boden zu
bekommen. Will man aber auf Dauer bestehen, ist es IMHO für eine Firma wie
AMD, die ja ausschließlich Flashs und Prozessoren fertigt, unbedingt notwendig,
wenn schon nicht das bessere Produkt, so doch zumindest eine brauchbare
Alternative anbieten zu können, damit Intel hier nicht auch weiterhin eine freie
Preisfindung betreiben kann !
AMDs Pläne dazu kenne ich leider nicht, haben aber, soweit ich weiß, mit dem
760-Chipsatz maximal Dual-Prozessor-Fähigkeiten in Aussicht. Lasse mich aber gerne
eines Besseren belehren ...
3. Die-Größe des Willamette wohl nur geringfügig größer als beim Coppermine.
Ein Vorteil allein aufgrund der Die-Größe ist somit wohl nicht allzu realistisch.
4. Speicherbandbreite des Willamette 3,2 GByte/s, was die dreifache Bandbreite
des Coppermine darstellt.
Und um diese hohe Bandbreite dann auch nutzen zu können, benötigt man Rambus, und
zwar gleich die beiden Kanäle. Man mag jetzt vielleicht frohlocken, denn mit
DDR-Ram hat man ja bei AMD was ähnliches, doch steckt Rambus noch in den Kinder-
schuhen und enthält noch ein gewaltiges Potential, während das Ende des Leistungs-
spektrums für DDR-Ram bereits absehbar ist. Zudem fallen nun doch die Preise
für RIMMs sehr stark, die Differenz zwischen 800 RIMMS und 133 DIMMs beträgt
aktuell nicht mal mehr das vierfache, und die Preise von DDR-Ram werden wohl
kaum unter denen der SIMMs liegen.
5. Erheblich verbesserte SSE-Einheit.
Richtig, die muß ja aber erst einmal programmiert werden, aber gerade bei den
bekannten großen Firmen wie Adobe geht das, wie die Vergangenheit zeigte, relativ schnell über die Bühne. Und damit fließt dies dann doch wieder in die allseits
bekannten Benchmarks mit ein.
6. Willamette wird bei gleichem Takt um 30 Prozent schneller sein.
Da hat mich doch der Zuwachs vom Athlon zum Thunderbird weit weniger beeindruckt.
7. Der Willamette, so wie er dieses Jahr vorgestellt werden wird, besitzt zwar noch
die 0,18-Technik, aber schon für Q2 2001 ist die Überarbeitung geplant (Codename
Prescott). Dieser soll dann in 0,13-Technik gefertigt werden.
Jetzt könnte man ja behaupten, in Ankündigungen war ja Intel noch nie der
Zurückhaltendste, aber der Nachfolger des aktuellen Celerons (Codename Tualatin)
wird gleich in 0,13-Technik vorgestellt werden. Intel wird also schon 2001 auf die
0,13-Technik für sämtliche Prozessoren zurückgreifen ! Da die gesamte Palette umgestellt wird, ist IMHO diese Technik für Intel beherrschbar.

Also, Intel hat da ein paar nette technische Gimmicks geplant. Hoffe nur, daß die ein nicht zu starker Tobak für AMD werden, denn wie bereits mit dem Thunderbird zu erkennen ist, kann auch AMD nicht ohne weiteres an der Performanceschraube drehen. Das von AMD ja selbst begonnene rasante Drehen an der MHz-Schraube könnte sich als Eigentor herausstellen. Die Zukunft wird es uns zeigen !
Als Quelle diente mir die aktuelle C´t (Heft 15, Seite 24 ff).

Da wir uns hier aber ja auch für den aktuellen Aktienkurs interessieren und überlegene Technik sich ja immer erst viel später in den Bilanzen niederschlägt, habe ich auch noch zwei wirtschaftliche Meldungen für Euch:
1. Ein Standbein für VIA´s Berechtigung, PC133-Chipsätze für Intel-Prozessoren
herzustellen, wackelt gerade: das geplante Joint Venture mit S3, die ja ein
Patentaustauschabkommen mit Intel haben, wurde von der taiwanesischen Regierung
hinausgeschoben.
2. Es stand hier zwar bereits im Board, will es aber noch mal wiederholen: verkauft
Intel zwei Quartale hintereinander mindestens 20 Prozent aller Chipsätze mit
Rambus-Interface (was ja wie oben erwähnt nicht allzu abwegig sein dürfte, dann
bekommen sie die Option, bis zu vier Millionen Aktien zum Spottpreis von 2,5 $ (!)
erwerben zu können. Macht bei dem momentanen Aktienwert schlappe DM 842 Millionen Gewinn. Ob sie damit AMD kaufen wollen ?

MfG
Jibe
 
aus der Diskussion: AMD auf dem Weg zum Boersenstar - Teil 35
Autor (Datum des Eintrages): AerialJibe  (14.07.00 16:24:15)
Beitrag: 123 von 133 (ID:1317131)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE