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Hallo Leute,

will mal was zum Future-Handel beisteuern; handle seit ca. 12 Jahren selbige. Also müßte ich ein bisserl Ahnung haben.

Folgendes: Der Future-Handel ist hardcore - da handeln nämlich die wirklichen Profis, nicht die Amateure wie bei den Scheinen und Zerties.
Im Jargon heißen diese Konstruktionen übrigens auch "Studentenfutter".
Nicht so ganz grundlos, denke ich.

Vorteile beim Fut-Handel sind die hohe bis sehr hohe Fungibilität (Handelbarkeit) zumindest während der Haupthandelszeitzeit. Ausführung ist in aller Regel problemlos und blitzschnell. Vor allem bei stop bzw. limit order. Kaum gesehen, schon gefillt.

Und die Gewinn- Verlustrechnung hast du auch realtime bei PATS o.ä. zumindest.

Das technische know how, die Bedienung der Handelsplattform, das ordering ist auch innerhalb von 14 Tagen oder so zu lernen.

Nachteil: du mußt wirklich sehr gut traden können, zuvor ein System mit längerfristig positiver Gewinnerwartung finden und dann damit sehr systematisch und konsequent arbeiten, um auf Dauer eine positive Performance zu schaffen.
Nachkaufen geht in aller Regel nicht so ohne weiteres.
Vor allem nicht mit ein paar Tausend Kapital.
Das läßt der Broker nämlich nicht zu. Womit wir beim erforderlichen Kapital wären:

Beim daytrade beträgt die margin je nach Markt ca. 2500-5000$ bzw. Euro. Beim FDAX min. 3500 für 1 einzigen Kontrakt.
Davon 1500 verloren, schon heißt es, nachschießen oder die Posi wird zwangsliquidiert.

Kein Broker wartet nämlich, bis du 80% deines Kapitals verzockt hast.

Um 2 Kontrakte FDAX handeln zu können und ein bißchen Spielraum zu haben, brauchst du min. 10ooo Euros.

Dann ist aber nix mehr mit zukaufen und verbilligen.

Und über Nacht kannst du es damit auch nicht halten (ggf. Zwangsliqidierung).

Diese Bedingungen schaffen einen enormen Druck; je weniger Kapital, desto größer ist der Druck. Du kannst dir praktisch keinen größeren Fehler leisten (den Verlust mal 1 Tag aussitzen z.B.), weil das die sofortige Handelsunfähigkeit aufgrund von Kapitalmangel bedeuten kann. Stichwort: Nachschußpflicht, wenn soundsoviel % von der margin im Buchverlust sind.

Die Taktiken bzw. Strategien, die beim Scheine-Handel funktionieren (weil der Markt einfach nicht so effizient ist und weil viel mehr "Blinde" da zugange sind) funktionieren beim F-Handel nicht in derselben Weise will sagen überhaupt nicht.

Für scalping brauchst du zudem ein wirklich professionelles schnelles Chartprogramm mit realtime Future-Daten, selbstverständlich selbstaktualisierend.

2 Bildschirme nicht unbedingt, man kann auch den chart mit der order-Maske auf einem Bildschirm unterbringen (überlagern) und entsprechend verschieben.
Besser und sicherer sind natürlich 2 unabhängig voneinander laufende PC`s.

Das alles gibt es nicht umsonst; diese Investitionen wollen auch getätigt sein.

Alles in allem: Wer nicht ca. 20000 Euros beiseite gelegt hat und die auch entbehren (wahrscheinlich eher verschmerzen) kann, sollte m.E. die Finger davon lassen (vor allem vom FDAX).

Ciao
 
aus der Diskussion: Scalping - das schnelle Geld - ein reales Experiment
Autor (Datum des Eintrages): Rosshaken  (27.09.04 10:41:28)
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