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Depfa Bank plc - Neuer Rekord - 03.11.2004
Staatsfinanzierer macht wieder mehr Gewinn, hat aber Probleme bei einzelnen Ertragskomponenten

(smartcaps-Redaktion Frankfurt am Main)


Sehr praktisch, die Überschrift für die Ad-hoc-Mitteilung musste nicht geändert werden: „Depfa Bank erneut mit Rekordquartal" - das hatte der Staatsfinanzierer schon vor drei Monaten gemeldet. Nun ist noch eine Million hinzugekommen. 129 Mio. Euro Gewinn fuhr die Bank im dritten Quartal ein und damit 39 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten im Schnitt mit 111 Mio. Euro gerechnet. Insgesamt summierte sich der Gewinn bis Ende September auf 382 Mio. Euro. Das ist mehr als im gesamten vergangenen Geschäftsjahr und 42 Prozent mehr als in den ersten neun Monaten 2003. Die Depfa Bank profitiert also weiter von der hohen Verschuldung der öffentlichen Haushalte.

Analysten-Erwartungen bei Gewinn getoppt

Die gesamten Erträge legten im dritten Quartal um 15 Prozent auf 200 Mio. Euro zu. Alles in allem nahm der Staatsfinanzierer in den ersten neun Monaten 582 Mio. Euro ein, 23 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Zu dieser Verbesserung trugen vor allem der Zinsüberschuss sowie die Erträge aus der Veräußerung von Aktiva bei. Ersterer stieg von Juli bis September um 18 Prozent auf 110 Mio. Euro. Die Erwartungen der Analysten konnte die Depfa Bank damit allerdings nicht toppen. Dafür stiegen die Erträge aus der Weiterplatzierung von Staatsfinanzierungen auf mehr als das Doppelte: 73 Mio. Euro.

„Kein Tafelsilber verkauft"
Diese Erträge kommen nach Angaben des Geldinstituts aus zwei Quellen: Zum einen optimiert die Depfa Bank über diesen Weg das weltweite Staatsfinanzierungsportfolio in Höhe von 148 Mrd. Euro, in dem Länderallokationen und Spreadentwicklungen von Anleihepreisen berücksichtigt werden. Zum anderen werden im Rahmen des Investment Banking zukünftige Kursentwicklungen von Anleihen öffentlicher Hände in bestimmten Ländern antizipiert. Der Staatsfinanzierer betont, dass es sich bei den Erträgen aus der Veräußerung von Aktiva um reguläres Geschäft beispielsweise aus dem Kauf und Verkauf von langfristigen Staatsanleihen handle und keineswegs „Tafelsilber" verkauft werde.


Minus bei Provisionsüberschuss und Handelsergebnis

Die Depfa Bank schloss im dritten Quartal neue Geschäfte im Wert von 18 Mrd. Euro ab. Das Neugeschäftsvolumen addierte sich damit für die ersten neun Monate auf 51 Mrd. Euro. Dieses Ergebnis liege auf Höhe des sehr guten Vorjahreswertes, teilte der Staatsfinanzierer mit. Beim Blick auf Provisionsüberschuss und Handelsergebnis jedoch gab es Stirnrunzeln bei den Analysten. Der Provisionsüberschuss hatte sich auf 14 Mio. Euro mehr als halbiert. Das Handelsergebnis sank von 16 auf 3 Mio. Euro. Die Bank nannte dies „zufrieden stellend", gestand jedoch zugleich eine hohe Volatilität dieser Ertragskomponente ein.

Kosten kräftig gestiegen

Unterdessen stiegen sowohl Personal- als auch Sachaufwand. Nach neun Monaten summieren sich die Kosten auf 116 Mio. Euro, das sind 42 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der Mitarbeiter ist im vergangenen Jahr um 17 Prozent gestiegen. Grund dafür sei das organische Wachstum, so das Geldinstitut, nämlich der Ausbau der Produktpalette und die Expansion in die USA. Außerdem wirke sich die Zahlung von variablen Vergütungen für 2003 in diesem Jahr erstmals auf die Gewinn- und Verlustrechnung aus. Der Sachaufwand sei durch die Veräußerung der Pfandbriefbank sowie durch Umzüge in neue Büros gestiegen. Die Kosten-Ertragsrelation lag in den ersten drei Quartalen bei 20 Prozent und damit 1,5 Prozentpunkte höher als im Vorjahreszeitraum. Sie befinde sich aber im Rahmen der Planungen, so die Depfa Bank.

In den vergangenen drei Jahren konnte der Staatsfinanzierer sein Nettoergebnis durchschnittlich um 50 Prozent pro Jahr steigern. Diese Entwicklung sei durch die Fokussierung auf die Bedürfnisse der öffentlichen Hand weltweit möglich geworden, heißt es bei der Depfa Bank. Die Spezialisierung habe sowohl zu einer geographischen Expansion als auch zu einem Ausbau der Produktpalette geführt. Diese beiden Entwicklungen sollen auch zukünftig im Mittelpunkt der Strategie stehen.

Gutes Geschäft in den USA, Beratung in Polen

In den USA verbucht das Geldinstitut nach eigenen Angaben „sehr gute Anfangserfolge", das US-Geschäft trage bereits in „nennenswerter Höhe" zum Konzernergebnis bei. Nun will der Staatsfinanzierer seine Aktivitäten in Zentral- und Osteuropa sowie in Asien ausbauen. So hat die Depfa Bank kürzlich die polnische Stadt Chenstochau beim Erwerb eines Erstratings der Agentur Fitch beraten. Die Rating-Beratung einer der 15 größten Städte Polens sei ein weiterer Schritt auf dem polnischen Markt, der zunehmend an Bedeutung für die Depfa gewinne, teilte das Kreditinstitut mit. Über Beratungsmandate hinaus biete das Land auch Wachstumsperspektiven in der Staats- und Infrastrukturfinanzierung.

Versicherung gegen Kreditausfall

Als neues Produkt will die Depfa Bank ab dem kommenden Jahr Versicherungen gegen Kreditausfälle anbieten. Im ersten Halbjahr 2005 soll eine europäische Versicherungstochter die Arbeit aufnehmen und vor allem Kredite für Infrastruktur-Projekte der öffentlichen Haushalte versichern. Das Geldinstitut hofft nach der Basel-II-Regelung auf eine hohe Nachfrage für Versicherungen gegen Kreditausfälle. Demnach belasten künftig versicherte Kredite nicht mehr das Eigenkapital der Banken, so dass die Institute Spielraum für neue Kreditvergaben bekommen. In den USA rechnet die Depfa Bank erst in sechs bis sieben Jahren mit Gewinnen aus ihrer Versicherungstätigkeit. Dort finanzieren sich die Bundesstaaten häufig über Anleihen und nicht über Bankkredite.

Für das laufende Geschäftsjahr peilt der Staatsfinanzierer einen Gewinn von mehr als 450 Mio. Euro an. Mit dem neuen Rekordquartal liege man klar auf Kurs, diese Prognose zu erreichen, so die Banker. Nach dem zweiten Quartal hatte die Depfa Bank ihre Gewinnprognose um 50 Mio. Euro angehoben.

Trotz Rekord Minus an der Börse

Die Aktie kommt dagegen nicht so richtig in Schwung. „Kaufen" sagen die meisten Analysten, aber kaum einer tut’s. Nach einem Tiefpunkt Anfang August hat sich die Aktie zwar wieder hochgearbeitet, aber das Jahreshoch von 13,50 Euro ist noch nicht in Reichweite. Trotz der Rekordzahlen sackte der Kurs zunächst ab, stieg dann wieder leicht auf aktuell 11,70 Euro - dennoch ein knappes Minus gegenüber dem Vortag.
© smartcaps 2004
 
aus der Diskussion: DEPFA Aktiensplit ermöglicht neues Kursziel von 20€ (bzw. 200€)
Autor (Datum des Eintrages): pantarhei  (04.11.04 10:24:41)
Beitrag: 2,072 von 5,474 (ID:14983404)
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