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BAUINDUSTRIE
"Börsenplan kostete viele Arbeitsplätze"
DEUTSCHE BAHN - Hartmut Mehdorn hat den Börsengang des Staatsunternehmens forciert. Er ist - nicht zum ersten Mal - gescheitert und bleibt trotzdem der Chef. Der Kanzler verschiebt das Vorhaben.
Herr Knipper, wie wichtig sind Aufträge von der Deutschen Bahn für die Bauindustrie?

Die Bahn ist einer der größten Auftraggeber für uns. Sie vergibt jährlich Aufträge in Höhe von 5,5 bis sechs Milliarden Euro. Zum großen Teil werden sie aber aus Steuermitteln finanziert.

Was kommt davon in diesem Jahr bei den Baufirmen an?

Seit die Bahn vor einigen Monaten einen Ausgabenstopp verhängt und konsequent den Börsengang verfolgt hat, verzeichnen wir massive Auftragsrückgänge. Seit Januar ist die Zahl der Aufträge um 40 Prozent zurückgegangen. Allein im Juli hatten wir einen Einbruch bei den Auftragseingängen von 60 Prozent.

Wie wirkt sich das auf die Baufirmen aus?

Wenn sich an dieser Situation nichts ändert, werden vor allem viele mittelständische Firmen bald Insolvenz anmelden müssen. Insgesamt sind in den Bahnbaubetrieben mehr als 20 000 Arbeitsplätze gefährdet.

Wie erklären Sie sich die Zurückhaltung der Bahn bei den Investitionen?

Bahnchef Hartmut Mehdorn hat seit Jahresbeginn den Ausbau der Infrastruktur eindeutig zum Spielball seines geplanten Börsengangs gemacht. Das heißt, die Unterhaltungsmaßnahmen ins Netz, die die Bahn selbst finanzieren muss, wurden auf Null heruntergefahren. Offenbar lässt der Bahnchef das Schienennetz lieber verlottern, nur, um zum Jahresende mit guten Zahlen zu glänzen. Das zeigt übrigens auch, welche Nachteile es hat, wenn sich das Schienenetz im Bahnbesitz befindet.

Der Bahnchef hat offenbar aber auch Grund, auf Ihre Branche sauer zu sein. Er wirft Baufirmen vor, sie würden überhöhte Rechnungen stellen und den Kampf gegen Korruption blockieren ...

Diese Vorwürfe sind haltlos. Wir behalten uns deshalb rechtliche Schritte gegen die Bahn wegen Ruf- und Imageschädigung vor.

Das Interview führte Peter Kirnich.

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Foto: Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie
 
aus der Diskussion: 15.01.05 DGAP-Ad hoc: WALTER BAU-AG <DE0007477507>
Autor (Datum des Eintrages): Friseuse  (17.01.05 22:47:32)
Beitrag: 11 von 122 (ID:15554508)
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