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Interview des Spiegel mit Adidas-Chef Hainer:
(Auszug)


Hainer: Die Arbeitszeitverlängerung ist ja nur eine erste Maßnahme. Sie beseitigt aber nicht das Grundübel. Meiner Ansicht nach leben wir ! in Deutschland über unsere Verhältnisse. Der Wettbewerb um uns herum ist stärker geworden und die Konkurrenten kommen nicht mehr nur aus Amerika oder Asien, sondern aus Polen oder Tschechien. Diesem Wettbewerb werden wir uns stellen müssen.

SPIEGEL ONLINE: Also sind die Deutschen Ihrer Ansicht nach zu bequem geworden?

Hainer: Ich habe das Gefühl, dass wir uns auf dem Erfolg der Nachkriegsjahrzehnte ausgeruht haben. Und damit haben wir Privilegien geschaffen, beispielsweise bei Urlaub und Feiertagen. In Bayern haben wir 14 Feiertage. Im Sommer beginnt dann jedes zweite Wochenende schon am Mittwochnachmittag, weil Donnerstag Feiertag ist und am Freitag ein Brückentag genommen wird.

SPIEGEL ONLINE: Denken Sie vielleicht über eine Verlagerung ihrer Firmenzentrale nach?



Hainer im Interview: "Denken Sie an die Römer"
Hainer: Nein, nein, nur befürchte ich, dass wir uns diesen Komfort nicht mehr lange leisten können. Denken Sie an die Römer. Rom war mal eine der reichsten Nationen. Aber als alle nur noch am Swimmingpool lagen und sich die Weintrauben von netten Damen in den Mund schieben ließen, war es irgendwann mit dem römischen Reich auch vorbei. :mad

SPIEGEL ONLINE: Bei der derzeitigen Diskussion geht es ja auch um die Frage, ob Manager so viel verdienen müssen. Halten Sie es denn für gerechtfertigt, wenn sich Vorstände das Gehalt verdreifachen lassen und gleichzeitig Einsparungen bei den Personalkosten verlangen?

Hainer: Ich bin immer ein Verfechter einer erfolgsorientierten Bezahlung. Wenn ein Vorstand sein Unternehmen nach vorne bringt, Umsatz und Gewinn steigert und die Aktionäre teilhaben lässt, dann soll er auch ein vernünftiges Gehalt bekommen. Ich habe kein Verständnis dafür, wenn Chefs exorbitante Summen verdienen, der Unternehmenswert aber geschmälert wird.

SPIEGEL ONLINE: Warum legen Sie ihre eigenen Bezüge dann nicht offen und machen mit im Schweigekartell der Dax-Unternehmen?

Hainer: Weil ich darin keinen Sinn erkennen kann. Schauen Sie, wir weisen doch schon heute die Bezüge des gesamten Vorstandes aus. 2003 waren das 7,5 Millionen Euro. Bei sechs Vorständen kann sich jeder ausrechnen, dass ein Vorstand bei Adidas im Schnitt 1,2 Millionen Euro verdient. Da der Vorstandsvorsitzende immer ein wenig mehr verdient, können Sie davon ausgehen, dass ich so zwischen 1,6 und 1,8 Millionen Euro liege.

SPIEGEL ONLINE: Was ist denn Schlimmes daran, wenn die genauen Summen bekannt sind.

Hainer: Meines Erachtens soll damit nur eine neue Neid-Diskussion angefacht werden. Dann sagen die Leute: "Schau mal, der verdient 1,2 Millionen, aber bei der letzten Christbaum-Versteigerung hat er nur 20 Euro gegeben." Und es wird dann eine Nivellierung nach oben geben, weil alle, die weniger verdienen, sich ungerecht behandelt fühlen. Und genau dies wäre der falsche Weg. Es muss wieder mehr um Leistung gehen.

Das Interview führte Carsten Matthäus



Wen meint der mit "wir" und "die Deutschen". Die Friseuse, den Schichtarbeiter, den Teerkocher, den Glaser, die Kassiererin, die Krankenschwester........
 
aus der Diskussion: dieses rumgelüge über hartz 4 und den billigjobbern geht mir auf den senkel
Autor (Datum des Eintrages): Viva2  (09.08.04 12:01:36)
Beitrag: 43 von 44 (ID:13982235)
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