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Zur Selbstentfremdung der Deutschen als Kulturnation - »Political Correctness« unterwirft das einstige Volk der Denker ständiger zensorischer Manipulation - Die Denk- und Kampfschablonen des linken Konformitätsdrucks

Der Verfassungsschutz ...


Tugendterror in Deutschland - geistige Gleichschaltung

von Dr. Claus Nordbruch

In Deutschland ist aus Political Correctness ein Tugendterror geworden, der die Freiheit zu ersticken droht. Die selbsternannten »politisch Korrekten« wähnen sich im Besitz der alleinigen Wahrheit und verweigern deshalb jedes Recht auf Widerspruch. Dies gilt in erster Linie für die in Deutschland herausragenden Tabuthemen, wie der Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1998, der Schriftsteller Martin Walser, aufgezeigt hat.1 Hierunter fallen vor allem die nationalsozialistische Geschichte Deutschlands, sowie die Themen Frauen und Ausländer. Und wenn man sich diesen Themen doch aufgeschlossen nähert, schlägt unbarmherzig die »Faschismuskeule« nieder - ein Begriff, den Helmut Knütter, Politologe an der Universität Bonn, vor einigen Jahren zuerst gebraucht hat. Ist man mit diesem Totschlagargument als Faschist, Rassist oder Sexist erfolgreich verunglimpft worden, wird man zum Aussätzigen degradiert, der nicht mehr zu Diskussionsrunden eingeladen wird, mit dem man nicht mehr im selben Medium publiziert. So einer bekommt keine Gelegenheit mehr, seinen Standpunkt darzustellen. Ein Meinungsaustausch findet nicht statt, ein selbständiges Denken wird nicht ermöglicht.

Das Fatale an der Political Correctness für die geistige Weiterentwicklung des Menschen ist, daß manche Auseinandersetzungen und Diskussionen von vornherein nicht oder nur in Form einer Diffamierungskampagne oder eines Schauprozesses stattfinden können. Dieses verordnete Denkverbot, diese Unterdrückung von Meinungen und Medien, führt schließlich dazu, »daß oppressive Debatten ihre Wurzeln im Untergrund schlagen«2 und damit weder von einer öffentlichen intellektuellen Betätigung noch von einem Beitrag zum politischen Willensbildungsprozeß ernsthaft gesprochen werden kann. Heutzutage gilt politische Korrektheit in Deutschland als eine hauptsächlich von sogenannten Antifaschisten, Feministinnen, Vergangenheitsbewältigern und Trauerarbeitern verordnete Verhaltensnorm, die besagt, das eigene Denken, die eigene Meinung entsprechend dieser einengenden Schablonen auszurichten. Man darf deshalb feststellen, daß die politische Korrektheit ein Instrument der geistigen Gleichschaltung ist und somit in der modernen Kulturgeschichte einen außergewöhnlichen Präzedenzfall zensorischer Manipulation im politischen Willensbildungsprozeß des Menschen darstellt.

Der Ethnologe Hans Peter Dürr betrachtet die Political Correctness als ordinäre Realitätsflucht. Ihre Verfechter zimmerten »sich ein dualistisches Weltbild zusammen, eine infantile Disney-Idylle, mit guten und mit bösen Menschen«.3 Der Publizist Klaus J. Groth stimmt etwas schärfer an: »Die Minderheit der Political Correcten terrorisiert mit ihrem einseitig erklärten Tugendkanon« das ohnehin nur äußerst dürftig ausgebildete deutsche Gemeinschaftsgefüge und »erstickt in Deutschland die Meinungsfreiheit«.4 Political Correctness bedeutet tatsächlich Inkorrektheit, sie kommt einer Liturgie der inhumanen Denk- und Kampfschablonen des linken Konformitätsdrucks und letztlich der Zensur gleich.

Verdeutlichen wir anhand einiger Beispiele die praktische Umsetzung der Political Correctness und ihre Auswirkung auf die freie Meinungsäußerung und damit auf die gesamte geistige Entwicklung in Deutschland. Führen wir uns vor Augen, wie die politische Korrektheit zur Selbstentfremdung der Deutschen beiträgt: In Deutschland ist es seit geraumer Zeit aus vermeintlich antidiskriminierenden Gründen nicht mehr korrekt, von Zigeunern zu sprechen. Nur im Deutschen - und wirklich nur im Deutschen! - heißt es jetzt politisch korrekt »Roma und Sinti«, wobei diese Bezeichnung vollkommen inkorrekt ist, da es sich hierbei lediglich um die zwei Hauptstämme der Zigeuner handelt. Im Grunde genommen ist die generalisierende Bezeichnung »Roma und Sinti« sogar rassistisch, da sie die kleineren Zigeunerstämme, wie beispielsweise die Lalleri, die Manusch, die Joneschti, die Polatschia, die Sikligars, die Boschi oder die Cale ignoriert und damit diskriminiert.

Im schleswig-holsteinischen Ministerium für Wirtschaft, Technik und Verkehr war man sich nicht zu schade, im Frühjahr 1996 die Gemeinde Lutterbek bei Kiel darauf hinzuweisen, den Begriff »Fremdenverkehr« von nun an durch »Tourismus« zu ersetzen, da das Wort »fremd« negativ besetzt sei. Man denke an Fremdenfeindlichkeit.

Im Frühjahr 1996 gaben die Über-Korrekten des Evangelischen Missionswerkes allen Ernstes in der missionswerkseigenen Zeitung mit dem bezeichnenden Titel EINE WELT die Parole aus: Menschenrecht für Menschenaffen! Sie begründeten ihre Forderung damit, daß sich Mensch und Schimpanse genetisch kaum voneinander unterscheiden würden (1,6% Differenz, Anm.v. Horst Schilling). Der Theologe Martin Brückner schlußfolgerte daraus eine »unglaubliche Nähe« und meinte allen Ernstes, daß die Vorenthaltung der menschlichen Grundrechte den Affen gegenüber prinzipiell nichts anderes als Rassismus oder die Abwertung der Frau sei.5 Keine Absurdität scheint in Deutschland mehr dekadent genug zu sein, um sie nicht als neue und allgemeingültige Verhaltensmaßregel vorstellen zu können und sich dabei nicht nur der Lächerlichkeit preiszugeben, sondern - und das ist das Wesentliche -, auf diese Weise systematisch das eigene Selbstwertgefühl zu unterminieren und sich selbst zu entfremden!

Die direkte, in vielen deutschen Medien täglich zu erlebende Konsequenz der Durchsetzung politisch korrekter Verhaltensweisen ist die Bildung einer geschlechtslosen und aussageschwachen Einheitssprache, hinter der nichts anderes als politisches Kalkül steht. So avancierte der ursprüngliche Fremdarbeiter über den Gastarbeiter zum ausländischen Arbeitnehmer und ausländischen Mitbürger und wird heute endlich als Immigrant gehandelt. Der Lehrling wurde im Zuge der sozialistischen Gleichstellung ein pseudoaristokratischer Auszubildender, der allerdings rasch zum infantilen »Azubi« verkümmerte.

Einen kometenhaften sozialen Aufstieg erlebte die Putzfrau, die über die Raumpflegerin als Parkettkosmetikerin natürlich nicht mehr putzt, sondern sich nun der innenarchitektonischen Schönheitspflege widmet. Ebenso verfemt sind Witze, die beispielsweise »auf Kosten« anderer Volksangehöriger oder »auf Kosten« von Blondinen basieren. Es geht freilich nicht darum, deswegen die Political Correctness zu bekämpfen, weil man nicht auf rassistische oder sexistische Witze verzichten möchte. Nicht jeder aber, der beispielsweise über einen Judenwitz lachen kann, ist aber notwendigerweise gleich ein Verbrecher! Es geht darum, gegen Denkverbote anzukämpfen! Dies gilt insbesondere für solche in Wissenschaft, Forschung und Lehre. Gerade auf diesen Gebieten verhindert die Political Correctness in Deutschland seriöses Agieren, da hier gewisse Forschungsvorhaben und Problemkonstellationen von vornherein stigmatisiert und tabuisiert werden, also schlicht nicht zu erforschen sind.

Keineswegs sind es nur »politisch korrekte« linke Publikationen, die »politisch Inkorrekte« denunzieren. Die selbsternannten Tugendwächter haben es zwischenzeitlich geschafft, ihren Einfluß auf alle hohen Ämter und Positionen auszubreiten. Da wundert es denn nicht, daß selbst der deutsche Staat seit einigen Jahren mit Hilfe seines Amtes für Verfassungsschutz diejenigen diffamiert, die sich gegen die politische Korrektheit stemmen. Nach der bedenklichen Auffassung der staatlichen Obrigkeit, oder besser: dieses Inlandgeheimdienstes, soll die »angebliche Abwehr von Political Correctness die eigenen extremistischen Auffassungen gegen Kritik immunisieren«.6 Mit dieser denunzierenden Aussage wird nicht nur dem politischen Gegner und kritischen Wissenschaftler, sondern grundsätzlich jedem unvoreingenommenen Zeitgenossen, der von seinem Recht auf Informations- und Meinungsfreiheit ungeniert Gebrauch machen will, pauschal unterstellt, ein Extremist zu sein. Mit diesem Stigma behaftet, wird nicht nur der freie Meinungsaustausch, die geistige Auseinandersetzung und damit die geistige Weiterentwicklung außer Kraft gesetzt, vielfach sind schwerwiegende Sanktionen die Folge.

Spätestens der Historikerstreit Mitte der achtziger Jahre sollte zeigen, daß die Wissenschaft längst in diverse politische Interessensphären aufgeteilt ist. Das, was Ernst Nolte und verschiedene andere renommierte Historiker forderten, war nichts anderes als der Beginn einer revisionistischen Geschichtsbetrachtung. Dies bedeutet nichts ketzerisches - ist die kritische Überprüfung (Revision!) bisheriger Forschungsergebnisse doch das Selbstverständlichste einer jeden Wissenschaft: Der Begriff »Revision« leitet sich vom lateinischen Wort »revidere« ab, das »wieder hinsehen« bedeutet. Sachverhalte wieder durchzusehen ist die aber vornehmste und natürlichste Aufgabe sämtlicher Wissenschaftler. So obliegt es den Historikern, die Geschichtsschreibung immer wieder anhand neuer Erkenntnisse, Entdeckungen und Forschungsergebnisse eingehend zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. Dies ist weder subversiv, noch sonst in irgendeiner Weise anrüchig, sondern stellt das übliche Rüstzeug in allen Zweigen seriöser Wissenschaft dar.

Was für Paläontologen, Gentechniker, Kernphysiker oder irgendwelche andere Forscher gilt, hat selbstverständlich auch für Geisteswissenschaftler, beispielweise Historiker, Gültigkeit: Zu Beginn seiner wissenschaftlichen Tätigkeit bezweifelt oder überprüft er die Ausgangslage, die bisherigen Erkenntnisse und den augenblicklichen Stand der Forschung. Vertritt er jedoch für seine Arbeit diese Grundlage, ist er den Auffassungen der politisch Korrekten zufolge bereits zu Beginn seiner Untersuchungen ein Straftäter oder zumindest suspekt, da seine Studie im Begriff ist, ein - zumindest in Deutschland hochstilisiertes - Tabuthema zu verletzen. Damit kollidiert er eventuell sogar mit der staatsanwaltlichen Auffassung der Strafwürdigkeit und wird entsprechend verfolgt. Nur ist es so, daß wissenschaftliche Forschung gar nicht auf andere Weise betrieben werden kann, als vorgegebene Prämissen zu untersuchen und Ergebnisse nicht vorwegzunehmen! Nur auf diese Weise hat Forschung den geistigen Erkenntnisbereich des Menschen erweitert und nur durch immer wieder prüfendes Abwägen, Experimentieren und Schlußfolgern ist dieser Fortschritt überhaupt zu bewerkstelligen. Andernfalls würde die Erde heute noch als Scheibe verkannt werden.

Im einstigen Land der Denker scheint man sich jedoch just auf diesen »Erkenntnisstand« begeben zu wollen. Mit dem ursprünglich wertfreien Begriff Revisionist werden in Deutschland heute vor allem jene Forscher betitelt, die sich mit der Geschichte des Zweiten Weltkrieges auseinandersetzen. Und zwar kritisch und vor allem diejenigen, die die gängige Ansicht von der Alleinschuld Deutschlands an allen Untaten und die die Kollektivschuld der Deutschen an Verbrechen in deutschen Konzentrationslagern in Frage stellen - oftmals mit eindrucksvollen historischen Belegen und einer stichhaltigen Beweisführung. Nur, daß dies im von politischer Korrektheit dominierten Deutschland eine ketzerische, eine verbrecherische Haltung ist. Damit wird aber überdeutlich, daß der Begriff Revisionist heute mehr denn je in die Reihe der polemischen Schlagwörter wie Heide, Faschist oder Extremist einzuordnen ist.

Das Motto ist ebenso einfach wie wirkungsvoll: »Mache deine politischen Gegner verächtlich, anstatt sie mit Gegenargumenten zu respektieren und etabliere so - als dann einzige ernstzunehmende Kraft - ohne Widerspruch deine Positionen in einem breiten Spektrum. Auf der Strecke dabei bleiben freilich tragende Prinzipien der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, derzufolge eine freie politische Willensbildung ermöglicht wird. Political Correctness hat es erreicht, daß ein Volk, das historisch gesehen in der Geistesgeschichte der Menschheit eine überproportional große Menge an Denkern geschenkt hat, geistig verkümmert.

Die Freiheit der Forschung darf von keiner Macht in dem Sinne eingeschränkt werden, daß dem Suchen nach Erkenntnis und Wahrheit vorgeschrieben würde, was als wahr zu gelten hat; wird sie es doch, degeneriert sie zum ideologischen Instrument eines Meinungs- und damit Machtkartells und hat somit ihren Stellenwert als Voraussetzung des geistig regen und schaffenden Menschen verloren. Political Correctness kann für einen freiheitlichen Staat nur tödlich ausgehen, da am Ende an dessen Stelle der Staat der Einheitsmenschen, der Gesinnungsstaat tritt. Nährboden findet die alle Werte zersetzende politisch korrekte Kraft jedoch, wie es der Schriftsteller Reiner Kunze nennt, gerade in der gnadenlosen Ideologisierung des geistigen Lebens in Deutschland, und diese wiederum ist für den Justizminister Sachsens, Steffen Heitmann, Ausdruck eines seelisch kranken Volkes. Man braucht kein Psychoanalytiker zu sein, um hierin den Kern der deutschen Selbstentfremdung zu erkennen.

1 Vgl.u.a.: Martin Walser: Über freie und unfreie Rede. - in: DER SPIEGEL v. 7.11.94, S. 130-138
2 Roland Seim: Zwischen Medienfreiheit und Zensureingriffen. - Münster: Telos 1997, S. 220.
3 Ein Lügengespinst. in: DER SPIEGEL, 28/1994.
4 Klaus J, Groth: Die Diktatur der Guten. Political Correctness. München: Herbig 1996, S, 9.
5 Vgl.: Claus Nordbruch: Sind Gedanken noch frei? Zensur in Deutschland. München: Universitas 1998.
6 Vgl.: Verfassungsschutzbericht Nordrhein Westfalen 1995.


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Servus
der
Regierungswechsel
 
aus der Diskussion: Tugendterror in Deutschland - geistige Gleichschaltung (unter der LINKEN)
Autor (Datum des Eintrages): regierungswechsel  (25.07.04 14:10:00)
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