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hier übrigends fundamentales zu diesem thema aus der aktuellen ftd:

Das Kapital: Die Zinsen werden weniger steigen als befürchtet

Während bei uns inzwischen sogar schon das Kleingeld knapp wird, leihen sich die Amerikaner in einem einzigen Quartal zusätzliche 1927,3 Mrd. $. Das ist eines der Hauptergebnisse der Finanzierungsrechnung der Fed für das erste Quartal 2004.

Wie in den USA üblich, ist diese Zahl annualisiert, das heißt aufs Jahr hochgerechnet. Dennoch ist sie enorm. Sie entspricht drei Vierteln des deutschen BIP, wenn man mit 1,2 $/E rechnet. Die Schulden des US-Staates, der Haushalte und der Firmen außerhalb des Finanzsektors sind damit um annualisiert 8,6 Prozent gegenüber dem vierten Quartal und um 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Das mag sich schon weniger dramatisch anhören - selbst wenn man berücksichtigt, dass die Kernkonsumentenpreise gerade um 1,3 Prozent zulegten. Da die Gesamtschulden inzwischen auf das Zweifache des BIP gestiegen sind, korrespondiert die Neuverschuldung allerdings mit 16,8 Prozent der Wirtschaftsleistung.

Insgesamt steigt die Neuverschuldung also noch weit schneller, als es in den Boomjahren der Fall war (zwischen 1995 und 2000 wuchs sie im Schnitt um 5,8 Prozent). Natürlich geht die Kreditaufnahme inzwischen zu einem guten Teil auf den Staat zurück. Aber auch die Haushalte langen mit einem annualisierten Zuwachs von 10,9 Prozent kräftig zu (wobei die Konsumkredite immerhin um 6,1 Prozent zulegen). Auch das liegt weit über den Wachstumsraten vor der Jahrtausendwende. Nur die Unternehmen sind mit einem Plus von 4,1 Prozent (3,8 Prozent bei Kapitalgesellschaften) bescheidener geworden. Die Bilanzen sind zweifellos etwas gesundet. Indes fällt weiterhin auf, dass die Bruttoschulden der Kapitalgesellschaften bis auf das dritte Quartal 2002 immer gestiegen sind - obwohl sie doch angeblich so gewaltige Mittelüberschüsse erzielen sollen.

Was sagt uns das alles? Na ja, wenn man - grob gesagt - davon ausgeht, dass Kredite aufgenommen werden, um sie zu verausgaben, dann kann man sich vorstellen, wie behutsam die Fed mit Zinserhöhungen vorgehen muss, wenn sie keinen heftigen Wachstumsabschwung riskieren will. Immerhin würden steigende Zinsen gleichzeitig die Vermögenspreisblase gefährden und das Risiko einer anziehenden Sparquote bergen.

Und da ist noch ein Problem: Seit dem dritten Quartal 2001, als das BIP zum letzten Mal schrumpfte, ist die Beschäftigung per saldo um 0,6 Millionen gefallen, bei einem kumulierten Wachstum von neun Prozent. Bei der vorletzten Rezession Anfang der 90er wuchs die Wirtschaft in den folgenden zehn Quartalen kumuliert um sieben Prozent - und schuf dabei 2,4 Millionen Stellen. Derweil bleibt der Anreiz groß, Arbeit durch Kapital zu substituieren, da Kapitalgüter und ihre Finanzierung weiter billig sind, während die US-Lohnnebenkosten um 6,9 Prozent wachsen. Die Leitsätze werden weit weniger steigen, als es die Anleger befürchten.
 
aus der Diskussion: Charttechnik für Investoren und solche die es werden wollen
Autor (Datum des Eintrages): silverpwd  (24.06.04 20:54:33)
Beitrag: 3,574 von 3,858 (ID:13527036)
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