Fenster schließen  |  Fenster drucken

...auch nicht schlecht, wie die NRW-Regierung dazu stand, vor wenigen Wochen....

Wenige Einschränkungen für Fahd-Akademie

Extremismusverdacht hat sich offenbar nicht erhärtet

Keine greifbaren Ergebnisse brachte eine Sitzung des deutsch-arabischen Komitees in Sachen Fahd-Akademie. Das Komitee hat beim Kölner Regierungspräsidenten über die Zukunft der umstrittenen Akademie verhandelt. Der ursprünglich geäußerte Extremismus-Verdacht hat sich offenbar nicht erhärtet.

Ein Ergebnis des Treffens war, dass die Freitagsgebete der Fahd-Akademie auch in Zukunft weiter öffentlich sein dürfen. "Diese Frage ist für die saudische Seite von großer Bedeutung, weil die Schließung eines Gotteshauses natürlich mit sehr vielen Emotionen verbunden ist", sagte Regierungspräsident Jürgen Roters nach dem Treffen. Lediglich eine Einschränkung muss die Akademie zukünftig in Kauf nehmen: Roters darf wissenschaftliche Beobachter zu den Veranstaltungen schicken, um beobachten zu lassen, welche Inhalte dort gepredigt werden. Damit solle sichergestellt werden, dass dort keine Predigten gehalten werden, die den Gedanken der Menschenrechte und Völkerverständigung widersprechen, so Roters. Der Bonner Staatsschutz vermutet, dass es sich bei der Akademie um ein Sammelbecken für Islamisten handeln könnte. Regierungspräsident Roters wollte die Schule deshalb sogar schon schließen lassen. Der Verdacht des Extremismus hat sich aber auch nach dieser Sitzung nicht weiter erhärtet.

Auch bei den Lehrinhalten gab es keine greifbaren Ergebnisse nach dem Treffen: Saudi-Arabien hat lediglich zugesagt, dass die Inhalte erneut überprüft würden, aber keine weiteren Zugeständnisse gemacht. Roters bemängelt vor allem, dass in den Schulbüchern ein veraltetet Frauenbild vermittelt werde. Es würden dort außerdem Werte gelehrt, die nicht in die westliche Welt passten, sagte er nachdem er die Bücher hat übersetzen und überprüfen lassen.

Trotz scharfer Kritik mussten von den 465 Schülern bisher nur zehn die Akademie verlassen. Bei dem Treffen wurde vereinbart, dass die Ausnahmegenehmigungen weiterer 65 Schüler überprüft werden. Hintergrund: Die Fahd-Akademie ist keine Regelschule. Sie soll ausländische Schüler aufnehmen, die nur kurze Zeit in Deutschland leben, beispielsweise Kinder von Diplomaten. Bei einem dauerhaften Aufenthalt müssen solche Kinder eine Regelschule besuchen.

Die nächste Sitzung des Komitees wird voraussichtlich im September stattfinden. Nach Ansicht von Beobachtern sind die Ergebnisse des Treffens stark hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Auch eine Schließung der Schule, wie sie im vergangenen Oktober gefordert worden war, scheint vom Tisch zu sein.



Komitee verhandelt über Schulbücher und Freitagsgebet

Von Jochen Hilgers

Das deutsch-arabische Komitee verhandelt am Montag (07.05.04) beim Kölner Regierungspräsidenten erneut über die Zukunft der umstrittenen König Fahd-Akademie. Im Mittelpunkt: die fragwürdigen Lehrinhalte der Schulbücher sowie die heftig kritisierten Freitagsgebete.



Blick auf die Akademie

Bei dem Treffen des deutsch-arabischen Komitees am Montagnachmittag sind neben der Kölner Bezirksregierung der saudische Botschafter, der Schuldirektor sowie Beamte der Schulbehörden anwesend. Regierungspräsident Jürgen Roters will nach eigenen Aussagen die Schülerzahl erheblich reduzieren. Die Landesregierung hatte die Schulbücher, die in der Akademie eingesetzt werden, übersetzen lassen und Ende Mai das Ergebnis eines Gutachtens vorgestellt. Demnach wird in den Büchern eine fundamentalistische Weltsicht vermittelt, die den Wertevorstellungen der westlichen Welt widerspricht. Der pädagogische Ansatz sei auf unbedingten Gehorsam gegenüber den religiösen Führern und ihrer Auslegung des Koran gerichtet.


Neben den Schulbüchern wird das Komitee auch um das Freitagsgebet in der Moschee verhandeln, das die deutschen Behörden untersagen wollen. Zugelassen sind nicht nur Schüler, sondern auch externe Besucher. Bei einem dieser Gebete soll ein Prediger im vergangenen Jahr zum heiligen Krieg gegen die westliche Welt aufgerufen haben. Der Prediger, der auch als Lehrer an der Akademie beschäftigt war, wurde daraufhin entlassen.

Der Staatsschutz der Polizei hatte in der Vergangenheit immer wieder kritisiert, dass gerade das Freitagsgebet der Treff für radikalislamische Aktivisten sei. Regierungspräsident Roters wollte bereits mehrfach die saudische Seite davon überzeugen, dass das Freitagsgebet nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich sein dürfe. Bisher erfolglos. Unklar ist, welche Zugeständnisse die arabische Seite am Montag machen wird.


Sorge um Deutsche in Saudi-Arabien
Regierungspräsident Jürgen Roters bewegt sich bei seinen Verhandlungen auf dünnem diplomatischem Eis. Das Thema Fahd-Akademie ist auch deshalb so heikel, da Auswirkungen auf in Saudi Arabien lebende Deutsche befürchtet werden, sollte zu massiv gegen die Schule vorgegangen werden. Experten fürchten die Schließung der deutschen Schulen in Riad und Jeddah, sollte hierzulande der Betrieb der Fahd-Akademie untersagt werden. Außerdem seien Ausschreitungen gegen deutsche Staatsbürger in Saudi-Arabien nicht auszuschließen, heißt es hinter vorgehaltener Hand in Ministeriumskreisen in Berlin. Vor einem halben Jahr noch hatte der Regierungspräsident gesagt, sein Ziel sei die Schließung der Schule. Dies aber gilt derzeit als ausgeschlossen.


Nur wenige Schüler der Akademie verwiesen
Trotz der scharfen Kritik mussten von den 465 Schülern bisher nur zehn die Akademie verlassen. Zwar handelt es sich streng genommen um eine Schule für Kinder von Angehörigen der saudischen Botschaft, die nur vorübergehend in Deutschland leben. Doch die Schulbehörden hatten in der Vergangenheit Ausnahmegenehmigungen zum Besuch der Akademie ohne eingehende Prüfung erteilt. Rund 80 Prozent der Schüler haben inzwischen einen gesicherten Aufenthaltsstatus in Deutschland.


....tolle Reaktion....:mad:
 
aus der Diskussion: Was wäre eigentlich, wenn die Fahd-Akademie eine Nazi-Akademie wäre...
Autor (Datum des Eintrages): xylophon  (29.06.04 21:58:49)
Beitrag: 3 von 26 (ID:13563676)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE