Fenster schließen  |  Fenster drucken

:confused:
Entschuldigt, wenn ich manchmal Begriffe benutze, die nicht jedem geläufig sind. Die meisten werden es wissen, aber hier nochmal kurz erklärt:

"Shorting" oder besser "short selling" ist der Verkauf von Anteilen, die man sich zuvor vom Broker leiht. Geht nicht so ohne weiteres, man muss Garantien stellen und Gebühren zahlen. Im Gegensatz zum "long selling" verkauft man also Anteile, die man nicht selbst besitzt. Der Eigentümer der Anteile erfährt davon übrigens nichts und hat auch keinen Vorteil. Während man beim "long buy" darauf setzt, dass der Kurs steigt und man beim Verkauf einen Gewinn macht, setzt man beim short selling darauf, dass der Kurs fällt und man zur Rückgabe der geliehenen Aktien diese dann auf dem Markt billiger zurückkaufen kann. Der Effekt auf den Markt ist der, dass beim short selling ein Verkaufsdruck ausgeübt wird und der Kurs allein dadurch fallen kann oder zumindest weniger schnell steigt. Beim Rückkauf hingegen wird dann allerdings ein Kaufdruck ausgeübt, der den Kurs steigen lässt oder einen Fall abbremst.

"Naked short selling" erfolgt ohne vorheriges Ausleihen von Aktien, d.h. ohne Gegenwert. Insofern ist es ähnlich wie das Ausstellen eines ungedeckten Schecks oder das bezahlen mit Falschgeld und daher generell nicht erlaubt. Marketmaker (MM) haben jedoch zur Schaffung von Liquidität die Möglichkeit, eingeschränkt "naked short" zu verkaufen. Der MM ist ja am OTCBB der Mittelsmann zwischen den Käufern und Verkäufern, er kauft zum Bid und verkauft zum Ask (vereinfacht gesagt) und verdient an der Differenz, dem Spread. Kommt nun zuerst ein Verkauf ohne gleichzeitigen gleich grossen Kaufauftrag, so nimmt der MM die Aktien in sein Inventar, um sie später zu verkaufen. Geschieht das Entgegengesetzte, so verkauft er "short", d.h. Papiere, die er noch gar nicht hat. Da er keine Möglichkeit hat, diese vorher zu leihen, verkauft er sogar in diesem Augenblick Papiere, die es (noch) gar nicht gibt, denn die naked short verkauften Aktien erhöhen die Zahl der im Umlauf befindlichen über das reguläre Mass hinaus. Allerdings werden normalerweise diese naked shorts noch im Laufe des Handelstages, oft schon nach wenigen Sekunden durch angekaufte Aktien regularisiert, d.h. die zu viel am Markt befindlichen Aktien werden durch vom Markt genommene kompensiert. Der MM liefert dann also später gekaufte Aktien an den Broker.
Nimmt nun (wie bei MBAH) der Kaufdruck kurzfristig stark zu und lässt nicht nach, so kann es passieren dass der MM sich darauf verlässt, die shorts am nächsten Tag decken zu können, aber der Preis steigt weiter und er verschiebt die Kompensation weiter. Inzwischen sind allerdings die "naked short" verkauften Aktien dem Käufer bei Broker bereits gutgeschrieben worden. Was der nicht ahnt, ist dass die Aktien, die er gekauft hat, Luftpapiere sind.
Um diesen Zustand zu begrenzen, muss der MM dem Broker binnen 13 Tagen (in D binnen 2 Tagen) den Nachweis liefern, dass der Verkauf gedeckt ist, d.h. er "liefert". Tut er das nicht ("fail of delivery"), macht er sich strafbar. Der Broker muss dann Meldung machen und zwangsvollziehen. Offenbar passiert das aber nicht immer, und so können sich solche naked shorts auch über längere Zeit stauen. Wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter.
Nimmt das grosses Ausmass an, dann sinkt der Kurs des Papiers, denn der Markt wird mit nicht vorhandenen Aktien inflationiert. Für die betroffene AG ist ausser der blossen Vermutung nackt geshortet zu sein, nicht viel zu machen um das herauszufinden. Es sei denn ....

Es sei denn, sie ändert ihren Namen und die WKN oder sie gibt eine Dividende aus. In dem Falle müssen alle Broker die Echtheit (Deckung) der Papiere in ihren Depots prüfen, um sie für den Klienten umzutauschen oder die Dividende zu beanspruchen.
Genau das letzere hat MBAH am letzten Montag gemacht, nachdem der Verdacht aufgekommen war, dass vor allem Knight (NITE) hohe naked short Bestände hat. Am 26.11. ist Stichtag.

Nun muss NITE zusehen, dass sie reale Aktien anstelle der fiktiven liefern, und die müssen sie auf dem Markt kaufen. Wird das schwierig, weil zuwenige Leute bereit sind, ihre Aktien zu verkaufen, dann werden die shorts "ausgequetscht" (short squeeze) und der Preis rauscht nach oben.
Als Alternative könnte NITE auch versuchen, Zeit zu gewinnen und die naked shorts in reguläre shorts umzuwandeln, für die keine Zeitbeschränkung gilt. Das geht aber nur, wenn genügend Aktien zum Ausleihen verfügbar sind. Aktien, die in einem "long sale" sind, die also in einer normalen Verkaufsorder sind, die aber noch nicht ausgeführt wurde, stehen dafür nicht zur Verfügung.

Deshalb mein Rat, alle Bestände für über einen Dollar zu verkaufen. Es ist kaum anzunehmen, dass dieser Limit bereits nächste Woche erreicht wird.

Und wenn doch, naja, furchtbar schlimm wär`s auch nicht.:D
 
aus der Diskussion: MBAH steigt und steigt und steigt........
Autor (Datum des Eintrages): npnb  (18.11.04 16:05:52)
Beitrag: 155 von 1,569 (ID:15139689)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE