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Hoffentlich gelingt hier eine sachliche Debatte ohne von Besessenheit verdunkelte Geister. :laugh:

Noch in diesem Jahr drosselte die Opec die Ölförderung, weil sie befürchtete, nach Wiederaufnahme und Hochfahren irakischer Lieferung könne der Ölpreis abermals unter die Spanne von 22 bis 28 $ absacken wie nach dem ersten Golfkrieg.

Es kam umgekehrt, und zwar heftig. Was aber ist neu? War der Ölbedarf Chinas und anderer Länder Asiens etwa vorher nicht bekannt? Die Wachstums raten sind dort seit Jahren hoch.

Es gab mehr Unruhen im Irak als erwartet, und auch anderswo gab es unerwartete Ereignisse, die sich aber nur kurzfristig auf Förderung oder Stimmung auswirken. Abgesehen davon sind neue Fakten nicht bekannt; nur der Markt hat gedreht.

Und siehe da - plötzlich "wissen" alle und schreien es laut und ständig heraus, wie knapp das Öl doch sei und wie kurz die Vorräte doch noch reichten. Einige Argumente sind richtig, aber schon in den 1970ern verbreitet und populär gewesen. Das ist 30 Jahre her. :eek: Handelt die Börse neuerdings 30 Jahre alte Stimmungen? ;)

Außer dem endlichen Ölbestand ist auch Fakt, daß:

(1)
Erhöhte Preise zum Sparen anregen.

So manches teuergewordene "Spielzeug" wurde stillgelegt, weil die Ölpreise einfach zu hoch sind. (Geringes Sparpotential)

Es wird sparsamer gebaut. (Geringes Sparpotential)

Andere Energiequellen werden erschlossen; bei hohen Preisen beschleunigt sich der Umstieg. (Großes Sparpotential)

Langfristig wird Öl weder verheizt noch als Kraftquelle verbrannt, weil es viel zu schade dafür ist. Es wird nur noch als Rohstoff für die chemische Industrie verwendet. Dabei werden sehr geringe Mengen benötigt.

Ein ganzes Bündel verschiedener Energiequellen wird bei diesem Preisniveau verstärkt lohnend.

(2)

Es gibt große Vorkommen an Ölschlamm, den zu verarbeiten bei diesem Preisniveau bereits wirtschaftlich ist. Bislang war es nicht lohnend gewesen. Diese Vorkommen dürften weit mehr als genug sein, bequem die Zwischenzeit zu überbrücken, bis langfristig Öl nicht mehr verbrannt wird.

(3)

Trotz aller Panik ist mehr Öl am Markt als gekauft wird. Die Preise haben sich wegen Befürchtungen, also Ängsten, verdoppelt.

Es könnte uns ja das Öl ausgehen. Terroristen könnten die Ausfuhr im Irak oder anderen arabischen Förderländern lahmlegen. Es könnte zu Zwischenfallen in Afrika kommen.

Es könnte das bedenkliche Gebahren um Jukos die Lieferung verknappen. In einem lateinamerikanischen Lieferland könnten Unruhen die Lieferung beeinträchtigen.

Neben vielen "könnten", die mehr Ängste als Tatsachen sind, gab es kurzfristige Ausfälle wegen Wirbelstürmen, gedenglischt Hurrikan. Diese werden aber nicht lange währen.

Dabei fahren einige Länder ihre Förderung weiter hoch, von Saudi-Arabien bis Iran, um vom hohen Preis zu profitieren.

Was also soll diese plötzliche Verdopplung sein, wenn nicht Spekulationsblase oder Hausse aus Unsicherheit? Seit Jahrzehnten wissen wir, daß die Vorräte nicht mehr als ein halbes oder ganzes Jahrhundert reichen, und schon vorher eine Verringerung des Verbrauchs nötig sein wird. Trotzdem ist der Preis mal gefallen, mal gestiegen, und wurde von vielen, nicht zuletzt der Opec, ohne Ängste und Unsicherheit noch in diesem Frühjahr ein Preis in oder unter der offiziellen Spanne erwartet oder befürchtet.

Kaum ist der Markt umgeschlagen, jagen die Börsen über das Hochhausdach oder bohren sich durch unter das Kellerfundament, wissen dann viele, warum es so kommen mußte und alles noch viel fetziger werden muß.

Nun steht auch noch eine Wahl an, die zu kommentieren ich mir besser verkneifen werde. Inzwischen kritisieren sogar (mehrere) große internationale Organisationen den hohen Ölpreis. Auch beim € hat die EZB erst lang geduldig abgewartet, dann aber eine konzertierte Aktion begonnen, und im Nu waren die 1,30 Geschichte.

Daher erwarte ich, daß auch jetzt etwas geschieht, bevor diese Angstblase noch Tatsachen schafft, die keiner will.

Man hat lange geduldig auf den Markt gewartet. Entweder er kommt von selbst zur Vernunft, oder es wird nachgeholfen.

Wann sollte das Geschehen? Nach der Wahl? Im Prinzip ist das möglich, aber für einen Akteur wäre das möglicherweise zu spät. Vielleicht wäre er dann keinn Akteur mehr. ;)

Es fehlt nur der Nadelstich. Pfffffffffffffft.
 
aus der Diskussion: Ölblase oder Dauerhausse?
Autor (Datum des Eintrages): Kurswechsel  (08.10.04 19:09:08)
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