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Am gruseligsten ist es, wenn Anke Engelke nach einem dieser grauenhaft schlechten Witze immer ins Publikum mit diesem "Nu lacht doch mal endlich"- Strahlen guckt und so ein magerer Höflichkeitsapplaus dann mit Verspätung einsetzt. Nun denn. Vielleicht wird es noch lockerer mit der Zeit.

Eben im "Spiegel" gefunden:

MUSEUMSREIF
Harald Schmidt zelebriert Ein-Mann-Biennale

Kein Witz: Harald Schmidt, Ex-Startalker bei Sat.1 und Deutschlands liebster Possenreißer, machte das Kölner Museum Ludwig zur Comedy-Bühne. Gewohnt scharfzüngig und klug lieferte Schmidt in seiner "Ein-Mann-Biennale" eine furiose Soloshow - inklusive bissigem Kommentar zum US-Folterskandal.

Dirty Harry ist zurück: Nach fünfmonatiger Bildschirmabstinenz hat Entertainer Harald Schmidt gestern Abend im Kölner Museum Ludwig bei einer Kunstaktion als Late-Night-Talker für Furore gesorgt. Unter dem Titel "Miami-Singapur" improvisierte Schmidt im Foyer des Museums vor 800 Gästen knapp eine Stunde lang zu aktuellen Themen aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Die einmalige Aktion solle junge Menschen ins Museum bringen, ließ der Moderator wissen.

Der eigensinnige Titel der Aktion sei dadurch entstanden, dass er zwei Mal einen Termin für den Auftritt abgesagt habe. Im Januar sei er in Miami, im Februar in Singapur gewesen. Das Motto "Miami - Singapur" solle junge Menschen ansprechen. "Das klingt flockig, das klingt schwul, das klingt nach schönem Wetter", witzelte Schmidt.


Im ausverkauften Saal war die Rede von Schmidts selbst verordneter "Kreativpause" schnell vergessen. Zynisch, respektlos und selbstironisch begeisterte der gebürtige Schwabe auf kleiner Bühne mit großem Witz und Biss. Verschont wurden weder Zeitgeist, Politik noch Kultur; durch den Kakao gezogen wurde auch Schmidts Wahlheimat Köln. Die Domstadt flog gerade aus dem Rennen um die Kandidatur für die "Kulturhauptstadt Europas 2010". Dazu Schmidt: "Köln ist so etwas wie das Leipzig der NRW-Kultur."

Selbst die Diskussion um die Folterung irakischer Gefangener nahm Schmidt aufs Korn. Die in den Medien kursierenden Bilder der Misshandelten kommentierte Deutschlands scharfzüngigster Entertainer gewohnt provokativ: "Man muss im Grunde genommen wissen, dass das Folter ist. Sonst denkt man Benetton, oder es ist eine Weihnachtsfeier in einer Werbeagentur."

Inwiefern Schmidts Aktion auch als Seitenhieb auf Anke Engelkes Talk-Debüt zu verstehen ist, bleibt offen. Fest steht jedoch, dass das Schlaglicht der Medien sich schneller auf den ehemaligen Sat.1-Star richtet, als Engelke eine Pointe platzieren kann. "LadyKracher" Engelke ist seit vergangenem Montag mit ihrer Late-Night-Show auf Schmidts altem Sendeplatz im Programm.
 
aus der Diskussion: Die „AnkeLateNight“,
Autor (Datum des Eintrages): Borax  (22.05.04 00:34:08)
Beitrag: 60 von 61 (ID:13199182)
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