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#89 neueemail

Du hast meine Frage in #88 nicht geantwortet.

Anstattdessen berufst du dich auf die UNO, die für dich die letzte moralische Instanz ist.

Bedeutet das, daß du ein Genozid an, sagen wir, 10 Millionen Menschen hinnehmen würdest, wenn die UNO keine Intervention gegen das Verbrechen segnen würde?

Ich frage dich nochmal, und ich bitte um eine ehrliche und klare Antwort, wo setzst du die Grenze des tolerablen, wenn überhaupt?

Auf Phoenix war gestern Abend ein Dokumentarfilm über Saddams Terror-Regime zu sehen. Da wurde der Leiter des "Humanitarian Association for the Victims of Saddams Regime" interviewiert, eines Vereins mit 50,000 Mitgliedern, allen Opfer von Saddams Folter-Knechten. Der Leiter dieser Organisation sagt, daß das Ausmaß des Massenmords viel größer ist, als bisher angenommen. Er schätzt die Zahl der Iraker, die von Saddam hingerichtet wurden, auf 2 Millionen. Diese Opfer waren Shiiten, Kommunisten, Bürgerrechtler, Oppositionelle, Iraker, die aus irgendeinem Grund in Saddams Missgunst gefallen waren. Photos von Opfern wurden gezeigt, die zum Tod gefoltert wurden. Die Leichen der Opfer zeigten graumsame Verletzungen auf, die durch Verätzungen verursacht worden waren. Mann konnte sehen, wie ganze Gliedmaße durch Säure weggeätzt worden waren. An anderen Leichen fehlten Körperteile, die abgehackt worden waren. Laut dem Organisationsleiter sind unzählige Menschen abgeschleppt, gefoltert und mit unvorstellbarer Brutalität umgebracht worden. Ganze Familien sind auf diese Weise verschwunden.

In diesem Film sah man Bergen von Akten über die Opfer, die Saddams Geheimdienste minutiöse geführt hatten. Das erinnert an etwas aus der Hitler-Zeit, oder aus der Zeit der Roten Kmer.

Es ist empörend und skandalos, daß in Teile der linksliberalen Medien Kommentare zu finden sind, die Saddams Verbrechen herunterspielen indem auf die Tatsache hingewiesen wird, daß viele Hinrichtungen in Zusammenhang mit Kriegshandlungen passiert sind. Weil diese Kriegshandlungen zur Zeit der amerikanischen Intervention nicht mehr stattfanden, wird argumentiert, gab es kein großes Problem mehr. Menschen wurden nur in unbedeutenden kleinen Zahlen weiter hingerichtet, laut dieser These. Diese ist auch deine These, neueemail. Für dich war, wie du schreibst, die große Zeit des Saddam Hussein schon lange vorbei.

Dies Ansicht der Geschehnisse ist falsch, und die ständige Wiederholung dieser These ist nichts anders als Geschichtsverfälschung.

Wie im Dokumentarfilm von Phoenix klar gemacht wurde, war der Terror Saddams tagtäglich, er hat nicht nur im Rahmen von Kriegshandlungen stattgefunden, war allengegenwärtig, hat nie aufgehört, und wenn nicht durch das Eingreifen der Amerikanern gestoppt worden wäre, wäre weitergegangen.

Ferner versuchst du neueemail mit einem vagen Hinweis auf einen "geschichtlichen Zusammenhang" die Verbrechen Saddams wegzurationalisieren, die nicht in Zusammenhang mit seinen Kriege passiert sind. Du schreibst:

Jenseits des Krieges gab es dann grausliche Gewaltakte der herrschenden Klasse im Irak. Sie lassen sich auch in einem geschichtlichen Zusammenhang erfassen

Was, bitte schön, sollte das heissen?

for4zim hat in seinen Postings einen Vergleich zwischen der Leugnung der Nazi-Verbrechen und der heutigen Leugnung Saddams Verbrechen gezogen. Er hat damit recht, weil eine ähnliche falsche Argumentation benutzt wird. Ich für meinen Teil sehe eine andere Parallele zwischen der heutigen Leugnung Saddams Genozids durch die Linken und ihrer damaligen Leugnung des Genozids Pol Pots. Damals wie heute wurde der Genozid zuerst geleugnet und dann heruntergespielt. Zum Schluss wurden die Verbrechen der Roten Kmer als eine Reaktion auf die Bombardierung Kambodias durch die Amerikaner verharmlost und wegrationalisiert.

Übrigens hat xylophon völlig recht, wenn er darauf hinweist, daß die Amerikaner die Iraker im Krieg gegen die Iraner unterstützt haben, weil sie das Risiko nicht akzeptieren konnten, daß die iranischen Mullahs den Irak mit seinen Ölfeldern erobern und dadurch ihre Macht und ihren Einfluss auf die Region erheblich verstärken. Dieses Verhalten war strategisch richtig weil damals ein Sieg der revolutionären Mullahs eine Katastrophe für die Region und die ganze Welt bedeutet hätte.

Allerdings muss erwähnt werden, daß diese Unterstützung hauptsächlich in der Form erfolgt ist, daß die Amerikaner die Iraker mit Informationen über die Positionen und die Stärke der iranischen Streitkräfte belieferten, die sie mittels ihrer Spionsatelliten gewannen.

Was die Lieferung von Kriegsgeräte an Saddam betrifft, spielten die Amerikaner nur eine sehr kleine Rolle. Wie ich in einem anderen Thread geschrieben habe, war der Anteil der Amerikaner an den Lieferungen von Waffen während Saddams Herrschaft nur 1 Prozent, weniger als der von Polen und Brasilien (jeweils 2 Prozent). Der Hauptlieferer waren die kommunistischen Länder, vor allem die Sowjetunion (70 Prozent) und China, und Frankreich.

Jedoch sind solche Erwägungen für eine Beurteilung der amerikanischen Intervention relativ unwichtig, wie ich schon betont habe. Wenn man gegen einen Gewaltverbrecher einschreitet, fragt man nicht, wer ihn bewaffnet hat.
 
aus der Diskussion: Moslemterrorist erschiesst wehrlose CARE-Direktorin im Irak
Autor (Datum des Eintrages): spicault  (20.11.04 16:18:49)
Beitrag: 105 von 121 (ID:15154676)
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