Es scheint schon fast zur allwöchentlichen Thematik zu gehören über das behäbige Verhalten des Helvetischen Marktes zu klagen. Leider hat auch die abgelaufene Börsenwoche kaum den vielseits erhofften Ausklang über der 8000er-Marke gebracht. Vielmehr zeigte der SwissMarketIndex erneut jene Tendenzen, welche unglücklicherweise stark den Aufbau negativer Divergenzen fördern. Ebenfalls zu einer Wiederholung kam es bei den Entwicklungen hinsichtlich der Relativen Performance im Vergleich zum Amerikanischen Markt. Trotz recht zuversichtlich stimmenden Worten Alan Greenspans und dementsprechend positiver Performance im S&P 500 Index konnte unser Markt nicht vollumfänglich von den US-Vorgaben profitieren. Der hiesige Investor scheint den immer noch überschwänglichen Bewertungen Amerikanischer Werte äusserst skeptisch gegenüber zu stehen. Amerikas weiche Landung steht in ernster Frage Die Worte Alan Greenspans bzgl. künftiger Konjunkturdynamik vom vergangenen Donnerstag waren mehr oder weniger eindeutig. Seine Aussage lag in etwa darin, dass sich die Verlangsamung des Amerikanischen Wirtschaftswachstum im Zielbereich einer auf Nachhaltigkeit orientierten Geldpolitik befindet. Es erstaunt wenig, dass sich der Vorsitzende der US-Notenbank äusserst zuversichtlich und zielbewusst zu den erwünschten Zukunftsszenarien zeigte. Denn schliesslich besteht eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein Gelingen der weichen Landung darin, dass der Glaube an den Fortbestand des konjunkturellen Wachstums aufrecht erhalten bleibt. Es kann nicht oft genug erwähnt werden, dass ein sanftes Annähern der gegenwärtigen Wachstumszahlen an die mögliche Wirtschaftsleistung nur dann erreicht werden kann, wenn die Finanzmärkte ohne grössere Erruptionen mit der bereits angelaufenen Phase der Wachstumsverlangsamung einhergehen werden. Dies hat ausdrücklich nicht zu bedeuten, dass die überseeschen Leitindices innert Jahresfrist neue Höchststände erreichen müssen. Die Konsequenz obiger Erkenntins darf - und muss - sogar darin bestehen, dass Dow Jones & Co. über längere Zeit hinweg seitwärts bis negativ tendieren. Entscheidend für den erfolgreichen Vollzug eines "Soft Landings" ist die Erhaltung des Vertrauens in eine nachhaltige Leistungserbringung der Amerikanischen Volkswirtschaft. Nur eine zuversichtliche Grundhaltung innerhalb der Bevölkerung kann gewährleisten, dass die US-Konsum- und Importmaschinerie weiterhin einen Nachfragekollaps ausweichen kann. Zahlreiche Studien (siehe Beispiel) verschiedenster Federal Reserve Banken verweisen auf die äusserst enge Wechselwirkung zwischen Konjunktur und Börsenentwicklung. Dementsprechend intensiv wird auch an der Erforschung dieser Zusammenhänge gearbeitet. Die Quintessenz liegt zumeist darin, dass nicht eine schwache Börsenentwicklung an sich verantwortlich ist für ein sprunghaftes Schwinden des Anlegervertrauens, sondern die Volatilität, mit der diese Notierungsveränderungen einhergehen. Häufig gehen die Ausführungen soweit, dass sogar konkrete Vorgehensweisen behandelt werden, mit denen plötzlich auftretenden Kursschwankungsexplosionen erfolgreich vorgebeugt werden kann. Die beschriebenen Frühwarnsysteme und Verhaltensempfehlungen sind nicht mit marktmanipulativen Instrumenten zu verwechseln. Vielmehr geht es in diesen oben beschriebenen Abhandlungen darum die zur Verfügung stehenden geldpolitischen Mittel gezielt gegen allfällige Markterruptionen einzusetzen, womit die Folgen unkontrollierter Überreaktionen kanalisiert und zeitlich eingeschränkt werden sollen. Was in der Theorie meist mehr oder weniger einleuchtend und formal beschrieben daher kommt, konnte bis anhin in der Praxis noch keiner ernstzunehmenden Bewährungsprobe erfolgreich gegenüberstehen. Speziell die vorbeugenden Aspekte weisen noch immer systembedingte Mängel auf, welche sowohl bei der Asienkrise 1997 als auch ein Jahr später zu Beginn der Russlandkrise zu Tage traten. Ob die reaktiv getätigten geldpolitischen Massnahmen aus stabilitätsorientierter Sicht klug waren steht noch in den Sternen. Meine persönliche Überzeugung sieht nach wie vor erhebliche Gefahren negativer Rückkoppelungseffekte. Es wird angesichts des gegenwärtigen monetären Umfelds äusserst schwer werden den gegenwärtig noch intakten Aufwärtstrend der Leitbörsen aufrecht zu erhalten. Auch hinter die Hoffnung einer wenigstens massvollen Reduzierung aktueller Aktiennotierungen möchte ich grosse Fragezeichen setzen. Es scheint mir sehr unwahrscheinlich, dass der zweifelsohne intakte geldpolitische Zielpfad von den Aktienmärkten ähnlich massvoll honoriert werden. Das diesbezügliche Verhalten der Märkte hat sich dafür in der Vergangenheit zu oft als übertreibend erwiesen. Die nächste Woche anstehenden Wirtschaftsindikatoren stehen exakt im Zeichen der hier beschriebenen Sachverhalte. Am Dienstag werden die Indices zur Konsumentenstimmung veröffentlich, welche wohl einigermassen im Rahmen der Erwartungen ausfallen dürften. Neben einigen weiteren gewichtigen Publikationen könnten speziell die Zahlen zum BruttoInlandProdukt des zweiten Quartals wegweisenden Charakters sein. Bis anhin konnten schwächer als erwartete Wirtschaftszahlen stehts den positiven Verlauf der Finanzmärkte unterstützen, was allgemein durch die dementsprechend geringeren Inflationsgefahren begründet wurde. Leider besteht nun jedoch zunehmend die Gefahr, dass die diesbezügliche Stimmung im Verlauf der nächsten Woche einen entscheidenden Umschwung erleben könnte. Nämlich dann wenn die Freude am schwindenden Zinsdruck der Erkenntnis einer stärker als erwartet bevorstehenden Konjunkturverlangsamung Platz machen müsste. Die Folgen einer solchen Verlagerung des Sentiments wären in ihrem selbstverstärkenden Effekt kaum absehbar - dürften jedoch mit ziemlicher Sicherheit das baldige Erreichen neuer Notierungshöchststände ausschliessen. Konklusion für den Swiss Market Index Nach wie vor muss an dieser Stelle die Region um 7950 Punkte als wesentliche Widerstandszone festgehalten werden. Im Unterschied zu vergangenen Wochenausblicken ist das Risiko eines signifikanten Rückschlags im SMI jedoch deutlich höher. Entsprechend niedrig ist deshalb auch die Wahrscheinlichkeit einer kurz bevorstehenden Rallye in Richtung 8000. Je nach Börsenumfeld erwarte ich für die kommende Woche Notierungen, die deutlich unterhalb des gestrigen Closings zu stehen kommen dürften. Regionen zwischen 7400 und 7600 scheinen mir für die nächsten Handelstage durchaus in Reichweite. Ein Halten des gegenwärtigen Kursniveaus erachte ich nur dann als möglich, wenn die Börse in Übersee mindestens drei Prozent an Kursanstieg hinlegen kann. Die negative Relative Performance der letzten Wochen dürfte also auch in der nächsten Zeit das Börsengeschehen mitprägen. Gruss Engulfing |
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aus der Diskussion: | SMI-AUSBLICK: SOFT LANDING? |
Autor (Datum des Eintrages): | Engulfing (23.07.00 12:16:45) |
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