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Plambeck machts wohl nicht mehr lang...


Baustopp für Windparks auf See
Risiko zu hoch: Banken verweigern Kredite - Jetzt soll der Bund mit einer Bürgschaft einspringen
von Daniel Wetzel

Berlin - Der von der Bundesregierung geplante Bau von gewaltigen Windparks in Nord- und Ostsee könnte sich nach Informationen der WELT wegen ungeklärter Finanzierungsfragen noch um mehrere Jahre verzögern. Damit droht besonders Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) bei seinem wichtigsten energiepolitischen Projekt eine herbe Niederlage. Denn ohne die rechtzeitige Inbetriebnahme der sogenannten Offshore-Windparks ist unsicher, ob Deutschland seine im Kyoto-Protokoll festgelegten Klimaschutzziele bis 2012 erreichen kann.


Wie die WELT aus Branchenkreisen erfuhr, verweigern die Banken allen bislang genehmigten Offshore-Windparks die nötigen Kredite. " Die Banken zögern, weil ihnen das Fertigstellungsrisiko zu hoch ist" , bestätigte Peter Ahmels, Präsident des Bundesverbandes Windenergie.


Die Offshore-Windparks bilden den Kern der von der rot-grünen Bundesregierung geplanten Energiewende. Insgesamt sollen bis 2020 zwischen 5000 und 8000 Windkrafträder von je etwa 190 Metern Höhe auf 33 Flächen in der Nord- und Ostsee verteilt werden. Die Investitionskosten betragen rund 45 Mrd. Euro.


Allerdings gilt schon das Ziel Trittins, bis 2006 rund 120 Windkraftanlagen mit 500 Megawatt Leistung ins Meer zu stellen, in der Branche als " unerreichbar" . Denn neben technischen und genehmigungsrechtlichen Problemen gilt jetzt die Finanzierungsfrage als größter Stolperstein für das maritime Milliardenprojekt.


Zwar hatte Trittin im vergangenen Jahr selbst das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) durchgesetzt, in dem den Betreibern von Offshore-Parks eine weit über Großhandelspreis liegende " Einspeisevergütung" von 9,1 Cent pro Kilowattstunde garantiert wird.


Doch selbst die Aussicht auf die gesetzlich garantierten Milliardenumsätze kann zur Zeit keine Bank dazu bewegen, Geld in Offshore-Projekte zu investieren. Denn bislang hat kein Betreiber Erfahrung mit der neuen Generation von Windkraftanlagen, wie sie auf hoher See benötigt werden. Selbst an Land (onshore) existieren bislang nur einzelne Prototypen. " Banken machen grundsätzlich keine Projektfinanzierung bei Prototypen" , sagt Torsten Hinsche vom Kompetenzzentrum Windkraft der Commerzbank in Hamburg. " Die meisten Initiatoren in Deutschland sind außerdem zu klein, um die Haftungsrisiken bei Investitionsvolumen von bis zu einer Milliarde Euro zu schultern."


Um den drohenden Stillstand abzuwenden, soll nun der Staat mit einer " Bundesbürgschaft" einspringen. Falls ein Offshore-Projekt schon in der Bauphase scheitert, soll der Steuerzahler das Ausfallrisiko tragen. " Auf diese Weise können wir den Banken einen letzten Schub über den Berg geben" , heißt es beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). " Die Bürgschaft wäre auf zwei Jahre befristet und müßte wahrscheinlich nie in Anspruch genommen werden" , sagte Michaele Hustedt, energiepolitische Sprecherin der Grünen.


Die Bereitschaft von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), eine Bundesbürgschaft zu gewähren, ist allerdings wohl nicht sehr ausgeprägt. Seine Teilnahme an der Einweihung der weltgrößten Windkraftanlage bei Brunsbüttel sagte Schröder jedenfalls in dieser Woche kurzfristig ab.


Artikel erschienen am Fr, 4. Februar 2005
 
aus der Diskussion: Plambeck: Bewertung der Wandelanleihe aktuell
Autor (Datum des Eintrages): Schwammkopf  (08.02.05 18:54:04)
Beitrag: 617 von 735 (ID:15756615)
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