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Aktuell sieht es nach einem Abpraller aus. Überverkaufte Stochastic scheint auch gerade zu drehen.

Asien: Marktführer am Fließband (EuramS)
04.07.2004 11:23:00



Die asiatischen Tech-Werte waren zuletzt arg unter Druck. Doch der Markt hat gedreht. Auf welche Werte Anleger jetzt setzen sollten.
von Thomas Schmidtutz

Der Tower-Palace-Komplex mitten in Seoul sieht aus wie der nächste soziale Brennpunkt der südkoreanischen Hauptstadt. Eine Ödnis aus Stahl, Glas und jeder Menge Beton. Doch hinter den Fassaden gibt’s Hightech vom Allerfeinsten: Die Klimaanlage lässt sich übers Handy anstellen, der Kühlschrank ordert übers Internet selbständig Bier und das Video vom letzten Wochenend-Trip kommt in Kinoqualität auf den Großbildschirm im Wohnzimmer. Willkommen in Samsung-Land. 2500 Appartments hat der Konzern im Tower Palace mit den neuesten digitalen Gimmicks ausrüsten lassen und gleich auch noch einen Teil der eigenen Führungskräfte dort untergebracht. Allen voran Samsung-Electronics-Chef Jong Yong Yun. Der 60-Jährige ist technikverrückt - und ehrgeizig: " Bis 2010 wollen wir der weltweit führende Hersteller von Konsumelektronik sein."

Noch Mitte der 90er-Jahre, als Samsung die Welt mit Billigprodukten wie Reiskochern oder Röhren-TVs beglückte, hätte eine solche Aussage bei der Konkurrenz für ein müdes Lächeln gesorgt. Heute grinst dort keiner mehr. Ob Speicherchips, Videorekorder oder Computermonitore - überall gehört der Konzern zu den Top 3 weltweit. Wie effizient Samsung an neue Märkte herangeht, lässt sich derzeit bei Handys beobachten: Innerhalb von kaum acht Jahren ist der Konzern weltweit auf Rang 3 vorge-rückt. Mit einer Marge von rund 20 Prozent ist Samsung hinter Nokia mittlerweile der profitabelste Hersteller der Welt.

Nach den Handys setzt Samsung jetzt voll auf Flachbildschirmen. Denn die Nachfrage nach den LCD- und Plasma-Bildschirmen explodiert weltweit. Und die Koreaner haben den Markt von Anfang an mitgeprägt. Für den notwendigen raschen Kapazitätsaufbau verbündete sich Samsung im März mit einem schlafenden Riesen - Sony. Der japanische Unterhaltungselektronik-Gigant hatte den Trend zu den dünnen Bildschirmen komplett verpennt. Fieberhaft bauen beide Firmen nun neue Fabriken. Allein im laufenden Jahr will Samsung 1,5 Milliarden Euro in den Bereich stecken.

Schon gibt es Befürchtungen, das Wettrennen in der Branche beim Aufbau neuer Kapazitäten könnte zu einem drastischen Preisverfall führen: " 2005 könnte es Überkapazitäten geben" , warnt etwa Lawrence J. Lee, Analyst bei CSFB. Das brachte auch die Samsung-Aktie unter Druck. Doch inzwischen hat sich die Lage entspannt. Denn ers-tens setzt Samsung verstärkt auf den Markt für großformatige TV-Flachbildschirme. Sie versprechen höhere Margen. Zudem ist die Aktie " mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 6,5 sehr günstig" , sagt Daniel Kerbach, Fondsmanager für Tech-Werte bei Activest. Zum Vergleich: Branchenriese Intel hat ein 2005er-KGV von 19. Für zusätzliche Phantasie sorgt das absehbare Listing in den USA. Noch 2004 dürfte es so weit sein, erwartet Kerbach. Dann dürften auch US-Fonds verstärkt investieren.

Neben Samsung ist derzeit Casio gut unterwegs. Die Japaner sind Weltmarktführer bei LCD-Displays für Digitalkameras und haben ihre Gewinnerwartung unlängst drastisch erhöht (siehe Kasten). Zu den aussichtsreichsten asiatischen Tech-Titeln gehört zudem Trend Micro. Die Japaner sind spezialisiert auf Antiviren-Software und profitieren von der Virenflut. " Trend Micro wächst mit hohen zweistelligen Raten und hat die Kosten gut im Griff" , lobt der Activest-Manager.

Die Japaner sind stark im Firmenkunden-Geschäft. " Das bringt stabileres Wachstum als der Markt für Endkunden, in dem etwa Symantec besonders stark ist" , so Kerbach. Tatsächlich geriet Symantec unlängst unter Druck, nachdem Microsoft den Einstieg in den Anti-viren-Software-Markt angekündigt hatte. Trend Micro blieb stabil. Technologisch gilt die Firma ohnehin als führend, genau wie Samsung. Aber die Koreaner sorgen nicht nur im Tower Palace für gute Unterhaltung. Der Spaßfaktor bei Trend Micro ist eher gering.

-red- / -red-
 
aus der Diskussion: Wird es jetzt kritisch, oder Abpraller von der 200er -Linie ?
Autor (Datum des Eintrages): Rainolaus  (09.07.04 17:56:22)
Beitrag: 2 von 9 (ID:13657573)
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