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@Cicero,

eine Verbindung von Ölpreis und Soros zu sehen, ist eine gewagte politische Spekulation; aus sowas halte ich mich heraus, zumal politische Ängste und Nachfrage ein nachprüfbarer Anstoß sind. Andererseits nutzen Spekulanten ja gewöhnlich Gegebenheiten, die schon vor ihrem verstärkenden Eingriff bestanden.

Gesichert ist dagegen, daß Soros seine öffentliche Bekanntheit gegen Bush in die Waagschale wirft:

http://www.stern.de/politik/ausland/index.html?eid=527009&id…

"Bush kämpft mit dem Teufel in seinem Leib"

© Volker Hinz

George Soros, 73, Spekulant und Philanthrop

Als Spekulant hat er Milliarden Dollar gemacht. Jetzt will George Soros "etwas Gutes für die Menschheit" tun, und das heißt für ihn: George Bush verhindern. Für ihn sind die US-Wahlen eine Frage "von Leben und Tod"

Herr Soros, Sie sind ein vielfacher Milliardär, Sie sind alt, Sie ... Wie? Ich bin 73 und ...

... Sie könnten sich doch nun entspannen, Ihr riesiges Vermögen genießen. Stattdessen stürzen Sie sich in einen hitzigen Kreuzzug gegen den Präsidenten George Bush. Das ist kein Kreuzzug.

Okay, es ist ein Krieg. Es ist auch kein Krieg, ich mag diese Worte nicht. Mich treibt Pflicht. Wir leben in ungewöhnlichen Zeiten. Die kommende Wahl ist einzigartig, das ist nicht Business as usual, nein, das müssen Sie begreifen: Es geht um Amerika, aber es geht auch um den Rest der Welt. Diese Wahlen sind eine Frage von Leben und Tod.

Sie übertreiben. Ja? Ich fürchte, höchstens ein bisschen. Die Bush-Regierung möchte ihren Willen der ganzen Welt aufzwingen. Diese Regierung ist in die Hände von politischen Extremisten gefallen, die einer primitiven Form des Sozialdarwinismus anhängen: Das Leben ist für sie ein ständiger Kampf ums Dasein, und das Überleben wird durch Gewalt, letztendlich Krieg, gesichert. Amerika ist eine Gefahr für die Welt.

Kritiker wie Noam Chomsky sagen schon, Amerika sei keine Demokratie mehr, sondern ein faschistischer Staat. Nein, nein! Das ist eine Übertreibung, die den Terror der Nazis banalisiert und die politische Diskussion lähmt. Ich habe als Kind und als Jude den Faschismus in Ungarn erlebt, ich habe die sowjetische Besatzung erfahren. Ich vergleiche Bush nicht mit den Nazis. Aber in diesem Land passiert nun, was ich nie für möglich gehalten hätte: Die offene Gesellschaft ist zutiefst gefährdet.

So sieht es Bush auch - er meint durch den Anschlag vom 11. September 2001. Es heißt immer, diese schrecklichen Terrorakte haben die Welt verändert. Nein, die Welt wird dadurch verändert, wie die Bush-Regierung auf diesen Terror reagiert, wie sie ihn ausbeutet und für sich nutzt - bürgerliche Freiheiten beschneidet, die unumschränkte Herrschaft auf dem Globus anstrebt. Vielleicht wird man im historischen Rückblick einmal sagen: Das war der Beginn eines fürchterlichen Erdbebens - dieses Ausrufen des "Krieges gegen den Terror".

George Soros

Mit falschem Pass überlebte der Jude den Holocaust in Ungarn, er floh 1947 vor den Kommunisten nach London, studierte beim Philosophen Karl Popper. 1956 ging er nach New York, wurde Börsenmakler, ist heute einer der reichsten Menschen der Welt: Mit fünf Milliarden Dollar fördert er in rund 50 Ländern die Idee der "Offenen Gesellschaft" seines Ziehvaters PopperUnd Sie sind nun derjenige, der Amerika, der die Welt vor dem Unheil rettet? Ach was. Ich bin einfach in einer Position, in der ich meine Meinung laut sagen kann.

Andere sehen das weniger pathetisch. Zum Beispiel die Republikanerin Christine Iverson. Sie sagt: "George Soros hat sich die Demokratische Partei gekauft." Ich bitte Sie, das muss diese Dame so sagen. Sie ist eine Sprecherin der Republikanischen Partei. Aber klar, ich werde jetzt von vielen Konservativen glühend gehasst, sogar als Verräter meiner Klasse betrachtet. Ich habe bisher 12,5 Millionen Dollar für Organisationen ausgegeben, die den Demokraten nahestehen. Die Konservativen schäumen auch so heftig, weil ich mit meinem Geld für ein wenig mehr Waffengleichheit im Wahlkampf sorge. Aber es ist ja nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.

Sie hören sich an, als ob Sie für die Niederlage George Bushs sogar Ihren letzten Dollar einsetzen würden? Tja, wenn man mir das richtige Ergebnis garantieren könnte!

Ist es eigentlich ein schlechtes Gewissen, das Sie treibt? Nein, wieso denn? Wie meinen Sie das?

Vielleicht ist es ja die Hoffnung, nicht in die Geschichte einzugehen als der Mann, der mit seinen Spekulationen die Bank von England knackte - eine Aktion, die jeden Briten, Kind oder Greis, zwölf Pfund kostete. Und Sie um eine Milliarde Dollar reicher machte. Sie wollen mir ein schlechtes Gewissen einreden, lassen Sie das. Ich habe nicht gegen Gesetzte verstoßen, ich habe nur Spielräume ausgenutzt. Als ich gegen das englische Pfund wettete, habe ich einfach eine Bemerkung des damaligen deutschen Finanzministers Waigel richtig interpretiert. Aber das ist Vergangenheit.

...
 
aus der Diskussion: Ölblase oder Dauerhausse?
Autor (Datum des Eintrages): Kurswechsel  (26.10.04 13:10:56)
Beitrag: 67 von 80 (ID:14903851)
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