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Hier noch ein `aktuelles` Satire Fundstück aus sem heise- Forum zu Teles (www.heise.de/foren)
Achtung : Satire Aber wie die alten Verhaltensschemata manchen neuen gleichen
(toter Mann spielen.) ......

2. August 2004 18:50
Warum nur denke ich bei diesem Text an die Teles AG?
Theo Phylin


Vorsicht: Satire!*

Wie man als Professor mit einer grundlegend guten Idee, viel
Frechheit und wenig Sachverstand zum mehrfachen Millionär wird.

Und es begab sich zu einer Zeit, da ward dem Herrn Professor öde.
Seine eigenen Vorlesungen fand er, ebenso wie seine Studenten, zum
Einschlafen langweilig. Deshalb hatte er in der Nacht zwischen Montag
und Dienstag, als nicht nur dem Morgen graute, eine ebenso banale wie
gewinnbringende Idee.

"Ich werde ab sofort Unternehmer in einer zukunftsorientierten
Branche."

Gedacht, getan - nun denn, flugs auf und frisch ans Werk ward die
Devise des Herrn Professor Isegrimm. "Was wird die Zukunft bringen,
und wie will ich diese Zeit gewinnbringend nutzen?"

Das war der Grundgedanke, und der Herr Professor entschloss sich,
weil selbst ein Vielredner, zum Einstieg in die
Telekommunikationsbranche.

Die Welt braucht Kommunikationsendgeräte und zwar moderne, leicht zu
bedienende. Einfach in der Handhabung - noch einfacher, weil
billiger, im Lohnstückverfahren, wurde die Produktion ins benachbarte
Ausland verlagert. Arbeitswillige und billige Anlernkräfte fanden
sich schnell. So wurden denn Einzelbauteile exportiert, im Ausland zu
sehr niedrigen Lohnstückkosten zusammengebaut und die fertigen
Komponenten wieder nach Deutschland reimportiert. Noch rasch von Hand
ein Aufkleber darauf und hier verpackt - das reicht für die
Bezeichnung: "Made in Germany". Weil aber ein modernes
Telekommunikationsendgerät nicht ohne Computerprogramm (Software)
funktionieren will, musste auf die Schnelle noch ein entsprechend
"intuitiv und spielend leicht zu bedienendes" EDV-Programm her. "Plug
& Play - easy eben".

Um im heiss umkämpften Markt bestehen zu können ( ja, auch andere,
tatsächliche, Fachleute arbeiteten bereits an solcherlei Hard- und
Software), nahm der Herr Professor Isegrimm kurzerhand die
Jahrgangsbesten seines Semesters und ernannte die beiden zu seinen
Chefentwicklungsingenieuren. Die auf diese Weise überraschend zu
Titel, Arbeit und Brot Gekommenen stießen jedoch schnell an die
Grenzen ihrer Leidens- und Leistungsfähigkeit. Darum entschloss sich
die "Dreierclique" kurzerhand, ein "Call-middle" und nebenbei ihre
erste Aktiengesellschaft zu gründen. Ein "Call-middle" kostet Geld,
auch wenn man die Mitarbeiter nur gering entlohnt und in einem
dreistündigen Crashkurs: "Jetzt weiß ich alles über ISDN-Karten, EDV
und Telefonie" zum "Call-middle-Fachagenten" ausbilden lässt:

Produkte wollen verkauft sein. Das übernimmt der Fachhandel, gegen
Provision, aber ohne Beratung. Dazu hatte der Herr Professor in
weiser Voraussicht schließlich das Kundeninformationssystem, das
"Call-middle", geschaffen. Wem es als Endverbraucher nicht gelingen
wollte, die "intuitiv und spielend leicht zu bedienende Hard- und
Software" zu installieren, zu administrieren und somit erfolgreich in
Betrieb zu nehmen, dem wurde per Telefon für nur DM (damals noch)
1,86 pro Minute Hilfe angeboten.

Heute ist es nicht mehr klar zu ermitteln, warum bei der "Hotline" im
"Call-middle" unendlich viele Menschen geduldig in schier endlos
erscheinenden Warteschlangen am Telefon verharrten, um sich
ausgerechnet hier Rat und Hilfe zu erhoffen.

Vermutlich jedoch ist es nicht die Tatsache, dass der Bau und
Vertrieb der "intuitiv und spielend leicht zu bedienenden Hard- und
Software" den Herrn Professor zum Multimillionär machte - sondern die
unzähligen Anrufer seiner "Telefonhotline".

Nun, so dachte Herr Professor Isegrimm, wenn es so einfach ist, den
Menschen solcherlei Ware und die zwingend erforderliche Beratung
schmackhaft zu machen, ohne dass die Kunden gegen das
Geschäftsgebaren mit Hilfe der Verbraucherschutzverbände oder der
ordentlichen Gerichtsbarkeit gegen die Machenschaften (unzureichende
bis teilweise mangelhafte, unerfüllte Leistung) der von Herrn
Professor gegründeten Billigst AG zu Felde zu ziehen, um ihr sauer
verdientes Geld zurückzufordern, wenn das so einfach ist, dann stocke
ich mein Vermögen doch zielgerichtet auf.

"Jetzt, da ich in der Telekommunikationsbranche etwas gelernt habe,
jetzt ist es an der Zeit, in das Internetgeschäft einzusteigen".

Mangels geeignetem Brecheisen für den Einstieg in das besagte
Geschäft, entschloss sich der Herr Professor zur Gründung einer "nur
mit den modernsten technischen Mitteln" versehenen Providerfirma
(Internetzugangsanbieter). Wieder mit wenigen Mitarbeitern, dafür mit
jeder Menge Erfahrung im Bereich der Anwerbung und Ausbildung von
"Low-Cost"- Mitarbeitern ausgestattet und unter Zuhilfenahme einiger
weniger "Hochleistungsrechner", wollte das Geschäft nicht so richtig
anlaufen.

Geld, Kapital muss her und das wird in die Werbung investiert. Wie
sagt der Volksmund: "Der Mensch denkt in Bildern". Nun denn, dem
Volke kann geholfen werden. Quasi über Nacht entstand eine in
Deutschland bis dato kaum gesehene Werbeflut etlicher
Hochglanzpapiere. Bunte Bilder. Freundlich lächelnde junge Menschen,
vom Erfolg geradezu verwöhnt. Die fanden sich alsbald in jedem
Haushalt wieder. Die Werbeaussagen waren so verlockend - es konnten
nur einige Wenige den Werbeaussagen widerstehen, und so folgte ein
Vertragsabschluss dem nächsten. Es dauerte nicht sonderlich lange und
eine neue AG musste gegründet werden. Ausgestattet mit einem
medienwirksamen Namen, ward es zum Kinderspiel, die Firma zu einem
Marktführer in Deutschland zu machen. Dass dabei neben vollmundigen,
markigen Worten, Billigstpreisen und einer Fülle von mitzuliefernder
lizensierten Original-Qualitätssoftware die Rede war, tat ein Übriges
dazu. Dass "in einigen wenigen Ausnahmefällen" die Software nicht
beim Endverbraucher ankam - was soll`s? "Sie haben das Häkchen auf
dem Formular nicht angekreuzt". Eine leere Worthülse, eine gern
genutzte Schutzbehauptung, um die offerierte Leistung nicht erfüllen
zu müssen.

Ein "bedauerlicher Einzelfall"? Mitnichten, dem Autor sind zahlreiche
solcher Fälle bekannt. Der Tonfall der "kundenfreundlichen
Servicehotline" ist entsprechend. Kann Mann/Frau sich auch gut
leisten, wenn kein Name genannt, keine Telefonnummer (außer der
erwähnten "Hotline") vorhanden ist. Und wer fährt schon quer durch
Deutschland, um am Firmensitz eines der "innovativsten"
Internetprovider zu protestieren?

Die technische Entwicklung der von Herrn Professor gegründeten Firma
jedoch konnte ebenso wie die personelle, dem Kundenandrang, so nicht
gewachsen sein und ist es bis heute nicht. Die Folgen waren und sind
unter anderem permanente Leitungs- und Leistungsüberforderungen und
Mitarbeiter, die unter der Last der eingehenden Missmutsäußerungen
der unzufriedenen Kunden einfach keine E-Mailanfragen mehr
beantworteten und das Telefon für nicht mehr existent erklärten, es
kurzerhand nicht mehr bedienten.

Zwar gab es einige gutwillige Zeitgenossen, die der Firma durch
Gründung eines kostenlosen Beratungsforums zur Seite standen -
geändert hat sich an der "Leistungsvielfalt" der AG mit dem
medienwirksamen Namen jedoch sehr wenig, dem Grunde nach, also rein
tatsächlich nichts.

Für Leitungsausfälle waren immer schnell die Schuldigen gefunden: Es
waren die Anderen - die Zulieferer - die Vertragspartner, die der
Herr Professor in Zukunft mit strenger Hand führen wolle.

Solch Unterfangen kostet Geld und das nicht zu wenig. Also, eine
weitere Idee des findigen Herrn Professors: "Wenn meine Firma schon
nicht die vereinbarte Leistung bereitstellt, dann soll der "König
Kunde" dennoch zur Kasse gebeten werden, wenn`s sein muss, dann eben
zwangsweise!

Und da Geld bekanntlich nicht stinkt, jeder Cent zählt und Geld nicht
schimmeln darf - lässt der Herr Professor "säumige Zahler" durch ein
Inkassounternehmen anschreiben, unter Druck setzen und kassiert
munter für Leistungen, die sein Unternehmen nicht nur nicht erbracht
hat sondern mutmaßlich zu erbringen gar nicht in der Lage ist.

Nun mag sich die eine Leserin, der andere Leser fragen, wann hat denn
solcherlei Unverfrorenheit stattgefunden? Im Altertum?

Nein - es handelt sich um eine Satire aus dem Jahre 2000 bis 2002
nach Christi Geburt!

Und warum funktioniert das alles so reibungslos? Ohne Widerstand der
millionenfach betroffenen "Kunden", denen auch ein (teilweise
mehrfacher) Schaden entstanden ist?

Weil die Menschen dumm sind? Nein! Allerdings gibt es etliche, die
sich nicht zur Wehr setzen gegen solcherlei "Geschäftsgebaren".

Der Aufwand ist ihnen zu groß. Schreiben, anrufen, Rechtsanwalt
einschalten, Gerichtsverfahren einleiten etc.

Folglich kann eine solche Firmengründung durchaus ein
Wirtschaftsfaktor sein, mit dem Sie rechnen können - dazu benötigen
Sie lediglich menschenverachtende Kaltschnäuzigkeit.

Eine Professur ist dazu nicht zwingend erfoderlich.

* vgl. Bundesverfassungsgericht; Az.: 1 BvR 2000/96
** Alle Namen, auch Firmennamen, sind frei erfunden.
 
aus der Diskussion: Teles - der Highflyer 2004
Autor (Datum des Eintrages): bardoblues  (03.08.04 10:39:54)
Beitrag: 513 von 799 (ID:13915762)
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