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Statement Uto Baader


Vorstandsvorsitzender der Baader Wertpapierhandelsbank AG, München

Meine sehr geehrten Damen und Herren von der Presse,

haben Sie ganz herzlichen Dank, dass Sie unserer doch sehr plötzlich an Sie versendeten Einladung gefolgt sind. Wie Sie aus unserer Ad-hoc- und aus der begeleitenden Pressemitteilung ja schon erfahren haben, können wir heute eine strategische Akquisition bekannt geben: Rückwirkend zum 1.1. diesen Jahres hat die im M-Dax notierte Baader Wertpapierhandels AG, Marktführerin unter Deutschlands Wertpapierhandelsbanken, 100 Prozent der Aktien der Eckes Effektenhandel AG, Frankfurt am Main, übernommen.

Zu dieser Konferenz haben wir Sie eingeladen, um uns den Fragen zu stellen, die Sie bezüglich des Zusammenschlusses vielleicht an uns richten möchten. Gleichzeitig möchten wir die Gelegenheit wahrnehmen, Ihnen die Eckes Effektenhandel AG näher vorzustellen und unsere Sicht auf die Logik des Zusammenschlusses sowie Ihnen unsere weitere Strategie in der neuen Aufstellung näher zu bringen.

In zwei kurzen Eingangsstatements möchten wir - Herr Thaler, der Vorstandsvorsitzende der Eckes Effektenhand AG, und ich - Ihnen einige Erläuterungen vortragen. Im Anschluss an unsere Statements stehen wir Ihnen dann für Fragen zur Verfügung. Ferner haben wir für Sie eine vertiefende Argumentesammlung in schriftlicher Form vorbereitet.


Meine Damen und Herren,

seit Computer in die Handelssäle der Börsen Einzug gehalten haben, geht bei vielen Anlegern die Sorge um, Makler würden durch Computer verdrängt. Und speziell seit der Einführung des vollelektronischen Aktienhandels im offenen Orderbuch von Xetra heisst es immer wieder: Der Makler wird bald überflüssig sein, seine Geschäftsgrundlage wird ihm von EDV-Programmen entzogen. Insbesondere seit der großen Fusion zunächst der Börsen von Paris, Brüssel und Amsterdam und jetzt der Börsen in London und Frankfurt stellt sich wieder die Frage: Bleibt da noch Raum für die Makler? Weniger Börsen, weniger Makler, so lautet die einfache Vermutung.

Die Sorgen um die Geschäftsgrundlagen fußen auf einem Missverständnis über die Rolle von Wertpapierhändlern. Weder das Vordringen von Computern und Software in die Handelssäle noch die Abnahme der Zahl der Börsenplätze kann unser Geschäft beeinträchtigen. Denn wir sind kein Orderbuch; das kann man - siehe Xetra - programmieren. Ein Börsencomputer kann nicht selbstständig Investitionsentscheidungen treffen. Oder genauer gesagt: Anders als ein computergestützter Makler handelt ein vollelektronisches Handelssystem nicht auf eigene Rechnung; es wickelt lediglich Aufträge, die von außen herangetragen werden, gemäß den vorgegebenen Parametern Zeitlimit, Preislimit und Stückzahl ab. Ein vollelektronisches Handelssystem ist rein passiv bzw. reaktiv. Es hat kein Interesse an einem maximalen Umsatz. Makler aber generieren Liquidität. Sie kanalisieren sie nicht, sie schaffen sie. Wir bilden Märkte nicht ab, wir machen sie.

Die Ausweitung der Geschäftsgrundlagen durch den Erwerb eines Maklers ist deshalb aus unserer Sicht zeitgemäß. Warum hat in diesen Tagen die große Investmentbank Merrill Lynch den renommierten Wertpapiermakler und Nasdaq-Market-Maker Herzog Heine Geduld für viele hundert Millionen Dollar gekauft und kurz darauf den drastischen Abbau eigener hausinterner Händlerkapazitäten beschlossen? Herzog Heine Geduld ist mit 7.000 Skontren einer der führenden Makler und Liquiditätsspender in den USA. Was den Wertpapierhandel angeht, sind wir durchaus zwei vergleichbare Häuser. Warum beteiligt sich Merrill Lynch - eine den Weltstandard des Aktienresearch verkörpernde Investmentbank - an diesem Makler?
Die Antwort ist ebenso einfach wie erfreulich: Weil sich an den Finanzmärkten die Erkenntnis durchsetzt, dass in Zeiten des Real-Time-Wertpapierhandels spontane Liquidität immer wichtiger wird. Und weil sich mit dieser Dienstleistung - durch ein sich verbesserndes Risikocontrolling - gutes Geld verdienen lässt. Die Nachfrage der Wertpapiermärkte nach Liquidität und Transaktions-Know-how steht - seitens der Anleger und auch seitens der Emittenten - erst an ihrem Anfang. Und wir sind - was die Dienstleistung Liquidität angeht - mit einigem Abstand Marktführer in Deutschland.

Der Nachholprozess bezüglich der Aktionärskultur und damit der Nachfrage nach Aktien hat in Deutschland eine enorme Dynamik. Das korrespondiert auf der anderen Seite damit, dass auch die Unternehmen den Gang an die Börse scheuten, diese Scheu aber zusehends ablegen. Hier faire Preise, Schnelligkeit, Kompetenz und Liquidität bereitzustellen, sind Dienstleistungen, die täglich stärker nachgefragt werden. Computer können dabei helfen, neue Handelssysteme und -programme sind eine wünschenswerte Unterstützung im Bemühen um mehr Effizienz. In dem Maße, wie der Wertpapierhandel auch neue Wege geht, sich zu neuen und größeren Börsen zusammenschließt, aber auch neue Plattformen im Internet - Stichwort: ECNs - sucht und findet, wird sich das Handelsvolumen zersplittern. Diejenigen Handelsplätze werden Erfolg haben, die es schaffen, zuverlässig ein hohes Maß an Liquidität zu garantieren. Denn nur ordentliche Liquidität garantiert faire Preise und niedrige Handelsrisiken durch schnelle Orderausführung. Computer spenden keine Liquidität. Auch immer größere Börsen bedeuten nicht automatisch mehr Liquidität. Makler spenden Liquidität. Makler machen Märkte. Das wird sich auch in zehn Jahren nicht ändern.

Deshalb haben wir dieses Geschäftsfeld mit einem großen Schritt durch die Übernahme eines der führenden Makler an der Frankfurter Wertpapierbörse, der Eckes Effektenhandel AG, kräftig ausgebaut. Eckes Effektenhandel hat ein bald 20 Mann starkes, loyales, sehr gut ausgebildetes, rein auf Institutional Sales spezialisiertes Händlerteam. Die Firma ist Kraft der besonderen Qualität ihrer Arbeit in Frankfurter Finanzkreisen hoch angesehen.

Die Baaderbank hat zwei große Geschäftsfelder: den Wertpapierhandel mit Skontroführung und Institutional Sales auf der einen, das Investmentbanking mit Beteiligungs- und Emissionsgeschäft auf der anderen Seite. Im Bereich Skontroführung insbesondere von ausländische Aktien sind wir ohne Zweifel sehr stark und in Deutschland mit Abstand marktführend. Im Bereich Institutional Sales jedoch haben wir relativ dazu eine Schwäche. Der Zusammenschluss mit der Eckes Effektenhandel AG bedeutet für uns deshalb vor allem zweierlei:

den Ausbau der Marktführerschaft der Baader Wertpapierhandelsbank AG durch Vervollständigung der Dienstleistungspalette im Maklergeschäft - und zwar auf höchstem Qualitätsniveau, sowie


die darüber hinausgehende Nutzung der komplementären Stärken der Eckes Effektenhandel AG - Institutional Sales an der Frankfurter Börse mit Konzentration auf inländische Technologieaktien und Neue Märkte - zur Dynamisierung aller Geschäftsfelder der Baaderbank

Erfreulich ist aus Aktionärssicht zusätzlich, dass durch die Art der Finanzierung der Transaktion eine Erhöhung der Marktkapitalisierung ohne gewinnverwässernde Effekte bei gleichzeitiger Erhöhung des Free-floats gelingt. Wir gehen davon aus, dass dies der mittelfristigen Kursentwicklung der Aktien der Baader Wertpapierhandelsbank AG gut tun wird.

Im Vordergrund steht freilich die neue Qualität unseres Dienstleistungsangebots für unsere Kunden und damit der nachhaltige geschäftliche Erfolg unseres Hauses.

Meine Damen und Herren,

ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und darf nun Herrn Thaler bitten, Ihnen zunächst ein paar Worte zur Eckes Effektenhandel AG und des weiteren zu den Modalitäten unseres Zusammenschlusses zu sagen. Es ist geplant, dass Herr Thaler in Kürze mit der Verantwortung für Institutional Sales und für die Betreuung institutioneller Kunden sowie Dienstsitz am Finanzplatz Frankfurt in den Vorstand unseres Hauses eintritt.
 
aus der Diskussion: Analyse: BAADER - Geschäftsjahr 1999 und ein Ausblick
Autor (Datum des Eintrages): Teacher  (24.07.00 18:08:09)
Beitrag: 121 von 242 (ID:1395663)
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