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Hi,

im folgenden möchte ich Euch einladen, über eine wahre Value-Perle zu diskutieren: Allgemeine Gold- und Silberscheideanstalt (Allgussa).

Geschäft:
Die 1891 gegründete und in Pforzheim ansässige Allgussa ist ein Lieferant von Halbzeugen für die Schmuckindustrie. Weitere Standbeine sind die Edelmetallrückgewinnung sowie das kontinuierlich expandierende Geschäft für dekorative und technologische Anwendungen von Edelmetallhalbzeugen. Die Hauptabsatzmärkte liegen in Europa und Asien.

Ertragslage:
Im Jahr 2003 erzielte Allgussa bei einem Umsatz von 365,7 Mio. Euro ein Betriebsergebnis von 13,7 Mio. Euro. Der Jahresüberschuss betrug 8,7 Mio. Euro bzw. 1,81 Euro je Aktie. Im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr 2004 erzielte Allgussa auf Nachfrage das zweitbeste Ergebnis der Geschichte. Beim Umsatz wurde die Marke von 400 Mio. Euro überschritten. Das Betriebsergebnis soll nur eine Million unter dem Rekordergebnis des Jahres 2001 von 19,8 Mio. Euro liegen. Der Jahresüberschuss dürfte damit bei rund 12 Mio. Euro bzw. 2,50 Euro je Aktie liegen.

Vermögenslage:
Die Vermögenslage von Allgussa ist grundsolide. Die Eigenkapitalquote 2003 lag bei 53,3%. Das Eigenkapital übersteigt das Anlagevermögen um mehr als das doppelte. Die Barmittel sind höher als die Finanzverbindlichkeiten, so dass sich eine Nettoliquidität von 500 Tsd. Euro errechnet.

Erwähnenswert sind die hohen stillen Reserven in der Bilanz. Allgussa bilanziert noch nach HGB und bewertet Vorräte nicht mit den Marktpreisen sondern anhand des Lifo-Verfahrens. Dadurch sind stille Reserven entstanden, deren Höhe im Jahresabschluss 2003 mit 30 Mio. Euro angegeben wird. Nach Angaben der Gesellschaft haben sich die stillen Reserven aufgrund der gestiegenen Edelmetallpreise inzwischen auf 32 Mio. Euro erhöht.

Erhebliche stille Reserven sind auch infolge der kontinuierlichen Anwendung degressiver Abschreibungen im Anlagevermögen entstanden. So beträgt der Restbuchwert des Anlagevermögens bei Anschaffungs- und Herstellungskosten von 82 Mio. Euro gerade einmal 22 Mio. Euro. Hervorzuheben ist auch, dass der Konzern so gut wie keine immateriellen Vermögensgegenstände ausweist. Bei einer Bilanzsumme von 93,8 Mio. betragen diese gerade einmal 153 Tsd. Euro.

Erhebliche Phantasie birgt die Umstellung auf IFRS im Jahre 2005. Durch die dann notwendige Bewertung der Vorräte mit Marktpreisen wird sich auf der Passivseite der Bilanz das Eigenkapital über die Neubewertungsreserve um 32 Mio. Euro erhöhen. In der Vergangenheit hat Allgussa ihre Aktionäre bereits mehrmals mit Sonderausschüttungen erfreut, die auf bilanzielle Maßnahmen (Ausschüttung EK 56 z.B.) zurückzuführen sind. Zuletzt wurde 1999 eine Sonderdividende von 1,92 Euro gezahlt. Ich rechne damit, dass im Jahr 2005 zumindestens die Gewinnrücklage der AG (Stand 2003 8,5 Mio. Euro) als Sonderdividende ausgeschüttet wird. Je Aktie entspricht dies 1,77 Euro.

Bewertung:
Das Grundkapital von Allgussa ist eingeteilt in 4,8 Mio. Aktien mit einem Nennwert von 2,56 Euro je Aktie. Die Marktkapitalisierung beträgt bei einem Kurs von 25,90 Euro rund 124 Mio. Euro. Auf Basis der Ergebnisse 2004 errechnet sich ein EV/Sales-Multiplikator von 0,3 und ein EV/EBITDA-Multiplikator von 5,5. Das KGV 2004 beträgt 10,4. Der Buchwert auf Basis der Bilanz 2003 liegt bei 10,40 Euro. Bezieht man die im Vorratsvermögen enthaltenen stillen Reserven mit ein, steigt der Buchwert je Aktie auf 16,70 Euro. Mithin beträgt das bereinigte KBV 1,6. Ins Auge sticht die hohe Dividendenrendite von 5%. Im Geschäftsjahr 2003 schüttete Allgussa 1,30 Euro aus. Nach Angaben der Gesellschaft ist für das Jahr 2004 mindestens eine Dividende in Vorjahreshöhe zu erwarten. Sollte die hohe Ausschüttungsquote (72%) der letzten Jahre beibehalten werden, wäre sogar eine Dividende von 1,80 Euro vorstellbar. Dies entspricht einer Dividendenrendite von 6,9%.

Großaktionär:
Großaktionär der Allgussa ist mit einem Anteil von 90,8% der belgische Metallurgiekonzern Umicore. Die Wahrscheinlichkeit, dass Umicore die Beteiligung auf 100% aufstockt, ist aus folgenden Gründen sehr groß:
a) Umicore hat bei Übernahmen in der Vergangenheit verbleibende Minderheitsaktionäre stets ausgekauft.
b) Die Geschäfte von Umicore und Allgussa sind bereits sehr eng miteinander verzahnt.
c) Umicore dürfte wenig Interesse daran haben, die freien Aktionäre an dem Segen aus der Umstellung auf IFRS zu beteiligen.
d) Für die Aufnahme von zehnjährigem Fremdkapital zahlt Umicore derzeit Zinsen von unter 4%. Im Gegenzug erhält man aber eine Dividendenrendite von bis zu 7%. Diese Verzinsung ist übrigens keinesfalls eine Eintagsfliege: Bereits auf Basis des Schlußkurses 2003 von 20,00 Euro und einer Dividende von 1,30 Euro errechnete sich eine sehr schöne Rendite von 6,5%.
e) Für einen Auskauf der freien Aktionäre spricht auch, dass Umicore bislang keinen Gewinn- und Beherrschungsvertrag mit Allgussa geschlossen hat.

Zukunftsaussichten:
Bei der Beurteilung der Zukunftsaussichten von Allgussa wäre es töricht, alleine auf das zwar stabile aber stagnierende Geschäft mit der europäischen Schmuckindustrie abzustellen. In den vergangenen Jahren hat Allgussa umfassende Expertise im Bereich der Edelmetallbeschichtungstechnologie aufgebaut. Diese Verfahren kommen bei der Herstellung von Sputtertargets für optische Datenspeicher und Hochtemperatursupraleiter zur Anwendung. Bei ersteren sieht man sich nach Angabe des VV auf Platz 2 in Europa. Erheblich an Bedeutung gewinnen wird zukünftig nach Auskunft des Unternehmens das Edelmetallrückgewinnungsgeschäft. Ein wichtiger Treiber wird neben den steigenden Edelmetallpreisen die Elektroschrottverordnung sein. Sie verpflichtet die Hersteller, alte Elektrogeräte zurückzunehmen und zu entsorgen. Natürlich übernehmen die Hersteller diese Aufgabe nicht selber sondern schalten Spezialisten ein. Bislang hat sich die Verordnung in haussierenden Aktienkursen von Logistikunternehmen wie CCR und Interseroh niedergeschlagen. Bei Allgussa als letztem Glied in der Kette Hersteller - Logistiker - Recycler wurden die guten Perspektiven noch nicht eingepreist. Dabei gewinnt Allgussa bereits jetzt das in den Leiterplatten enthaltene Edelmetall (insbesondere Silber) zurück.

Fazit:
a) eine knochentrockene Bilanz
b) eine niedrige Bewertung mit sehr guter Dividendenrendite
c) die Aussicht auf Sonderausschüttungen
d) weitere Zukäufe von Umicore
e) die positiven Impulse der Elektroschrottverordnung, die bislang überhaupt noch nicht im Kurs eskomptiert wurden.

Alle diese Punkte machen Allgussa in meinen Augen zu einem der aussichtsreichsten Investment am deutschen Kurszettel. Was meint ihr?

Viele Grüße
babbelino
 
aus der Diskussion: Allgussa - Eine Value-Perle mit Squeeze-Out-Phantasie
Autor (Datum des Eintrages): babbelino  (15.01.05 18:20:39)
Beitrag: 1 von 73 (ID:15535759)
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